«Alles nume no en Franke!» – Verkaufen auf dem Flohmarkt
Josip und sein Bruder verkaufen zum ersten Mal auf dem Kanzlei-Flohmarkt ihre Sachen. Über kämpfen um den besten Platz, feilschen um den besten Preis und Feingespür für die beste Marktstrategie.
Dieser Text ist entstanden in Zusammenarbeit mit der technischen BMS-Klasse von Seluan Ajina. Für mehr Informationen, siehe hier.
Text: Josip Rukavina
Es ist 5:30 Uhr an einem Samstagmorgen, der erste Gedanke, welcher mir durch den Kopf schiesst: Warum zum Teufel stehe ich an einem Samstag so früh auf? Im Halbschlaf mache ich mich bereit und der treue Wachmacher Kaffee muss her. Mit halbgeöffneten Augen laufe ich zu meinem Auto. Ich bin froh, dass ich gestern bis Mitternacht alles vorbereitet habe und mein Krempel für den Flohmarkt schon im Kofferraum liegt. Ab geht’s zu meinem Bruder. Ohne grosse Worte zu verlieren packen wir seine Sachen ins Auto und weiter geht es zum Kanzleiareal in Zürich.
Ein paar Tage zuvor hätte mein Bruder elektronisch einen Verkaufsplatz für den Flohmarkt reservieren sollen. Das hat er leider vermasselt, denn die begehrten Tickets kann man nur zwischen Donnerstag, 12:00 Uhr bis Freitag, 18:00 Uhr reservieren und die Anzahl ist stark begrenzt. Nach 15 bis 20 Minuten waren sie bereits ausgebucht, was wir leider nicht erwartet haben. Mit der Anmeldung ist man für den Einlass um 06:40 Uhr registriert, dabei muss man nur noch die Anmeldebestätigung zeigen und sich den besten Platz ergattern. Ohne Ticket kommt man erst um 7:20 Uhr rein.
Trödel aus dem Rollkoffer verkaufen
Mit gefülltem Auto kommen wir gegen sieben Uhr an. Wir sind ernüchtert. Das ganze Areal ist randvoll, ob wir noch ein Fleckchen bekommen? Vor dem Eingang bildet sich bereits eine Schlange. Schnell rechts anhalten und meinen Bruder mit einem Tuch aussteigen lassen, währenddessen suche ich mir einen Parkplatz. Keine Chance: Alles in der Nähe ist besetzt und auf den Strassen neben dem Areal sind alle am Ausladen. Ich fahre Strasse für Strasse ab. Schliesslich finde ich einen Parkplatz, allerdings einen halben Kilometer weit entfernt. Glücklicherweise hat mein Bruder seinen Trödel in einem Reisekoffer verstaut. Gemütlich rolle ich mit der ersten Ladung zur Kanzlei, um draussen in der Schweinekälte Waren zu verkaufen.
Vor dem Flohmarkt angekommen, hole ich mein Handy raus. Mein Bruder nimmt nicht ab, aber ich erblicke ihn. Er diskutiert mit einem Verkäufer. Auf dem Weg zu Ihm rufe ich aufgeregt: «Isch alles okay?!» Er grinst mich an: «Alles bestens. Euse neu Nachbar het eus grad ghulfe.» Der Platz ist wirklich gut. Mit einer Fläche von bis zu sechs Quadratmetern kostet er 20 Franken. Die maximale Fläche von 20 Quadratmetern kostet 90 Franken.
Ob wir das alles loswerden?
Mein Bruder schaut ein wenig kritisch auf unsere Waren, die auf einem Tuch ausgebreitet vor uns liegen. Ob wir das alles loswerden? Es vergeht keine Minute, da kommt ein junger Mann und schaut interessiert meine Lederjacke an, die ich geschenkt bekommen habe. Er fragt in gebrochenem Deutsch wieviel sie kostet. 50 Franken erwidere ich und der Kunde schaut skeptisch. Während er sich die anderen Sachen anschaut, spreche ich aus Gewohnheit mit meinem Bruder portugiesisch. Erfreut unterbricht uns der junge Mann: «Ah voçes falam portugês? Eu sou da Angola». Da fängt das kollegiale Gespräch an. Er meint, mit der Jacke sehe er ein bisschen kriminell aus und die Polizei würde ihn dann immer rausnehmen. Lachend ziehe ich aus meiner Kiste eine verpackte Polizeisirene, die ich einst als Gag gekauft hatte. Strahlend schaut er sie sich an. Die ersten Verhandlungen beginnen, Geschichten seinerseits werden erzählt. Jacke und Sirene werden schlussendlich für 50 Franken verkauft.
Wir stellen kleine Körbe zum Rumwühlen hin, voll mit Zeugs wie Netz- und Handyladekabel, Spielzeugautos, Schlüssel-Anhänger, Kopfhörer, Franz-Voci-Kärtchen aus der sechsten Klasse, Computermäuse ohne Bluetooth-Empfänger, Handyhüllen und vieles, vieles mehr, das man nicht mehr braucht und im Laufe der Jahre nur im Keller steht. Unglaublich, was man alles sammelt und dass es dabei einem nicht in den Sinn kommt, es wegzuschmeissen. Unglaublicher jedoch ist, dass es andere gibt, die es dir abkaufen wollen. Drei Stunden vergehen und es läuft wie geschmiert. Unser Stand ist ständig umzingelt und wir verkaufen unsere Ware rasant. Dabei bemerken wir, dass es nicht nur normale Käufer sind, sondern Leute mit einem eigenen Verkaufsstand. Sie gehen davon aus, dass wir Amateure sind und keine Ahnung um den Wert unserer Sachen haben. Kurz vor elf hören wir laut eine Stimme aus einem Megaphon: Letzter Zeitpunkt, um sich ein Standticket zu kaufen! Das hatten wir schon fast vergessen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Mein Bruder eilt los und ich halte die Stellung.
«Frisch gwagt, isch halb gwunne»
Es ist Mittagszeit und es läuft nicht mehr so gut wie am Morgen. Komisch; wir stellen unsere Sachen mehrmals um. Hie und da kommt mal jemand. Nebenan steht mein Nachbarsverkäufer Benjamin B. mit seinem grossen Stand. Ich frage ihn um Rat. «Bi mir laufts easy, es isch immer so. Am Morge lauft meh als am Namitag, da stürmet die Schnäpplijäger d’Ständ. Ich ha eu debi chli beobachtet», erzählt er uns. «Ihr hend schnell Sache verchauft und hend Glück, wil ihr neui Gsichter sind. Da packt vieli d’Neugier, wils neui und verschiedeni Sache zum Chaufe git. Frisch gwagt, isch halb gwunne.»
Es ist drei Uhr nachmittags, langsam heisst es Endspurt. Wir ändern unsere Strategie: «Alles nume no en Franke! En Franke pro Stück!» Es wirkt, als erhalte unser Stand die Aufmerksamkeit der Leute zurück. Acht Standbesucher wühlen gleichzeitig in unserem Zeug herum. Wir haben nur noch bis 16 Uhr Zeit, um alles zu verkaufen. Doch für einen Franken pro Stück geht das meiste weg. Am Ende gibt es nicht mehr viel zum nach Hause nehmen. 269.20 Franken Umsatz haben wir erzielt. Ein erfolgreicher Tag, nebst dem Kennenlernen von fröhlichen und grimmigen, jungen und alten Menschen aller Art.
Bild: Josip Rukavina
Dieser Text ist entstanden in Zusammenarbeit mit der technischen BMS-Klasse von Seluan Ajina.
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