Neues Angebot ab Dezember

Mit dem neuen Schlafbus auf Testfahrt zum Limmattalerkreuz

Der Schlafbus Twiliner soll Reisende über Nacht von Zürich nach Barcelona oder Amsterdam bringen – flachliegend und mit Kissen. Wir haben das neue Angebot ausprobiert. Bis zum Limmattalerkreuz.

Will die Businessclass auf die Strasse bringen, Luca Bortolani, CEO von Twiliner (links im Bild) (Bild: Simon Jacoby)

«Wer Businessclass fliegt, sollte es kennen», sagt Luca Bortolani, CEO des neuen Schlafbusses Twiliner, der ab Anfang Dezember von Zürich nach Amsterdam und Barcelona fährt. 

Die Verwandlung des Sitzes in ein Bett in voller Länge gelingt allerdings auch jenen, die noch nie Businessclass geflogen sind: Ein Knopfdruck reicht, die Getriebe im Inneren des Sessels tun ihre Arbeit, plötzlich befinden sich die Fahrgäst:innen in der Horizontale.

Am Dienstag stellte das Zürcher Unternehmen einen ihrer Reisebusse in Zürich den Medien vor. Die Flotte besteht derzeit aus drei Fahrzeugen, alle können je 21 Personen transportieren. Das Ziel: Die Businessclass aus der Luft auf die Strasse bringen.

Geräumiger Innenraum

Dies gelingt zumindest teilweise. Auf der Probefahrt vom Zürcher Carparkplatz bis zum Limmattalerkreuz und wieder zurück, konnten die Journalist:innen den Fahrkomfort testen. Alle Passagiere erhalten einen Stoffsack mit Bettdecke, einem Kopfkissen und einem kleinen Müllbeutel. 

Am Sitz angebracht hat es Steckdosen für USB-Ladegeräte, zum Arbeiten oder Filmschauen kann ein Tischchen montiert werden. Dank kleinen Trennwänden auf Kopfhöhe entsteht ein Gefühl von Privatsphäre. Im Untergeschoss findet sich eine Toilette und ein Umkleideraum, beide erstaunlich geräumig für einen Bus.

Auch lange Beine haben genug Platz. (Bild: Simon Jacoby)

Ist das Bett komplett ausgezogen, haben bis zu zwei Meter grosse Menschen gut Platz, der Autor dieses Artikels ist 1.83 Meter lang und konnte sich komfortabel hinlegen. CEO Bortolani sagt: «Für sehr grosse oder sehr breite Menschen ist es eng.»

Der Liegekomfort ist gut gelöst, für die Entwicklung der Sitze hat das Unternehmen laut eigenen Angaben jahrelang gearbeitet und wurde dabei vom Migros Pionierfonds unterstützt. Herausgekommen ist eine Spezialanfertigung, die allen Sicherheitsanforderungen genügt.

Ruckelige Fahrt

Auf der Testfahrt holpert der Bus zuerst durch die Innenstadt von Zürich, auf der Autobahn wird die Fahrt ruhiger und man kann sich vorstellen, nachts durch Europa zu fahren. Doch im Vergleich zum Nachtzug sind die Bewegungen des Gefährts weniger gleichmässig, was Personen mit leichtem Schlaf zum Verhängnis werden könnte. 

Im Dezember sei der Bus bereits gut gebucht, so Bortolani während der Probefahrt. Vor allem von Personen, die über die Festtage in ihre Heimat in Amsterdam oder Barcelona fahren. 

Mit seinem Angebot richtet sich Twiliner an ein urbanes, ökologisch bewusstes Publikum mit Komfortansprüchen. Entsprechend sind auch die Preise: Während man mit dem Flugzeug oder Flixbus für rund 50 Franken nach Barcelona kommt, kostet der Schlafbus ab 150 Franken aufwärts. Damit ist der Twiliner ähnlich teuer wie der Zug. 

Twiliner Bett
So sehen die Sessel im Twiliner Schlafbus aus. (Bild: ZVG, Remo Vettori)

Bereits in etwas mehr als einem Jahr will das Unternehmen profitabel sein, dafür müsse die Flotte auf sieben Busse vergrössert werden, erklärt Bortolani. Aktuell gehe es darum, die Bedürfnisse der Fahrgäst:innen besser zu verstehen. Deshalb wurden die ersten beiden Destinationen gewählt: Auf der Strecke nach Amsterdam wird ein Business-, nach Barcelona eher ein touristisches Publikum erwartet.

Zum Ende der Testfahrt schaukelt der Bus wieder zurück auf den Carparkplatz am Sihlquai. Neben Nachtzug und Flixbus wird der Twiliner bestimmt seinen Platz im Mobilitätsmix finden. Das grösste Problem bei Busreisen ist zumindest gelöst: Alle Passagiere haben genug Raum, Platzangst wird niemand kriegen.

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simon

An der Universität Zürich hat Simon Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Nach einem Praktikum bei Watson machte er sich selbstständig und hat zusammen mit einer Gruppe von motivierten Journalist:innen 2015 Tsüri.ch gegründet und vorangetrieben. Seit 2023 teilt er die Geschäftsleitung mit Elio und Nina. Sein Engagement für die Branche geht über die Stadtgrenze hinaus: Er ist Gründungsmitglied und Co-Präsident des Verbands Medien mit Zukunft und macht sich dort für die Zukunft dieser Branche stark. Zudem ist er Vize-Präsident des Gönnervereins für den Presserat und Jury-Mitglied des Zürcher Journalistenpreises. 2024 wurde er zum Lokaljournalist des Jahres gewählt.

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