Zürcher Kaserne: Geflüchtete klagen über beengte Verhältnisse

Die Zürcher Wohnungskrise betrifft auch Geflüchtete – zentrale und geräumige Unterkünfte mit Privatsphäre sind Mangelware. Expert:innen fordern Zwischennutzungen und ein Ende der unterirdischen Unterkünfte.

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Die ehemalige Polizeikaserne im Kreis 4 ist aktuell ein Durchgangszentrum. (Bild: CC BY-SA 3.0, Wikimedia)

Unterirdisch ist das Durchgangszentrum für Asylsuchende auf der Zürcher Kaserne zwar nicht, dennoch gibt es Kritik. Es sei eng, bis zu 16 Personen aus verschiedenen Kulturen müssen ein Zimmer teilen, berichtet ein aktueller Bewohner, der anonym bleiben möchte. Das Essen sei «so schrecklich, dass es oft ungeniessbar ist», zudem habe sich die hygienische Situation trotz dutzender Beschwerden nicht verbessert, so der Geflüchtete. 

Die zentrale Lage des Durchgangszentrums sei zwar ein Vorteil, allerdings sei die direkt anliegende Kasernenstrasse viel befahren und für Kinder gefährlich. Die Stimmung in der Unterkunft sei grundsätzlich angespannt, weil «das stressige Warten auf eine Arbeitserlaubnis einen psychischen Druck auf die Menschen erzeugt».

Auf diese Kritik angesprochen schreibt das kantonale Sozialamt, dass man bemüht sei, genügend Unterkünfte zu finden, «damit alle ein Dach über dem Kopf haben». Der Aufenthalt in den kantonalen Durchgangszentren sei in der Regel auf wenige Monate befristet. «Die Polizeikaserne ist eine temporäre Unterkunft an bester, zentraler Lage und für Familien sicher geeigneter als eine unterirdische Zivilschutzanlage», so die Medienstelle.

Wohnraummangel und steigende Anforderungen an Stadt Zürich

Wer als geflüchtete Person in die Schweiz kommt, landet zuerst in einem Bundesasylzentrum, wird von dort in ein kantonales Durchgangszentrum und danach auf die Gemeinden verteilt. Der knappe Wohnraum in der Stadt Zürich betrifft auch Geflüchtete, Stadt und Kanton suchen laufend nach neuen Unterkünften. Ab dem 1. Juli müssen alle Gemeinden im Kanton mehr Asylsuchende aufnehmen, neu sind es auf tausend Einwohner:innen 16 Asylsuchende. Die Stadt Zürich muss also für total 7200 Menschen eine Unterkunft bereitstellen, was einer sprunghaften Zunahme von 1350 Personen entspricht.

Wie schafft es die Stadt Zürich, trotz akutem Platzmangel allen Geflüchteten ein menschenwürdiges Zuhause auf Zeit zu organisieren? Die Unterkünfte sollen möglichst zentral und möglichst geräumig sein. Mit einem Vorstoss im Gemeinderat forderten im Dezember 2023 zwei AL-Politiker den Stadtrat auf, «ausschliesslich oberirdische Unterkünfte» zur Verfügung zu stellen. Die Stadt solle dafür auch Zwischennutzungen, Containerlösungen oder Umnutzungen von leerstehendem Gewerberaum prüfen und «schnell und unbürokratisch» umsetzen. Der Vorstoss liegt derzeit beim Stadtrat zur Bearbeitung.

Diverse Unterkünfte in Zürich

Selber bringt die Stadt Zürich derzeit keine Geflüchteten in unterirdischen Zivilschutzanlagen unter, doch vermietet sie dem Bund sowie dem Kanton je eine Zivilschutzanlage zur Unterbringung von Geflüchteten.

Wenn immer möglich, versuche die Stadt Zürich unterirdische Unterbringungen zu vermeiden, schreibt eine Sprecherin des Sozialdepartements. Und weiter: Man arbeite schon lange mit Zwischen- und Umnutzungen und prüfe auch immer wieder Containerlösungen.

Geflüchtete in der Stadt Zürich leben in unterschiedlichen Konstellationen: Beispielsweise wurden die ehemaligen Personalhäuser des Spitals Triemli umgenutzt, auf dem Fogo Areal in Altstetten gibt es gemischtes Wohnen mit jungen Erwachsenen und die Asylorganisation Zürich vermietet an verschiedenen Orten in der Stadt Wohnungen direkt an Geflüchtete. 

Forderungen für bessere Asylunterkünfte

Hanna Gerig, Co-Leiterin des Solinetz sind die Schwierigkeiten der Behörden bewusst. Es sei beim besten Willen nicht einfach, Unterbringungsplätze zu finden. «Umso wichtiger ist es, dass Behörden und Politik definierte rote Linien haben, die sie unter keinen Umständen ignorieren dürfen, dazu gehört: keine unterirdische Unterbringung», so Gerig. 

Zwischennutzungen oder Containersiedlungen scheinen der Co-Leiterin des Solinetzes eine «akzeptierbare Möglichkeit zu sein, geflüchtete Personen temporär unterzubringen». Sie ist überzeugt, dass eine gute, stetige Betreuung und eine «funktionierende, saubere und gepflegte Infrastruktur auch in bescheidenen Unterkünften» den Menschen das Gefühl geben kann, «nicht abgeschoben, sondern menschenwürdig behandelt zu werden».

Eine gute Unterkunft ist für Gerig einfach zu charakterisieren: Jede Person brauche einen Raum, indem sie sich sicher fühlt und zu Ruhe kommen kann. Jede Person müsse selber wählen können, ob und mit wem sie sich das Zimmer teilt. Die Unterkunft müsse da liegen, wo auch der Rest der Zürcher Bevölkerung lebt und sich bewegt, dürfe nicht zu gross sein, und: «Logischerweise hat eine solche Unterkunft Fenster!»

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