Trotz Wohnungskrise: Stadt vermietet 8 Luxuswohnungen

Das «Haus zum Kiel» wurde kürzlich aufwändig saniert, nun vermietet die Stadt Zürich die Wohnungen zu hohen Marktpreisen. Die FDP schäumt, die SP wiegelt ab.

Das Haus zum Kiel am Hirschengraben 20
Das Haus zum Kiel am am Hirschengraben 20. (Bild: JoachimKohlerBremen, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Eine 3,5-Zimmerwohnung für 5959 Franken im Monat ist in Zürich keine Seltenheit mehr. Dass die Stadt trotz Wohnungskrise und immer weiter steigenden Mieten selbst in den Markt der Luxuswohnungen einsteigt, überrascht angesichts der angespannten Lage. 

Insgesamt acht dieser «besonderen Wohnungen» sind derzeit bei der Stadt ausgeschrieben, nachdem die denkmalgeschützte Liegenschaft kürzlich für rund 13 Millionen Franken saniert worden ist. Die Fotos auf der Webseite zeigen elegante Zimmer, hohe Räume und hochwertige Materialien. 

Es seien viele «historische Details» erhalten worden und «die grosszügigen, repräsentativen Grundrisse und schönen Stuckaturen der denkmalgeschützten Liegenschaft sprechen Liebhaber:innen einer historischen Architektur an», heisst es.

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So elegant lässt es sich leben. (Foto: Screenshot/StadtZürich)

Aber warum vermietet die Stadt mitten in der Wohnungskrise acht Wohnungen im Hochpreissegment?

Darauf angesprochen wiegelt die Sprecherin des Finanzdepartements ab: Die Stadt vermiete rund 9500 Wohnungen, weitere 1300 gemeinnützige befänden sich im Bau oder in Planung. Nur gerade 16 Liegenschaften gehören zur Kategorie «spezielle Wohnobjekte», die gewinnbringend vermietet werden. Darunter ist nach einem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2021 auch das «Haus zum Kiel». Die linke Ratsmehrheit stimmte der Umnutzung und der Investition der Liegenschaft zu. 

«Rot-grüne Wohnpolitik am Ende»

Wie Gemeinderat Walter Angst von der AL erklärt, sei seine Partei dafür verantwortlich, dass es die Kategorie der speziellen Wohnobjekte gibt. Das Parlament habe extra hohe Hürden eingebaut, damit nur sehr wenige Liegenschaften, die sich nicht für bezahlbares Wohnen eignen, auf diese Liste kommen. 

Für Oliver Heimgartner, Co-Präsident der städtischen SP, sind diese wenigen Wohnungen, die nicht gemeinnützig vermietet werden, ein Nebenschauplatz. «Priorität ist, dass die Stadt Zürich nun im grossen Stil Wohnungen kauft, statt sie den Immobilienkonzernen zu überlassen», damit bald mehr gemeinnütziger Wohnraum für die Bevölkerung bereit stehe, erklärt Heimgartner.

Ganz anders sieht dies Përparim Avdili, Präsident der Zürcher FDP: «Nun ist es also so weit, dass nach der überteuerten Renovation dieser Exklusiv-Liegenschaft nun auch die Stadt Zürich im Luxussegmet mitmischt.» Es sei ein absolutes Unding, dass die Stadt Wohnraum für Gutbetuchte schaffe, «anstatt ihre Ressourcen darauf fokussiert beispielsweise Familien mit knapper Kasse» zu unterstützen. Laut Avdili gibt es kein besseres Beispiel dafür, dass «die rot-grüne Wohnbaupolitik am Ende mit ihrem Latein ist».

Trotz der hohen Mieten sind bereits alle Besichtigungstermine für die Wohnungen ausgebucht, wie es auf der Webseite der Stadt Zürich heisst. 

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