Vom Rudern, Sonnenbaden und Parkieren: Der Mythenquai in Bildern
Ein durchgängiger Mythenpark soll die Grünflächen am linken Zürichseeufer verbinden. Zumindest will das die IG Seepärke, über deren Initiative am 3. März abgestimmt wird. Auf dieser Seeseite hat sich auch schon in den vergangenen 150 Jahren viel getan, wie ein Blick ins Archiv zeigt.
So könnte ein zusammenhängender Mythenpark dereinst aussehen: Eine Visualisierung des Projekts umfasst Ideen wie ein grosses Schmetterlingshaus mit Volière und Sukkulentensammlung (unten links). (Foto: Screenshot IG Seepärke)
Am 3. März stimmt die Zürcher Stimmbevölkerung über die Volksinitiative «Mythen-Park» ab. Sie fordert die Planung eines zusammenhängenden Uferparks, der das Arboretum und die Rentenwiese mit dem Strandbad Mythenquai verbindet. Dafür soll der Mythenquai als Strasse aufgehoben werden.
Der Stadtrat und eine Mehrheit des Gemeinderats lehnen die Idee ab. Man teile den Wunsch eines durchgehenden Parks am linken Seeufer zwar, erklärte Stadträtin Simone Brander (SP), als das Projekt im Gemeinderat diskutiert wurde (wir berichteten). Die Massnahmen, die es bräuchte, um den Verkehr des Mythenquais zu verlagern, sieht man allerdings als unverhältnismässig oder nicht durchführbar an.
Damals wirkte das linke Zürichsee-Ufer noch wie ein zusammenhängender Park: Postkarte von 1910. (Foto: ETH-Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
Eine Gemeinderats-Minderheit aus AL und Mitte hält die Initiative «trotz ihrem utopischen Erscheinen» für «umsetzbar, sofern der städtebauliche Anspruch nicht dem Autoverkehr untergeordnet wird», wie es in der Abstimmungspublikation heisst. Sie stehe in der Tradition der Schaffung der Quaianlagen in den 1880er-Jahren, mit denen grosszügige Freiräume zum See hin erstellt wurden.
Doch wie sah es am linken Seeufer aus, als die Quaianlagen neu errichtet wurden? Und was hat sich dort seither getan? Werfen wir einen Blick zurück.
Um 1879: Die Quaianlagen entstehen, das Ufer wird für Fussgänger:innen nutzbar. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
1889: Blick vom Arboretum auf den Hafen Enge. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Auf der anderen Seite des Hafens befand sich damals eine eher einfach gehaltene Schiffswerkstatt... (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
...an dem Ort, an dem zur Schweizerischen Gartenbau-Ausstellung 1959 ein Seerestaurant entstand (heute das Samigo). (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
In den 1890er-Jahren gab es bei der Enge noch eine Frauenbadi. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Der Hafen selbst wurde noch lange für den Frachttransport benutzt. Hier ein Bild von 1945. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
Zur Seegfrörni 1929 tummelten sich statt Schiffen Menschen im Hafen. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Wo 1927 noch Fracht abgeladen wurde... (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
...befindet sich seit den 1950er-Jahren ein Parkplatz. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
Das gegenüberliegende Mythenschloss, in den 1980er-Jahren als Replika des Originals aus den 1920ern entstanden, wurde 2020 endgültig abgerissen. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Seit die Stadt mit dem Bau der Quaianlagen an den See heranrückte, wurde das linke Seeufer immer wieder geprägt von grossen Ausstellungen. Hier fand ein grosser Teil der Schweizerischen Landesausstellung 1939 statt, von der die Landiwiese ihren Namen hat. 1947 folgte die Zürcher Kantonale Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung Züka. Im Rahmen der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit SAFFA 1958 entstand die gleichnamige Insel vor der Landiwiese, ein Jahr später der Wabengarten und das Seerestaurant am Hafen Enge für die Schweizerische Gartenbau-Ausstellung.
Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung am 3. März stehen zwischen Arboretum und Landiwiese in den nächsten Jahren Veränderungen an. So plant die Stadt anstelle der heutigen Parkplätze am Hafen Enge einen eher minimalistisch gehaltenen Park.
Auch das angrenzende Areal rund um das Strandbad Mythenquai, die Sukkulentensammlung und die Bootshäuser der Ruderclubs will die Stadt umbauen. Hier sollen möglichst viele Parkplätze verschwinden, die Sukkulentensammlung womöglich an einen neuen Ort in der Nähe umziehen. Diese Planungen waren der Ausgangspunkt für die Idee des Mythenparks: In ersten Visualisierungen einer möglichen Umsetzung bildete ein neues, gläsernes Gebäude das Zentrum des Parks. In ihm hätten laut den Initiant:innen sowohl die Sukkulentensammlung, die Volière, die sich heute im Arboretum befindet, als auch ein Schmetterlingshaus Platz.
Die alte Volière im Arboretum (hier ca. 1917)... (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
...wurde später durch einen Neubau ersetzt (hier ein Foto von 1992). (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
1932 wurde die Mythenquaistrasse verbreitert... (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
...und bildet seither eine Schneise zwischen den Uferanlagen und dem Rest der Stadt. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
Schon 1902 trafen sich Ruderer in einem der Vorgänger der heutigen Bootshäuser. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
1931 wurde die Sukkulentensammlung Zürich eröffnet. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
Zur Landesausstellung 1939 ging die Seilbahn über den Zürichsee in Betrieb. Sie wurde nach der Ausstellung wieder abgebaut, das Metall in der Rüstungsindustrie verwendet. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Zur Gartenbau-Ausstellung 1959 wurde wieder eine Seilbahn über den See errichtet. Sie blieb sieben Jahre lang stehen. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Das Strandbad Mythenquai entstand in den 1920er-Jahren. Hier ein Bild von 1936. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Bereits 1933 war es sehr gut besucht. Das Wort «Dichtestress» war damals mutmasslich unbekannt. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Dort, wo später die Landiwiese entstehen sollte, befand sich 1927 noch braches Uferland. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Die SAFFA 1958 gab der gleichnamigen, künstlichen Insel ihren Namen. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY 4.0)
Um 1980 herum sah es dort schon sehr ähnlich aus wie heute. (Foto: ETH Bibliothek, Baugeschichtliches Archiv, CC BY SA 4.0)
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Medien. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Mittlerweile sind 1500 Menschen dabei und ermöglichen damit den Tsüri-Blick aufs Geschehen in unserer Stadt. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 2000 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für Tsüri.ch und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 8 Franken bist du dabei!