Tsüritipp: 10 Jahre Zwischennutzungen am Sihlquai

Die Fussball-EM der Frauen bringt Bewegung in die Stadt, Performances stellen Konventionen auf den Kopf und ein Fotoflohmi lockt mit analogen Schätzen. Hier kommen die Kulturtipps der Woche.

Photobastei
Seit 10 Jahren finden in der Photobastei am Sihlquai Ausstellungen statt. (Bild: Jasmin Frei/ Photobastei)

Fussball trifft Kultur

Diese Woche startet in der Schweiz die Fussball-EM der Frauen – und damit auch das umfangreiche Rahmenprogramm «HER GAME», bei dem über 50 verschiedene Zürcher Kulturinstitutionen involviert sind. Damit will der Kanton eine Brücke zwischen Sport und Kultur bauen und so den Frauensport stärken.

Neben Sportveranstaltungen wie Goalie-Trainings für Mädchen, findet man auf der Plattform auch Buchtipps für Kinder, Führungen in Museen oder Fussball-Filme in Zürcher Kinos. 

Derartige Entwicklungen begrüsst die deutsche Sportjournalistin und Autorin Alina Schwermer: «Durch solche Grossturniere wird auch die historische Aufarbeitung angestossen. Ob mit Recherchen, Ausstellungen oder der Würdigung von Pionierinnen.» Im Interview mit Dominik Fischer erwähnte Schwermer auch das Buch «Das Recht zu kicken» zur Geschichte des Schweizer Frauen-Fussballs. 

Dessen Autorinnen Marianne Meier und Monika Hofmann werden am 23. Juli auch im Bogen F zu Besuch sein – falls du dich für das Thema interessierst, kannst du dir das Datum also schon mal vormerken. Auch sonst planen viele Kulturorte neben Public Viewing auch ein Spezialprogramm. So begleiten am 2. Juli im Roten Delfin die YB-Spielerin Noa Schärz und die FCZ-Spielerin Chiara Bücher das Spiel Schweiz-Norwegen. 

Wo in der Stadt du die Spiele am TV schauen kannst, findest du hier.

Roter Delfin
Im Roten Delfin an der Langstrasse schlagen Fussball-Herzen höher. (Bild: Privat)

10 Jahre Zwischennutzungen am Sihlquai

Eine neue Woche, ein neuer Geburtstag! Die Zwischennutzungen am Sihlquai 125 und 131/33 feiern ihr zehnjähriges Bestehen und laden zum grossen Fest. Mit dem Wegzug der Zürcher Hochschule der Künste im Jahr 2014 wurde aus dem freigewordenen Areal ein Ort für Kreative und Kunstschaffende.

Heute gilt es als Leuchtturm dafür, was möglich ist, wenn Raum für Ideen, Projekte und Visionen da sind: die Institution Photobastei, die Autonome Schule Zürich mit Bildungsangeboten für alle, Bluelion und der Impact Hub als wirtschaftliche Innovationsmotoren sowie zahlreiche Einzelpersonen, Werkstätten und Kollektive. 

Wie lange die Zwischennutzungen weitergeführt werden können, steht aktuell in den Sternen: Am Sihlquai soll früher oder später eine Bildungsmeile entstehen. Der Kanton plant auf dem Gebiet zwischen Limmatplatz und Hauptbahnhof sechs Berufsfachschulen.

Aufgrund der neuen Bau- und Zonenordnung müssen die Pläne jedoch überarbeitet werden. Bereits vier Mal wurden die befristeten Verhältnisse verlängert – aktuell laufen die Verträge bis Ende 2026, wie Jenny Bargetzi in ihrem Bericht von vergangenem April schrieb.

Auch im Rahmen des Jubiläums ist die Zukunft des Areals ein Thema: Vom 1. bis 6. Juli gibt dazu eine Ausstellung. Sie soll Aufschluss darüber geben, was Kanton und Stadt für diesen zentralen Stadtraum vorhaben – ähnlich einem Archiv.

