Nach der Fusion: So viele Wohnungen besitzt Helvetia+Baloise in Zürich
Das Neu-Unternehmen Helvetia+Baloise macht den grossen Playern UBS und Swiss Life in Sachen Immobilien Konkurrenz. Während Grossunternehmen den Markt dominieren, schrumpft der Besitzanteil von Privatpersonen von Jahr zu Jahr.
Es gibt ein neues Schwergewicht auf dem Schweizer Wohnungsmarkt. Denn am 5. Dezember haben die beiden Versicherungen Baloise und Helvetia fusioniert.
Nach dem Merger verfügt das Unternehmen schweizweit über 845 Liegenschaften mit rund 30’000 Wohnungen, heisst es auf Anfrage. 62 Liegenschaften mit rund 2’000 Wohnungen befinden sich in der Stadt Zürich.
Bereits vor der «Fusion unter Gleichen», wie es die Unternehmen bezeichnen, hielten die beiden stattliche Portfolios. Die Baloise zählte mit einem Anlagevermögen von rund 8 Milliarden Franken zu den grössten institutionellen Immobilieneigentümern der Schweiz. Die Helvetia Versicherungen investierten gemäss Website rund ein Drittel ihres Anlagevermögens in Immobilien in der ganzen Schweiz.
Immobilienstrategie in Arbeit
Was der Merger für den Immobilienmarkt bedeutet? Aktuell sei es noch zu früh, über die künftige Immobilienstrategie zu sprechen, schreibt Helvetia+Baloise auf Anfrage. Diese werde in den nächsten Monaten erarbeitet. Aktuell seien die Bereiche rund um das Immobilienmanagement – ebenso wie andere Subunternehmen – noch nicht kombiniert: «Im Verlauf des Jahres 2026 ist geplant, dass die Immobilienbereiche sowohl operativ wie strategisch zusammengeführt werden.»
Der Merger erinnert auch an den Kauf der Credit Suisse durch die UBS: Mit der Übernahme des CS-Portfolios ist die UBS zum grössten Immobilienakteur schweizweit und in Zürich aufgestiegen. Gemäss einer Auswertung des Tages-Anzeigers zählen 6500 Zürcher Wohnungen zum UBS-Portfolio, schweizweit befinden sich laut SRF 70’000 Wohnungen im Besitz der Bank, der UBS-Immobilienfonds Sima ist mit Abstand der grösste in der Schweiz.
In Zürich verdrängte die UBS mit der Übernahme die Swiss Life vom ersten Platz: Dem Lebensversicherungskonzern gehören rund 5200 Wohnungen in der Stadt Zürich, heisst es auf Anfrage. Schweizweit besitzt die Swiss Life ganze 37’000 Wohnungen.
Im aktuellen Geschäftsbericht schreibt die Swiss Life, der Immobilienfonds habe eine «solide Anlagerendite» von 5,1 Prozent erzielt. Die Mietzinseinnahmen seien um 1,5 Prozent gestiegen. Schweizweit verwalte das Unternehmen Liegenschaften im Wert von über 3,2 Milliarden Franken, europaweit verwalte man sogar Immobilien im Wert von 112,9 Milliarden Franken.
Auch die Axa ist mit 1000 Wohnungen in der Stadt Zürich vertreten, gibt die Versicherung auf Anfrage bekannt. Schweizweit gehören ihr gemäss Website über 460 Wohnliegenschaften mit über 20’000 Wohnungen.
Firmen übernehmen immer mehr Wohnungen
Unternehmen halten seit 2023 den grössten Anteil der Zürcher Wohnungen, wie Zahlen der Stadt Zürich zeigen. Und: Ihr Anteil wächst immer weiter. Im Jahr 2024 waren es erstmals über 80’000 Wohnungen, die sich in der Hand von Unternehmen befinden, auch die Zahl von Stockwerkeigentum wächst.
Bei den natürlichen Personen nimmt derweil sogar die absolute Zahl des Wohneigentums ab – obwohl es in der Stadt von Jahr zu Jahr mehr Wohnungen gibt. Hielten Privatpersonen im Jahr 2010 noch 86’000 Wohnungen und einen Anteil von 41 Prozent, sind es im Jahr 2024 noch knapp 74’000 Wohnungen, was einem Anteil von 31 Prozent entspricht.
Der Markt ist lukrativ und komplex zugleich
Als Grund für diese Verschiebung macht Robert Weinert von Wüest Partner das «attraktive Rendite-Risiko-Profil» des Immobilienmarkts aus. Ausserdem gebe es insbesondere für Pensionskassen nur wenige Alternativen, um ihr Geld anzulegen. Durch die höheren regulatorischen Anforderungen werde der Markt zudem immer komplexer, was dazu führt, dass sich private Insvestor:innen aus dem Markt zurückziehen. Der immer grössere Anteil der Unternehmen auf dem Wohnungsmarkt sei zudem insbesondere auf Neubauten zurückzuführen.
Skaleneffekte – also die Abnahme der Kosten mit zunehmender Produktionsmenge – würden zudem begünstigen, dass einzelne Player immer grösser werden. Weinert beschwichtigt jedoch: Ich würde nicht sagen, dass die institutionellen Investoren den Immobilienmarkt der Stadt Zürich dominieren. Sie machen 33 Prozent der Mietwohnungen aus.
Der Verschiebung der Besitzverhältnisse lasse sich nicht pauschal als positiv oder negativ bezeichnen. So hätten die institutionellen Investor:innen dazu beigetragen, dass zusätzlicher Wohnraum entstanden ist. Gleichzeitig sinke jedoch der Anteil günstiger Wohnungen.
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Bachelorstudium in Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich, Master in Kulturanalyse und Deutscher Literatur. Während des Masters Einstieg als Redaktionsmitglied in der Zürcher Studierendenzeitung mit Schwerpunkt auf kulturellen und kulturkritischen Themen. Nebenbei literaturkritische Schreiberfahrungen beim Schweizer Buchjahr. Nach dem Master Redaktor am Newsdesk von 20Minuten. Nach zweijährigem Ausflug nun als Redaktor zurück bei Tsüri.ch