Auch ohne Vorkaufsrecht: Diese Grundstücke hat die Stadt zuletzt gekauft
Seit Anfang 2024 hat die Stadt Zürich insgesamt 13 Grundstücke erworben. Damit ist sie dem Drittelsziel ein Stück nähergekommen. Trotzdem werden Landkäufe für die Verantwortlichen schwierig bleiben: Ihre Hoffnung auf ein Vorkaufsrecht wurde Ende November zerschlagen.
Das Vorkaufsrecht hätte der Stadt einen strategischen Vorteil bei Landkäufen verschafft, doch die Stimmbevölkerung des Kantons versenkte die Vorlage deutlich mit über 59 Prozent Nein-Stimmen. Beim zuständigen Amt Liegenschaften Stadt Zürich (LSZ) trägt man den Entscheid mit Fassung: «Den Volksentscheid gilt es zu akzeptieren», schreibt der Medienverantwortliche Kornel Ringli auf Anfrage. Die Stadt werde sich strategisch weiterhin auf den Kauf von Grundstücken fokussieren, die im Hinblick auf das Drittelsziel die grösste Wirkung erzielen würden.
Ob weitere Schritte in die Richtung eines Vorkaufsrecht geplant sind, kann Ringli nicht beantworten, betont aber: «Wir werden uns selbstverständlich weiterhin auf allen politischen Ebenen für die Umsetzung der städtischen Wohnpolitik engagieren.»
Erst seit 2021 kann die Stadt eigenständig Liegenschaften erwerben. Dafür standen ihr zunächst 500 Millionen, seit dem laufenden Jahr sogar 600 Millionen Franken zur Verfügung. Bis und mit 2023 kauften die Verantwortlichen 22 Grundstücke auf Stadtgebiet. 2024 kamen sieben weitere dazu – im Wert von 472 Millionen Franken.
Auch 2025 hielt die Stadt die Füsse nicht still: Neun Grundstücke sind bis Ende Oktober in den Besitz der Stadt übergegangen, wie Daten zeigen, die Tsüri.ch vorliegen. 275 Millionen Franken musste die Stadt dafür bezahlen. Ein Überblick.
Mythenquai 386 am Seeufer
Bereits im März dieses Jahres kaufte die Stadt ein 572 Quadratmeter grosses Grundstück am Seeufer beim Strandbad Mythenquai. Für die 3,25 Millionen Franken erhielt sie ein freistehendes Gebäude mit 20 Einzelzimmern und einer 3-Zimmer-Wohnung. Aktuell ist das Gebäude an die Asylorganisation der Stadt Zürich (AOZ) vermietet. Aufgrund des hohen Lärms sei die Parzelle jedoch nicht dauerhaft für Wohnzwecke geeignet, schreibt die Stadt.
Grosse Pläne für das MFO-Areal
Die mit Abstand grösste Fläche – grösser als alle anderen Käufe dieses Jahres zusammen – ging in der Nähe des Bahnhof Oerlikon in städtischen Besitz über. Dort kaufte die Stadt der ABB für 123 Millionen Franken ein gut 25'000 Quadratmeter grosses Grundstück ab, das die Affolternstrasse 72 bis 76 und die Birchstrasse 138 bis 150 umfasst.
Auf dem Areal MFO-West soll künftig die erste städtische Siedlung in Oerlikon entstehen, schreibt die Stadt. Geplant seien 220 Wohnungen und gewerbliche und quartierdienliche Nutzungen im Erdgeschoss. In einer der Hallen soll künftig das Haus für Kultur- und Kreislaufwirtschaft (HKK) entstehen. «MFO-West wird einen wichtigen Beitrag leisten zu einem vielfältigen Quartier», ist sich Stadtrat André Odermatt sicher. Bevor der Bau beginnt, sollen verschiedene Gebäuden auf dem Areal als Zwischennutzungen dienen.
Liegenschaften in Wollishofen, Oerlikon und Höngg
Der Monat Juni 2025 war für die Stadt Zürich besonders erfolgreich. Gleich fünf Liegenschaften konnte sie erwerben. Zunächst kam die Meldung über vier Liegenschaften mit 117 Wohnungen, die die Stadt für knapp 124 Millionen Franken der UBS abkaufte. Diese befinden sich an der Maneggstrasse (91, 93, 95, 97) und Albisstrasse (136, 136a, 138) in Wollishofen, an der Reinhold-Frei-Strasse (64, 66) in Höngg und an der Dörflistrasse (58, 60) in Oerlikon.
Der Kauf ging auf eine Verpflichtung der einstigen Credit Suisse gegenüber der Stadt zurück, die von der UBS übernommen wurde. Der Zustand der Liegenschaften bewege sich zwischen «intakt, bis sehr gut», grössere Investitionen seien vorerst nicht nötig, heisst es in der Mitteilung.
13 Wohnungen beim Zehntenhausplatz
Nur eine Woche später kam eine weitere Liegenschaft in der Nähe des Zehntenhausplatzes hinzu: Die 13 Wohnungen mit Baujahr 1982 gingen für 17 Millionen Franken in städtischen Besitz über. Den Zustand der Wohnungen an der Schauenbergstrasse 8, 10 und 12 bezeichnet die Stadt als «altersgemäss».
