Referenzzinssatz soll sinken: Tiefere Mieten für bis zu 150'000 Zürcher Haushalte

Der hypothekarische Referenzzinssatz dürfte bis Ende 2025 ein zweites Mal sinken. In der Stadt Zürich haben potenziell 150`000 Haushalte Anspruch auf günstigere Mieten.

Wohnen Wohnung Miete
Wohnen in der Stadt Zürich könnte bald ein bisschen günstiger werden. (Bild: Sophie Wagner)

Der hypothekarische Referenzzinssatz dürfte noch dieses Jahr auf 1,25 Prozent sinken. Das sagen aktuelle Prognosen der Zürcher Kantonalbank. Viele Mieter:innen können bei ihrer Verwaltung also bald eine Mietzinsreduktion beantragen.

Was bedeutet das für die Zürcher Mieter:innen? Tsüri.ch hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wann wird der Referenzzinssatz gesenkt?

«Wir gehen davon aus, dass der Referenzzinssatz noch in diesem Jahr ein zweites Mal gesenkt wird – entweder bereits im September, spätestens jedoch im Dezember», schreibt Ursina Kubli, Leiterin Immobilien Research der Zürcher Kantonalbank auf Anfrage.

Wie viele Stadtzürcher:innen haben Anspruch auf eine Reduktion der Miete?

Rund 150`000 Haushalte in der Stadt Zürich dürften gemäss Schätzungen der ZKB potenziell Anrecht auf eine Mietzinssenkung haben. Das entspricht dem kantonalen Anteil, der bei rund 70 Prozent aller Haushalte liegt. Schweizweit liegt der Schnitt tiefer und beträgt 46 Prozent.

Warum rechnet der Mieter:innenverband mit tieferen Zahlen?

Walter Angst, Mediensprecher des Mieterinnen- und Mieterverbands, schätzt die Zahl etwas konservativer. Er geht davon aus, dass zwischen 50`000 bis 70`000 Haushalte der Stadt Zürich tatsächlich von einer Mietzinsreduktion profitieren könnten.

Denn nicht in allen Fällen würde eine Anfechtung des Mietzinses im Sinne der Mieter:innen enden. Bei älteren Mietverträgen mit höheren Referenzzinssätzen beispielsweise können Vermieter:innen hohe Teuerungsausgleiche und Kostensteigerungen geltend machen, welche die Reduktion stark mindern oder sogar aufheben.

Wer hat Anspruch auf eine Mietzinsreduktion?

Der Mieter:innenverband empfiehlt allen Mieter:innen ein Senkungsbegehren einzureichen oder dieses zumindest zu prüfen, die entweder im Sommer 2023 eine Mietzinserhöhung erhalten haben oder später als Juni 2023 einen Mietvertrag abgeschlossen haben. Denn im Juni 2023 wurde der Referenzzins ist von 1,25 auf 1,5 erhöht.

«Allen anderen empfehlen wir, mit dem Mietzinsrechner des Mieter:innenverbands ihr Senkungspotential zu prüfen», schreibt Walter Angst. 

Warum sinkt der Referenzzinssatz (schon wieder)?

Es wäre bereits das zweite Mal dieses Jahr, dass der Referenzzinssatz sinkt. Diesen Frühling kam es bereits zu einer Anpassung von 1,75 Prozent auf 1,50 Prozent.

Der Grund für die erneute Anpassung nach unten ist, dass die Schweizerische Nationalbank den Leitzins im Juni auf null Prozent senkte. Der hypothekarische Referenzzinssatz wiederum basiert auf dem durchschnittlichen Zinssatz der inländischen Hypotheken. 

Sinkt das allgemeine Zinsniveau, wirkt sich das mit Verzögerung auch auf den Referenzzinssatz aus. Dieser sinkt dann ebenfalls. 

Wie viele Stadtzürcher:innen erhalten im Schnitt eine Mietzinsreduktion?

Gemäss Mieter:innenverband liegen keine neueren statistischen Daten über die Zahl der Mietzinssenkungen nach einer Referenzzinssenkung vor. Die letzten verfügbaren Daten würden auf die Senkung des Referenzzinssatzes vom Dezember 2019 zurückgehen. Im folgenden Jahr seien bei gut jedem fünften Haushalt die Mieten reduziert worden.

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nina

Aufgewachsen am linken Zürichseeufer, Studium der Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaft an den Universitäten Freiburg (CH) und Basel. Sie machte ein Praktikum beim SRF Kassensturz und begann während dem Studium als Journalistin bei der Zürichsee-Zeitung. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin untersuchte sie Innovationen im Lokaljournalismus in einem SNF-Forschungsprojekt, wechselte dann von der Forschung in die Praxis und ist seit 2021 Mitglied der Geschäftsleitung von We.Publish. Seit 2023 schreibt Nina als Redaktorin für Tsüri.ch.

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