Ann Demeester, was würden Sie Emil Bührle heute fragen?

Das Frida Magazin hat Ann Demeester in Zürich besucht. Die erste Frau in der Direktion des Kunsthauses Zürich erzählt, wie sie mit der kontaminierten Sammlung von Emil Bührle umgeht und welche Ideen sie für die Zukunft des Museums hat. Und auch, warum sie nordischen Heavy Metal und Pulp Fiction mag.

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Ann Demeester versteht die Vermittlung als Kernaufgabe des Museums. (Quelle: Luis Balzer)

Ann Demeester ist seit eineinhalb Jahren Direktorin des Kunsthaus Zürich und sie wurde gleich bei ihrem Antritt mit der hitzig geführten Debatte um die Sammlung von Emil Bührle konfrontiert. Sie sagt, sie sei zwar darauf vorbereitet gewesen. Dass die Diskussion um die Kunstsammlung des Waffenhändlers und Mäzens des Museums so heftig geführt wird, hat sie jedoch überrascht.

«Die Sammlung nicht zu zeigen, wäre auch keine Lösung. Wir müssen unserer Vergangenheit ins Auge schauen,» erklärt sie. Und mittlerweile sieht sie die Aufarbeitung dieses Stücks Schweizer Geschichte auch als Chance – sowohl für das Museum als auch für die Gesellschaft.

Demeester ist in Belgien aufgewachsen und hat als junge Frau als Literaturredaktorin bei einer nationalen Zeitung gearbeitet. Wie sie erst zur Kunstkritikerin geworden ist – und dann die Möglichkeit bekam, als Kuratorin zu arbeiten, bezeichnet sie im Rückblick als «eine Art Märchen».

Aber die ehemalige Kulturjournalistin bricht immer noch eine Lanze für die Kulturvermittlung, die sie als Kernaufgabe ihres Museums sieht. 

«Wir leben in einer Zeit, in der es nicht mehr selbstverständlich ist, dass es Kultur gibt. Es liegt in unserer Verantwortung zu zeigen, dass Kunst und Kultur ein natürlicher Teil des Menschseins sind. Wir müssen sie verteidigen und zeigen, dass sie ebenso wichtig sind wie Brot und Butter.»

FRIDA Trifft – Der neue Kulturpodcast

«FRIDA trifft» ist der Interviewpodcast der Schweizer Kulturszene. Mathias Balzer vom FRIDA Magazin und Helena Krauser von Bajour treffen die spannendsten Kulturschaffenden des Landes und befragen sie zu ihren Ideen, Träumen, Ängsten und natürlich auch zu ihrem kulturellen Schaffen. Der Titel ist Programm: Sie wollen den Punkt treffen, den Punkt, an dem das Herz ihrer Gäst:innen schlägt und manchmal vielleicht auch den wunden Punkt. «FRIDA trifft» macht hörbar, was die Schweizer Kulturlandschaft bewegt.


Jeden Monat erscheint eine neue Folge.

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