12 Kreise, 12 Beizen: Pastel de Nata mit Diner-Feeling

In der Gastroreihe «12 Kreise, 12 Beizen» besucht Tsüri.ch jeden Monat eine Quartierbeiz in einem anderen Kreis. Im Kreis 8 fanden wir uns bei einem Wirtepaar wieder, das neben gutbürgerlicher Schweizer Küche auch portugiesische Spezialitäten serviert.

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(Quelle: Coraline Celiker)

Eigentlich heisst diese Reihe ja «12 Kreise, 12 Beizen» und bis jetzt haben wir immer Beizen besucht, die auch abends geöffnet sind. Für den Kreis 8 machen wir diesmal eine Ausnahme. Das Lokal dieses Monats ist ein Café, welches nur tagsüber geöffnet ist, dafür aber Kultfaktor geniesst und als beliebter Treffpunkt im Quartier bekannt ist.

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Der rote Schriftzug ist nicht zu übersehen.

Das Café Restaurant Mühlebach befindet sich auf halbem Weg zwischen der Tramhaltestelle Kreuzstrasse und dem «Stutz», der zum Kreuzplatz hochführt. An der Fassade leuchet der rote Schriftzug «Café Restaurant Mühlebach». Mit einem breiten Lächeln begrüsst die Kellnerin die Gäste und führt sie an einen freien Tisch. Es ist Mittagszeit. Das Gewusel ist gross. Das Restaurant fast voll. Drinnen wie draussen. Dies trotz akutem Baustellenlärm und angrenzender Verkehrsachse. 

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Ofengemüse und Rindsgeschnetzeltes als Tagesmenü des Mittwochs. (Quelle: Coraline Celiker)

Die täglich wechselnde Mittagskarte, lässt einen wahlweise zwischen Fleisch und Fisch oder vegetarischem Menü entscheiden und wird ergänzt durch ein variables Wochen-, sowie Saisonangebot. Daneben prangt auf der Karte eine lange Liste von Pasta Varianten und  allerhand Canapés. Besonders Fleischesser:innen kommen im Lokal, das wochentags von 6 Uhr bis 18:30 Uhr geöffnet ist, nicht zu kurz: Zürcher Kalbsgeschnetzeltes, Fleischkäse, Wiener Schnitzel und weitere Fleischangebote säumen die Menükarte. Vegetarier:innen dürfen sich zwischen Pasta, Suppen, Salat, frischem Ofengemüse mit Kartoffeln und der täglich hausgemachten, saisonalen Gemüsewähe entscheiden.

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Die Hausgemachte Wähe mit saisonalem Gemüse wird jeden Morgen frisch gemacht und gebacken. (Quelle: Coraline Celiker)

Auffallend ist die portugiesische Spezialität «Bolinhos de bacalhau». Das Gericht besteht aus Stockfisch, der zusammen mit Tomatenreis und Gemüse vom Grill serviert wird. Die Wirtin Suzana Gomes erzählt: «Das macht alles mein Mann. Er ist der Koch. Wir bereiten alles frisch zu. Was ich nicht selbst essen würde, kommt nicht auf den Tisch.»

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Die Wirtin Suzanna Gomez und die Kellnerin de Lokals lassen sich die Freude an der Sache auch nach einem turbulenten Mittag nicht nehmen. (Quelle: Coraline Celiker)

Pastel de Nata fürs Büro

Besonders die süsse Spezialität «Pastel de Nata» scheint es einigen Gästen angetan zu haben. Gomes erzählt von Gästen, die extra von ausserhalb mit dem Zug anreisen, um diese zu essen oder sie gar für ihr ganzes Büro bestellen. «Nicht alle machen es richtig. Zu viel Zucker, oder nur mit Milch, statt mit Rahm. Man kann das Rezept nicht einfach vom Internet herunterladen. Es gibt ein Geheimrezept. Mein Mann stellt sie jeden Morgen frisch her», sagt die gebürtige Portugiesin.