Performances als Antithese

Wusstest du, dass Performance Art als Antithese zum klassischen Theater ins Leben gerufen wurde? Der Unterschied liegt in der Umsetzung: Bei einer Performance soll ein künstlerisches Ereignis nie in der gleichen Weise wiederholt werden und im Gegensatz zu einem Stück aus der darstellenden Kunst keine Struktur haben. Soweit, so gut.

Solltest du dir ein eigenes Bild machen wollen, lege ich dir das Festival «rrRrr» ans Herzen. Vom 3. bis 5. Juli finden in Zürich insgesamt sieben Performances in (halb-) öffentlichen Räumen statt. Das Festival lädt das Publikum ein, sich mit Ideen von geteiltem und politischem Raum auseinanderzusetzen und Begegnungen zu schaffen, die hinterfragen, wie wir uns gemeinsam bewegen, versammeln und handeln.

Mit von der Partie sind unter anderem Laura Leupi, Nils Amadeus Lange oder Deva Schubert und Francesca Ferrari mit ihrem Werk «STRESSTEST». Am Donnerstag wird das Festival im Parki eröffnet und findet am Samstagabend im Umbo sein Ende.

Rest der Woche

  • Café: Der Röntgenplatz ist um ein Lokal reicher. Seit Mitte Juni gibt’s im Coucou Kaffee und Schnaps – und angeblich auch Snacks. Davon ist auf der Instagramseite noch wenig zu sehen, aber die Shots von Food-Influencerin eatwith_an sehen vielversprechend aus.
  • Plakatkunst: Wer zwischen dem 3. und 13. Juli am Utoquai entlang spaziert, kann sich über schöne Plakate freuen. Dort stellt das Museum für Gestaltung im Rahmen seines 150. Jubiläums 150 Werke aus der Poster-Geschichte aus. Selten liessen sich Kultur und Badespass so einfach verbinden.
  • Show: «Du musst nicht deinen eigenen Urin trinken», schreibt das Tanzhaus zu seiner letzten Veranstaltung vor der Sommerpause. Im Stück «Criptonite» schliessen sich vier behinderte Menschen zusammen und erschaffen mit ihren wichtigsten Werkzeugen eine opulente Klanglandschaft. Mit Hilfe von Memory beschwören sie Zauberformeln, um ihre behinderten Vorfahr:innen zu ehren und die Welt um sie herum zu verwandeln. Noch bis am Sonntag zu bestaunen.
  • Party: Am Samstag, 5. Juli, gibt es für all jene, die sich GDS.FM zurück im Kreis 4 wünschen, ein bisschen Trost. Der Radiosender lädt zum ersten Streich der Dachterrassendays 2025 – der zweite findet am 30. August statt. Ab 17 Uhr gibt es kühle Drinks und Livemusik von Mnevis sowie clair my flair. Danach heizen Kucina Bomba, mishy misch und Chrigi G. us Z. ein. Tickets gib es für 30 respektive 15 Franken (für Vereinsmitglieder).
  • Flohmi: Fotografie-Begeisterte aufgepasst! Am Sonntag, 6. Juli, findet in der Photobastei ein Flohmarkt statt, an dem alles rund um die Fotografie verkauft wird. Von 13 bis 17 Uhr kann man stöbern, feilschen und bestaunen – wie so oft bei Flohmis gilt: Der frühe Vogel fängt das beste Bild ein.. eh, fängt den Wurm.
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2024-02-27 Isabel Brun Redaktorin Tsüri

Ausbildung zur tiermedizinischen Praxisassistentin bei der Tierklinik Obergrund Luzern. Danach zweiter Bildungsweg via Kommunikationsstudium an der ZHAW. Praktikum bei Tsüri.ch 2019, dabei das Herz an den Lokaljournalismus verloren und in Zürich geblieben. Seit Anfang 2025 in der Rolle als Redaktionsleiterin. Zudem Teilzeit im Sozialmarketing bei Interprise angestellt.  

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