«Idiotische Diskussion»

So reagiert FDP-Präsident Përparim Avdili auf den Weltwoche-Angriff

Die Weltwoche greift den Stadtrats-Kandidaten Përparim Avdili persönlich an, zielt auf dessen Namen – und schreibt ihn konsequent falsch. Nun äussert sich der FDP-Präsident persönlich und sagt: «Das ist mein Antrieb, erst recht weiterzukämpfen.»

Përparim Avdili im Mascotte
«Es ist verrückt, welche Debatten im Jahr 2025 noch immer geführt werden», sagt Përparim Avdili zum «Weltwoche»-Artikel. (Bild: Sophie Wagner)

«Die Weltwoche» hat sich jüngst in einem Artikel dem Stadtzürcher FDP-Präsidenten Përparim Avdili gewidmet. Darin wirft das rechtskonservative Medium den Zürcher:innen diskriminierendes Wahlverhalten vor und äusserst sich zugleich selbst diskriminierend. So rätselt der Autor darüber, ob Avdilis Name türkisch, italienisch oder iranisch sei und findet, Avdili müsse seinen Namen «einschweizern», wenn die Zürcher FDP bei den Stadtratswahlen keinen Sitz verlieren will. 

«Ist verrückt, welche Debatten im Jahr 2025 geführt werden»  

Avdili selbst spricht auf Anfrage von einer «idiotischen und rassistischen Diskussion» und sagt zu dem Angriff auf seine Person: «Ich lasse mich davon nicht unterkriegen, schliesslich gibt es andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren muss.» Jedoch treffe ein solcher Angriff auch andere Menschen, die sich nicht zur Wehr setzen können.

Besonders gestört habe ihn, dass der Autor in der ersten Version des Artikels konsequent seinen Namen falsch geschrieben hat. «Das zeugt von mangelndem Respekt, über die Diskussion hinaus», sagt er. 

«Es ist verrückt, welche Debatten im Jahr 2025 noch immer geführt werden», sagt er, fügt jedoch an: «Das ist aber auch mein Antrieb, erst recht weiterzukämpfen.» 

Avdili zeigt sich optimistisch, dass sich das düstere Bild, das die Weltwoche von der Wählerschaft zeichnet, nicht bewahrheitet: Zürich ist weltoffen und ich bin davon überzeugt, dass es uns immer mehr gelingen wird, die vielfältige Gesellschaft auch politisch abzubilden», sagt er.

Përparim Avdili im Mascotte
Përparim Avdili kandidiert für den Stadtrat und will am liebsten Raphael Golta das Präsidium streitig machen. (Bild: Sophie Wagner)

So glaubt Avdili, dass er die Bevölkerung durch seine Lebensgeschichte besonders gut repräsentieren könne; «und zwar als Arbeiterkind, Sohn von Einwanderern, der in Altstetten aufgewachsen ist und ein Leben lang zur Miete gewohnt hat», sagt er. Deshalb heisse es auf seinem Plakat auch: «Der nächste Stapi muss ein Mieter sein.» Es sei eine Stärke des künftigen Parlaments, wenn darin nicht nur Personen mit Schweizer Nachnamen vertreten sind. 

Forschung bestätigt Diskriminierung in der Politik

Die Weltwoche orakelte in ihrem Artikel, Avdili würde besser abschneiden, wenn sein Nachname Ogi, Steiner oder Keller wäre. Die Politikwissenschaftlerin Lea Portmann kommentiert dazu: «Das ist schlicht die falsche Debatte.» Portmann hat selbst zur Diskriminierung von Personen mit ausländisch klingenden Namen in der Politik geforscht. Anhand einer Analyse mehrerer Parlamentswahlen konnten sie und ihre Mitautoren eine solche Diskriminierung tatsächlich feststellen. Bei einer Exekutivwahl sei der Fall jedoch ganz anders gelagert, denn dort gehe es viel mehr um die Persönlichkeit, Bekanntheit, die Parteizugehörigkeit und das politische Programm. 

Ausserdem streicht Portmann hervor: «Für das Funktionieren unserer Demokratie ist politische Repräsentation ein zentrales Prinzip». Dazu sei es wichtig, dass sich Personen mit Migrationshintergrund politisch engagieren und zur Wahl stellen. Für die Parteien hingegen gelte es, sich vom Wahlverhalten und diskriminierenden Tendenzen nicht einschüchtern zu lassen, sondern sich auf die Kompetenzen der Kandidat:innen zu fokussieren. Ansonsten könnten – insbesondere bei Parlamentswahlen mit Listenplätzen – die Parteien die diskriminierenden Tendenzen der Wählerschaft reproduzieren und sogar verstärken, indem sie Kandidat:innen mit ausländischen Nachnamen nicht mehr aufstellen oder auf Listen tiefer platzieren.

«Parteien sind in der Pflicht, zur politischen Repräsentation beizutragen, indem sie Personen unterrepräsentierter gesellschaftlicher Gruppen für Ämter aufstellen», sagt sie. Denn es sei einfacher zu beeinflussen, was Parteien machen, als in die Freiheit der Wähler:innen einzugreifen.

Ob Avdili den Sprung ins Stadtparlament wirklich schafft, ist noch unklar. Denn eine erste repräsentative Umfrage im Auftrag von Tsüri.ch zeigt ihn aktuell auf dem zehnten Platz im Rennen um die neun Stadtratssitze.

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