Schwermetalle in Trinkwasser: Ein hausgemachtes Problem
Die ETH dreht das Wasser ab: Blei und Nickel haben es verunreinigt. Das Problem liegt aber nicht am Zürcher Trinkwasser. Denn ob das Wasser sauber im Glas landet, entscheidet nicht nur die Quelle.
Vergangene Woche hat die ETH Zürich in einigen Gebäuden mit Jahrgang 1980 und älter erhöhte Konzentrationen von Blei und Nickel im Trinkwasser festgestellt. Wie die ETH mitteilt, untersuchen sie derzeit noch die genaue Ursache der Verunreinigung.
Laut Urs von Gunten, Leiter der Trinkwasserchemie an der Eawag, könnte dies daran liegen, dass das Wasser in den Leitungen zeitweise lange stehen bleibt. Dadurch kommt es zu chemischen Prozessen, bei der sich Blei und Nickel aus den über 40 Jahre alten Armaturen und Verbindungsstücken lösen.
Zuerst spülen, dann trinken
Die erhöhten Schwermetallkonzentrationen bei der ETH stammen demnach nicht vom abgegebenen Wasser, sondern von veralteten Hausinstallationen. Daher empfiehlt von Gunten den Bewohner:innen von Häusern und Wohnungen, die Leitungen am Morgen und nach längerer Abwesenheit kurz durchzuspülen. So könnte man zuerst duschen oder die WC-Spülung benutzen, um das kostbare Nass auch nicht zu verschwenden. «Sobald das Wasser eine konstante Temperatur hat, verwendet man sicher frisches Wasser ab Zuleitung», sagt der Professor.
Wie Hans Gonella, Sprecher der Wasserversorgung der Stadt Zürich sagt, liegt die Verantwortung für sauberes Trinkwasser, nicht nur bei der Stadt. Zwar sei diese bis zur Hauseinführung für die Sicherstellung der Trinkwasserqualität verantwortlich. Im Gebäude selbst trage jedoch der oder die Hauseigentümer:in die Verantwortung für die Beibehaltung der Trinkwasserqualität.
Verunsicherte Mieter:innen sollten sich deshalb an die Eigentümer:in oder die Hausverwaltung wenden. Wenn es wahrscheinlich ist, dass Hausinstallationen problematisch sind, können chemische Analysen des Trinkwassers Klarheit schaffen.
Wasser im Selbsttest
Im Internet gibt es zahlreiche Angebote für Wasser-Selbsttests. Doch wie sinnvoll sind diese wirklich?
Von Gunten erklärt: «Teststreifen können nur relativ hohe Konzentrationen bestimmter Wasserqualitätsparameter erfassen. Für Schwermetalle und organische Spurenstoffe in tiefen Konzentrationen gibt es keine geeigneten Schnelltests.» Auch Gonella rät von Wasser-Selbsttests ab. Er empfiehlt Hauseigentümer:innen, sich bei Verdacht an ein Privatlabor zu wenden oder die Dienstleistungen der Wasserversorgung Zürich zu nutzen.
Wenn man es genau nimmt, entspricht der Begriff «Zürcher Trinkwasser» nur der halben Wahrheit. «Züri-Wasser» ist nämlich kein reines Zürcher Wasser – historisch bedingt fliesst auch Zuger Quellwasser nach Zürich. Doch unabhängig von der Ursprungsquelle gibt es bezüglich des Trinkwassers in der Stadt keinen Grund besorgt zu sein.
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