Das Wirtepaar Rodrigues Gomes führt das Lokal nun seit gut sieben Jahren. Suzana Gomes ist die Geschäftsführerin und seit 30 Jahren in der Gastro tätig. Ihre langjährige Erfahrung zeigt sich auch im bestimmten Umgang mit den Mitarbeiter:innen und ihrem genauen Auge. Mehrmals weist sie ihre Mitarbeiterin während des Mittags darauf hin, wo noch etwas zu tun ist.

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Das Interieur erinnert beinahe ein wenig an ein amerikanisches Diner. (Quelle: Coraline Celiker)

Diner Feeling im Seefeld

Beim Eintritt ins Restaurant fühlt sich der:die Besucher:in ein bisschen in der Zeit zurückversetzt: lange Bänke mit Lederbezug, eine hölzerne rustikale Bar, grosse Spiegel an der Wand gegenüber einer grossen Fensterfront – das Interieur erinnert fast ein wenig an ein Gemälde von Edward Hopper.

Nur noch ein paar ältere Herrschaften, die den Mittag mit einer Zeitschrift und Kaffee ausklingen lassen, erinnern an den Trubel des Mittags.

Coraline Celiker
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Zeitschriften im Überfluss: Hierher kommen die Gäste gern, um sich Zeit zum Lesen zu nehmen. (Quelle: Coraline Celiker)

Die Zeitungsständer führen ein beachtliches Angebot an Lesematerial auf: Von der Financial Times bis zur Schweizer Illustrierten ist alles dabei. Gomes verrät stolz: «Nirgends hier in der Umgebung gibt es so viele Zeitungen wie bei uns. Die Leute kommen sehr gerne hierher, um in Ruhe zu lesen und ein bisschen runterzukommen.» Denn während am Mittag oft heiterer Betrieb herrscht, geht es morgens und nachmittags eher ruhig zu und her. Nur noch ein paar ältere Herrschaften, die den Mittag mit einer Zeitschrift und Kaffee ausklingen lassen, erinnern an den Trubel des Mittags.

Ein Lokal mit «Schwätzchen»-Kultur

Laufkundschaft und Tourist:innen gäbe es eher weniger, erzählt Gomes. Dafür sei die Lage nicht günstig. Doch sie kann auf viele Stammgäste zählen. Ein Schwätzchen hier. Eins da. Es sei familiär und schön, dieselben Gesichter immer wieder zu sehen. Von der nachbarschaftlichen Freundlichkeit während der Pandemie war Gomes völlig überwältigt: «Sogar Leute, die zwar immer wieder kommen, aber die ich nicht so eingeschätzt hatte, kamen vorbei, haben uns unterstützt und Mut zugesprochen.»

Beim Verlassen des Lokals bekundet eine ältere Dame, die sich gerade eine Zigarette anzündet: «Ich sage Ihnen, das hier sind die liebenswertesten Wirte im Seefeld. Ich komme so gerne hierher.» Als die Wirtin nach draussen tritt, ruft die Dame ihr zu: «Ich musste gerade erzählen, dass ich sie wirklich die nettesten Wirte im Seefeld finde. So schampar nett.» Gomes lächelt.

12 Kreise, 12 Beizen

Im Jahr 2022 reist Tsüri.ch Monat für Monat in einen anderen Kreis und setzt sich einen Abend lang in die dortige Quartierbeiz. Die kulinarische Reise beginnt im Januar im Kreis 1 und endet im Dezember in Schwamendingen im Kreis 12. Hinweise für die Beiz, die wir in deinem Quartier besuchen sollen, kannst du hierhin schicken.

1. Tsüri.ch versucht die Balkenprobe in der Oepfelchammer


2. Kalbszüngli und Kegeln im Muggenbühl


3. Radio 24 und Röschti im Bahnhöfli Wiedikon


4. Hüttenzauber am Hallwylplatz


5. Seitan Cordon bleu im Eisenhof

6. XXL Cordon bleu im Restaurant Haldenbach


7. Grillierte Mango im «Wilden Mann»

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