Hier gibt es Potenzial für einen Ausbau, denn auch angrenzende Grundstücke gehören der Stadt. Zunächst würden die Wohnungen jedoch weiter bewirtschaftet und eine zukünftige Nutzung «sorgfältig geprüft».
Germaniastrasse 97 beim Rigiblick
Einen kleineren Kauf tätigte die Stadt an der Germaniastrasse 97 in Oberstrass. Dabei handelt es sich um ein Hotelgebäude, das an das Theater Rigiblick angrenzt. 6,35 Millionen Franken kostete die Liegenschaft die Stadt.
Areal Harsplen Zürich-Witikon
Im Jahr 2024 gab die Stadt mit Abstand am meisten Geld für das Areal Harsplen in Zürich Witikon aus. Jedoch handelt es sich auch um die grösste Fläche und es entstehen die meisten Wohnungen. Im Preis von 210 Millionen Franken für die 30’000 Quadratmeter ist ein Bauprojekt für eine Wohnsiedlung inbegriffen, heisst es in der Medienmitteilung. 370 Wohnungen und 6 Gewerbeeinheiten sollen hier entstehen.
3 Liegenschaften und 138 Wohnungen in Albisrieden
Am eifrigsten kaufte die Stadt in Albisrieden neuen Wohnraum. So gingen Adressen am Altweg (10, 16, 18, 20, 24) in städtischen Besitz über, ebenso wie die Adressen In der Ey 47 und 61 und der Letzigraben 220, 222, 224 und 226. Dank der Übernahme können die insgesamt 138 Wohnungen zur Kostenmiete angeboten werden.
Die Gebäude stammen aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren und befinden sich gemäss der Stadt «in gebrauchsfähigem bis gutem Zustand». Insgesamt 182 Millionen liessen die Verantwortlichen für die Liegenschaften springen. Die Stadt liebäugelt mit einer Arealüberbauung auf der über 15’000 Quadratmeter grossen Fläche, zumal ihr auch Parzellen in der Nachbarschaft gehören.
In Albisrieden kaufte die Stadt zahlreiche Liegenschaften. Im Bild die Adressen In der Ey 47 und 61, im Hintergrund der Altweg. (Bild: Dominik Fischer ) Der Altweg 16, 18 und 20 gehören seit diesem Jahr der Stadt. (Bild: Dominik Fischer) Ebenso wie drei Adressen am Letzigraben. (Bild: Dominik Fischer)
Zukunftspläne für Wollishofen
Im April 2024 kaufte die Stadt sechs Liegenschaften in Wollishofen. Diese befinden sich an der Scheideggstrasse 96, 104, 112 und 119, sowie an der Kurfirstenstrasse 88 und 90.
Insgesamt 58 Millionen Franken gab die Stadt für die knapp 6700 Quadratmeter aus. Die Stadt wittert ein in der Mitteilung dazu «grosses Ausnutzungspotenzial» und schreibt, auf den Grundstücken ist «in Zukunft doppelt so viel Wohnfläche möglich».
Schwamendingerstrasse 16
In Oerlikon an der Schwamendingerstrasse 16 hat die Stadt für 5,5 Millionen Franken eine Liegenschaft mit sechs Wohnungen und einer Gewerbefläche gekauft. Die gut 400 Quadratmeter befänden sich direkt neben bestehenden städtischen Grundstücken, heisst es im Geschäftsbericht.
Parkhaus an der Unterwerkstasse 27
In Seebach hat die Stadt Miteigentum an einem Parkhaus für 16,7 Millionen Franken erworben. Der Kauf ist Teil grösserer Pläne: Denn das Parkhaus befindet sich in unmittelbarer Nähe des 35’000 Quadratmeter grossen Contraves-Areals, das die Stadt Ende 2023 gekauft hat.
Mit dem Areal ging auch ein Grossteil der 478 Parkplätze des Parkhauses an der Unterwerkstrasse 27 in den Besitz der Stadt über. Hier machte die Stadt erst im Oktober dieses Jahres weitere Fortschritte: Für 2,1 Millionen Franken konnte sie weiter dazu kaufen, sodass ihr inzwischen schon 460 der 478 Parkhausanteile gehören. Damit «verbessert die Stadt ihre Ausgangslage für eine künftige Entwicklung des gesamten Areals», heisst es in der Medienmitteilung vielversprechend.
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Ausbildung zur tiermedizinischen Praxisassistentin bei der Tierklinik Obergrund Luzern. Danach zweiter Bildungsweg via Kommunikationsstudium an der ZHAW. Praktikum bei Tsüri.ch 2019, dabei das Herz an den Lokaljournalismus verloren und in Zürich geblieben. Seit Anfang 2025 in der Rolle als Redaktionsleiterin. Zudem Teilzeit im Sozialmarketing bei Interprise angestellt.
Bachelorstudium in Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich, Master in Kulturanalyse und Deutscher Literatur. Während des Masters Einstieg als Redaktionsmitglied in der Zürcher Studierendenzeitung mit Schwerpunkt auf kulturellen und kulturkritischen Themen. Nebenbei literaturkritische Schreiberfahrungen beim Schweizer Buchjahr. Nach dem Master Redaktor am Newsdesk von 20Minuten. Nach zweijährigem Ausflug nun als Redaktor zurück bei Tsüri.ch