«Aussergewöhnliches» Geschenk – UBS-Mieterschaft erhält zum Rausschmiss 3500 Franken

An der Brahmsstrasse im Sihlfeld will die Grossbank UBS zwei Liegenschaften durch einen Neubau ersetzen. Dabei bietet sie der gekündigten Mieterschaft einen ungewöhnlichen Deal an.

Brahmsstrasse
Die UBS will die Häuser an der Brahmstrasse 10 und 12 durch Neubauten ersetzen. Dadurch soll die Zahl der Wohnungen von 22 auf 60 steigen. (Bild: Dominik Fischer)

Die UBS plant in der Brahmsstrasse einen Ersatzneubau mit 60 Wohnungen. Mitte März ist den Mietenden der Häuser 10 und 12 die Kündigung in den Briefkasten geflattert. Bis spätestens Ende März 2027 müssen alle raus, dann soll der Abriss beginnen. Doch gemäss dem Anwohner Jonas Keller befinden sich die beiden 1945 gebauten Liegenschaften «noch in bestem Zustand».

«Aussergewöhnliches» Abschiedsgeschenk der UBS 

Ebenfalls erstaunt habe Keller, der eigentlich anders heisst und anonym bleiben möchte, der letzte Punkt im Kündigungsschreiben: dort heisst es, den Mieter:innen werde eine Umzugspauschale von 3500 Franken überwiesen. Keller sieht in dem grosszügigen Entgegenkommen eine Strategie, um mögliche Proteste in Grenzen zu halten.  

Die UBS bezeichnet die Zahlung auf Anfrage von Tsüri.ch als «Entgegenkommen».

Eine Art Schweigebonus? Mit dem Ausschütten von Boni ist man bei der UBS schliesslich gut vertraut. Wie Inside Paradeplatz im März berichtete, strich alleine der CEO Sergio Ermotti im Jahr 2024 fast 15 Millionen in Boni ein. 

Üblich sind solche Zahlungen im Rahmen von Kündigungen in Zürich jedoch nicht. So bezeichnete Walter Angst vom Mieter:innenverband das Abschiedsgeschenk auf Anfrage als «aussergewöhnlich». Gleichzeitig zeigte er sich über das Vorgehen der Verwaltung CSL «nicht überrascht». 

So sei diese auch beim Mieter:innen-Rausschmiss in der Siedlung Heuried mit solchen Tricks vorgegangen. Die IG Heuried bestätigte gegenüber Tsüri.ch, dass auch hier einigen Mieter:innen, die über besonders lange Verträge verfügten, grosszügige Geschenke angeboten wurden, um die Siedlung zeitnah zu verlassen.

Im Heuried plante die Credit Suisse den Abriss der gesamten Siedlung mit 108 Wohnungen. Und das, obwohl diese erst im Jahr 2005 kernsaniert worden war. Mit der Übernahme der CS ging auch diese in den Besitz der UBS über. 

Seit der Übernahme der CS ist die UBS zum mit Abstand grösstem Akteur auf dem Schweizer Immobilienmarkt geworden, wie unter anderem Watson berichtete. 70’000 Schweizer Wohnungen befinden sich im Besitz der UBS, in der Stadt Zürich sind es rund 6500 Wohnungen. Auch der UBS-Immobilienfond Sima ist mit Abstand der grösste in der Schweiz. 

«Für die bisherige Mieterschaft nicht mehr bezahlbar»  

Wie viel die Wohnungen künftig kosten werden, dazu will sich die UBS nicht äussern. Keller ist sich jedoch sicher: «Es ist klar, dass sie Wohnungen bauen werden, die für die bisherige Mieterschaft nicht mehr bezahlbar sein werden.» Die UBS schreibt dazu auf Anfrage, die künftigen Mieten sollen sich im mittleren ortsüblichen Segment für Neubauten bewegen. 

Weiter heisst es, die UBS verfolge in Bezug auf ihre Immobilien «eine langfristige Anlagestrategie, um vielseitigen, zeitgemässen und nachhaltigen Wohnraum für eine wachsende Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.» Insbesondere im städtischen Marktumfeld würden sich Verdichtungen im Bestand anbieten. 

UBS Bank Zürich
Seit sie die Credit Suisse und einen Grossteil ihrer Liegenschaften übernommen hat, ist die UBS zum grösstem Akteur auf dem Schweizer Immobilienmarkt geworden. (Bild: Unsplash/Claudio Schwarz)

Verdichten wird die UBS an der Brahmsstrasse in der Tat: 60 neue Wohnungen sollen entstehen, anstatt der bisherigen 22, heisst es auf Anfrage. Der Fokus bleibe dabei wie bisher auf den 2,5- und 3,5-Zimmerwohnungen, es werden jedoch ergänzend auf einige 1,5- und 4,5-Zimmerwohnungen entstehen. 

Bei den Neubauten würden zudem moderne Standards in Bezug auf Architektur, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Barrierefreiheit umgesetzt, so die Grossbank. 

Erst vor Kurzem ist mit dem Ersatzneubau an der Anna-Heer-Strasse ein anderes Bauprojekt der UBS fertiggestellt worden. Schliesst man von den dortigen Mietpreisen auf das Bauprojekt in der Brahmsstrasse, so dürfen Mieter:innen nichts Gutes vermuten: 

Hier zahlen Mieter:innen für eine 2,5-Zimmerwohnung 3090 Franken im Monat, für eine 3.5-Zimmerwohnung 3430.- und für eine 3,5-Zimmer Attikawohnungen 4010.- im Monat.

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