Rund 5000 Mieter:innen demonstrieren in Zürich gegen Wohnungskrise
In Zürich haben am Samstagnachmittag tausende Mieter:innen gegen hohe Mieten und Verdrängung demonstriert. Der Umzug war bunt und verlief friedlich.
«Uns wurde kürzlich die Wohnung gekündigt, jetzt wissen wir nicht mehr weiter – vermutlich müssen wir die Stadt und unser Zuhause verlassen», so begründet eine Mieterin ihre Teilnahme an der Wohndemonstration in Zürich.
Solche und ähnliche Schicksale kriegt man zu hören, wenn man mit den Demonstrierenden spricht. Fast alle sind entweder persönlich von der Wohnkrise betroffen und kennen andere, die von Kündigung bedroht sind. Deshalb haben verschiedene Organisationen diese «grosse Wohndemo» organisiert. Gekommen sind bei schönstem Frühlingswetter rund 5000 Personen, darunter viele Familien und ältere Menschen.
Der Demonstrationszug startete beim Landesmuseum, verlief zum Limmatplatz, von dort über die Hardbrücke und dann zum Helvetiaplatz. Auf dem Weg stoppte der Umzug immer wieder für Reden der organisierenden Gruppierungen.
«Wir haben genug von den jährlich steigenden Wohnkosten, wir haben genug, dass immer mehr Menschen aus ihrem Zuhause und sozialen Umfeld vertrieben werden», sagt ein Sprecher. Wohnraum sei keine Ware, sondern eine Existenzgrundlage, deshalb habe man zu dieser Demonstration aufgerufen.
Nach Sanierungen und Umbauten seien die Mieten nicht mehr bezahlbar, die Menschen würden verdrängt, «damit muss Schluss sein». Darum wurde in einer Rede eine «radikale Wende in der Wohnpolitik» und nicht weniger als 100 Prozent gemeinnütziger Wohnraum gefordert.
Unter den Demonstrierenden waren auch zahlreiche Politiker:innen von SP, Grünen und AL vertreten. Die Grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber fragt rhetorisch: «Wer kann sich diese Stadt noch leisten?» Man müsse dringend bei den hohen Bodenpreisen ansetzen.
Ähnlich sieht es Juso-Präsident Nicola Siegrist: «Die Krise hat sich so zugespitzt, dass man sofort intervenieren muss.» Die Bodenfrage sei zentral, zudem brauche es eine nationale Mietenkontrolle. Also eine Überprüfung, damit keine unerlaubt hohen Mieten verlangt werden können. Im Schnitt bezahlt jeder Haushalt monatlich 200 Franken zu viel, wie eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigt.
Nach rund vier Stunden endete die Demonstration auf dem Helvetiaplatz.
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