Podium Kreislaufwirtschaft: «Das richtige Produkt, solange wie möglich»

Als Gesellschaft müssen wir bei der Produktverwendung umdenken. Das Ziel sollte sein, Dinge wieder länger in Gebrauch zu halten und falls nötig reparieren zu können. Am letzten Podium des Tsüri.ch Kreislaufmonats erläutern Expert:innen, was bereits getan wird und wo noch grosses Potenzial vorhanden ist.

Grundsätzlich muss der Lebenszyklus eines Produktes länger andauern. Wie schaffen wir den Wandel in unserer Konsumgesellschaft? Welche Rolle spielen politische Rahmenbedingungen, Unternehmen und Konsument:innen in diesem Prozess? Auf diese Fragen versuchten Expert:innen aus der Politik und Wirtschaft anhand konkreter Beispiele Antworten zu liefern.

Jede Expert:in stellte anfangs seine:ihre Lösungsansätze den rund 80 Zuhörer:innen vor, anschliessend führte das Moderationsduo durch die Diskussion. Zum Abschluss stellten Personen aus dem Publikum Fragen direkt an die Podiumsteilnehmenden.

2024-10-16 Podium Langlebigkeit und Reparierbarkeit Kulturpark One Planet Lab Greenbuzz Joelle Herin-113
Die Expert:innen diskutieren engagiert miteinander vor dem interessierten Publikum über mögliche Lösungen. (Bild: Tsüri.ch)

Joëlle Hérin – Greenpeace / Koalition Lang leben unsere Produkte

Hérin hob die Notwendigkeit starker politischer Massnahmen hervor, welche die Produktlebensdauer und Reparaturmöglichkeiten fördern würden. Insbesondere die Reduktion von E-Waste durch längere Nutzung von Produkten gewichtet sie als grossen Hebel in der Kreislaufwirtschaft.

Zur Untermalung ihres Arguments berichtete Hérin eine Anekdote aus ihrem Alltag. Im Sommer war ihr Kühlschrank defekt und nach kurzer Inspektion meinte der Handwerker, dass sich die Reparatur nicht mehr lohnen würde. Das Gerät sei so komplex zusammengesetzt, dass der Kostenaufwand einer Reparatur um einiges höher sei als die Beschaffung eines neuen Geräts. In der Schweiz werden jedes Jahr pro Kopf im Durchschnitt über 23 Kilo Elektroschrott entsorgt.

2024-10-16 Podium Langlebigkeit und Reparierbarkeit Kulturpark One Planet Lab Greenbuzz Joelle Herin-27
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit GreenBuzz und WWF One Planet durchgeführt. (Bild: Tsüri.ch)

Tanya Sonderegger – Transa

Der Outdoor-Sport Händler «Transa» bietet seit einigen Jahren Reparaturservices für verschiedene Produkte an. «The right product as long as possible» ist die Philosophie des Unternehmens und zielt damit darauf ab, dass Kund:innen hochwertigere Produkte kaufen – mit dem Wissen, dass sie diese auch reparieren lassen können. 

Tanya Sonderegger bestätigt, dass der Service von Jahr zu Jahr mehr genutzt wird. Dieser wird auch für Produkte angeboten, die nicht bei Transa gekauft wurden. Mit dem breiten Serviceangebot werden auch Neukund:innen gewonnen. Das grösste Problem besteht darin, dass die Servicepreise in der Schweiz im Verhältnis zu den Produkten, die meist im Ausland produziert werden, immer noch eher hoch sind. Dennoch: Je mehr das Angebot nutzen, desto günstiger wird es für die Konsument:innen.

Andreas Lindau – Stadt Zürich

Bis anhin ist Reparatur eher für hochpreisige Investitions- oder Gebrauchsgüter attraktiv. Das Ziel sollte entsprechend sein, dass Reparaturangebote auch für Alltagsgegenstände zugänglicher werden. Dies will die Stadt Zürich mit der Einbindung aller beteiligten Akteure vorantreiben. Wie Andreas Lindau erläuterte, schafft die Stadt Rahmenbedingungen und Infrastruktur, um sowohl Unternehmen als auch die Bevölkerung zu animieren, mehr für den Schutz des Klimas beizusteuern.

Als neues Projekt für 2027 ist ein Recyclinghof für die Bewohner:innen mit integriertem Repair-Center geplant. Für die Unternehmen bietet die Stadt Beratungen an, um diese beim Wandel zu klimaneutralen Produkten und Prozessen zu unterstützen.

Tom Koch – Rytec Circular

Tom Koch sprach über die Bedeutung von Technologieunternehmen in der Kreislaufwirtschaft. Rytec Circular hat sich darauf spezialisiert, die Reparierbarkeit von Elektronikprodukten zu verbessern und diese für Konsument:innen so einfach wie möglich zu gestalten. 

Das Unternehmen analysiert anhand eines eigens erstellten Indexes mit verschiedenen Kriterien Produkte wie Waschmaschinen auf ihre Reparaturtauglichkeit und definiert Verbesserungsmöglichkeiten der Produktionsprozesse. Die gewonnenen Erkenntnisse werden auch mit anderen Unternehmen aus verschiedenen Branchen geteilt. So kann durch die Wissensweitergabe auch branchenübergreifend voneinander profitiert werden.

2024-10-16 Podium Langlebigkeit und Reparierbarkeit Kulturpark One Planet Lab Greenbuzz Joelle Herin-103
Das Publikum stellte nach der Diskussion einige Fragen. (Bild: Tsüri.ch)

Ausblick 2040

Die Schweiz könnte als reichstes Land der Welt eine Vorreiterrolle einnehmen. Obwohl es schon einige Anstrengungen gibt, um die Zirkularität von Produkten zu fördern, sind es andere Länder wie Österreich oder Frankreich, die auch politisch mit Gesetzen und Auflagen versuchen, diese Veränderung konkret zu lenken. Wie und ob das auch in der Schweiz denkbar ist, sind sich die Diskussionsprotagonist:innen nicht ganz einig.

Anschliessend fand auch das Q&A mit Fragen aus dem Publikum statt. Du findest den ganzen Event zum Nachschauen auf YouTube.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare