Architekt:innen eröffnen das «Ämtli für Städtebau»
Auf dem Werdmühleplatz, nicht weit weg vom Amt für Städtebau, steht ein Pavillon, wo seit letzter Woche das «Ämtli für Städtebau» einquartiert ist. Hinter dem Projekt steckt die Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau.
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Der Begriff «Ämtli», einerseits als Diminutiv für Amt, andererseits als Begriff für kleine Arbeiten, fasst treffend zusammen, was die ZAS* plant. Die Arbeitsgruppe ist ein Verein, zusammengesetzt aus engagierten Architekt:innen, Student:innen der Architektur und anderweitig am Thema Städtebau Interessierten, die sich mit der Zukunft des Städtebaus auseinandersetzen.
Mit dem Ämtli für Städtebau wollen die ZAS* ein Organ schaffen, um das «grosse Geschwister» ohne Verkleinerungsform zu beäugen, sich mit ihm auszutauschen und auch zu sagen, wo es langgehen soll, so heisst das Ämtli in der Medienmitteilung von letzter Woche. Weiter sei es zugleich «Bootleg und These, Persiflage und Vertraute des Amts» für Städtebau.
Was kryptisch klingt, kann sich diesem Eindruck auch nach der Eröffnungsveranstaltung respektive Vernissage respektive Vernetzungsapero am Dienstagabend nicht komplett entziehen. Das liegt aber auch daran, dass zunächst Partizipation gefragt ist – der Ämtliplan muss also zuerst gemacht werden.
Letztendlich geht es darum, «sich auch zu überlegen, welche kleineren Ämter oder Aufgaben man für eine Gemeinschaft übernehmen könnte», heisst es auf Nachfrage bei ZAS*. Der Verein will also einen Diskurs eröffnen und ruft, als Sprachrohr für diesen Diskurs aus der Bevölkerung und auch aus dem Fach Städtebau, das Ämtli ins Leben. Zentral ist dabei die Aushandlung dessen, was dem Amt für Städtebau laut eigener Website als Auftrag obliegt: Dafür zu sorgen, dass die Stadt Zürich der Ort ist und bleibt, an dem «wir uns zuhause fühlen». Und auch die Beantwortung der Frage, was Zürich ist, «wenn die Wachstumsprognose in etwa der Bevölkerung der heutigen Stadt entspricht».
Willkommene Widersprüche
Dass das Ämtli so zentral liegt, ist einerseits ein glücklicher Zufall – mit dem Amt für Städtebau gleich nebenan kann es auch eine gewisse Ernsthaftigkeit ausstrahlen –, andererseits ist die Lage auch ein willkommener Widerspruch in Bezug auf Raumnutzung. «Die Orte, wo viel passiert, liegen an den Rändern und auch ausserhalb der Stadt. Auch dort braucht es Orte für Mitbestimmung, fürs Zuhören und fürs Ideen sammeln», so Tamino Kuny, Mediensprecher der ZAS* am Eröffnungsabend.
Vorerst bleibt das Ämtli aber im Zentrum aktiv. Obwohl man sich an der Eröffnung noch nicht mit der Beantwortung der ganz grossen städtebaulichen Fragen auseinandersetzte – Ideen wurden bereits gesammelt: Die Organisator:innen hatten Blankozettel für «Jobausschreibungen» vorbereitet und verteilt, auf denen die Anwesenden «inserieren» konnten, welche Art von Arbeit denn vom Ämtli gewünscht ist, worauf der Fokus gelegt werden soll.
«Das Ämtli hat den Anspruch, dass es ein Ort sein kann, wo Sachen entstehen, die konkret sind.»
ZAS*
Und wenn es auch nicht um tatsächliche Stellen geht, die per sofort gefordert sind und geschaffen gehören, zeigte sich doch ein Muster, wenn man sich die ausgefüllten Blankozettel – sprich: Wünsche und Anliegen an die Stadtplanung – am Schluss des Abends anschaute. Ob «Leiter:in für sofortige Umsetzung», einen städtischen Lotsendienst bei der Wohnungssuche, eine Stelle für «Reflexion zu vergangenen Stadtvisionen», das «Amt für Stadtkummer» oder auch die Stelle «Leiter:in für städtische Heiterkeit»: Einig scheint man sich darin zu sein, dass Zürich neue Visionen in Bezug auf den Städtebau, einen geschärften Fokus auf das Wohlbefinden seiner Bevölkerung und Sensibilität für das nicht immer einfache Leben in der Stadt Zürich verdient.
Entgegen den noch wenig konkret werdenden Inhalten an der Eröffnung zielt die ZAS* für die Zukunft des Ämtlis auf die Kreation einer Plattform für Vernetzung, Austausch, Ideenfindung – und schlussendlich konkreten Projekten, seien das Initiativen und Petitionen, Aktionen oder alles Sonstige, was in einem Forum entstehen kann. Oder in den Worten der ZAS*: «Das Ämtli hat den Anspruch, dass es ein Ort sein kann, wo Sachen entstehen, die konkret sind.»