Bauprojekt im Kreis 3

Nach Preisvorschlägen: So hoch sind die Mieten im Neubau «Amalfi Due»

Eine neue Liegenschaft an der Badenerstrasse sorgte im Februar für Aufsehen: Interessierte sollten ihre Preisvorstellungen für eine Monatsmiete abgeben, ohne zu wissen, was die Wohnungen wirklich kosten. Nun stehen die Mietpreise offiziell fest.

Amalfi Due Badenerstrasse von oben fotografiert
Die Liegenschaft an der Badenerstrasse. Auf der linken Seite ist der «Parco»-Teil, rechts die «Città». (Bild: Koni Nordmann)

Besondere Umstände erfordern besondere Massnahmen – nach diesem Prinzip handelt die Firma Ledermann Immobilien. In Zürichs angespanntem Wohnungsmarkt testet das Unternehmen eine Vergabepraxis, der anderen Art: Interessent:innen geben zunächst Mietpreisvorschläge ab, die endgültigen Preise werden später bekannt.

Am Mittwochmorgen wurden die Mietpreise der 32 Wohnungen an der Badenerstrasse im Kreis 3 offiziell veröffentlicht. Die Mieten reichen von 1610 Franken für eine 1.5-Zimmer-Wohnung bis zu 5510 Franken für eine 5.5-Zimmer-Wohnung.

Das Projekt teilt die Wohnungen in zwei Bereiche: Im «Parco»-Teil liegen Wohnungen mit 2,5 bis 5,5 Zimmern mit Blick ins Grüne, im «Città»-Gebäude Wohnungen von 1.5 bis 2.5 Zimmern. Diese richten sich offiziell sich an «urbane Menschen, die das Stadtleben lieben». Praktisch bedeutet das vor allem: Sie liegen an der lärmbelasteten Strassenseite.

Besichtigungen waren nicht möglich, die Mindestmietdauer beträgt ein Jahr, der Mietstart ist auf den ersten Juli 2026 festgelegt. Parkplätze kosten 250 Franken für benzinbetriebene Autos; wer eine Ladestation benötigt, zahlt 25 Franken mehr.

70 Quadratmeter für 3500 Franken

Damit liegen die Mietpreise deutlich über dem städtischen Mittelwert für eine 3-Zimmer-Wohnung im Kreis 3. Dieser betrug laut der Mietpreiserhebung 2024 für eine nicht-gemeinnützige Wohnung 1967 Franken. Die günstigste 3.5-Zimmer-Wohnung von «Amalfi Due» mit 70 Quadratmetern wird hingegen für 3500 Franken angeboten. Zum Vergleich: Der städtische Mittelwert für eine 4-Zimmer-Wohnung im Kreis 3 lag 2024 bei 2518 Franken. 

Philippe Rohr, Geschäftsführer von Ledermann Immobilien, begründet auf Anfrage die Preise mit dem gehobenen Ausbaustandard der Neubauten: «Bei der Erstvermietung in diesem Segment stützen wir uns auf die Kosten- und Marktverhältnisse ab.»

Die Frage, ob die neuen Mietpreise den eingegangenen Vorschlägen entsprechen, lässt Rohr unbeantwortet – ebenso, warum für eine der Wohnungen bis am Mittwochabend noch immer kein Mietpreis festgelegt ist.

Kontroverse um Mietpreisgestaltung

Ledermann Immobilien AG gehört zu den führenden Unternehmen der Stadt. Gründer Urs Ledermann startete 1979, indem er Altbauten kaufte, sanieren liess und hochpreisig weitervermietete. Ihr Projekt «Amalfi Due» rückte im Februar erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit.

Wie Tsüri.ch als erstes Medium berichtete, mussten Interessierte sich auf der Projektwebsite registrieren und einen eigenen Mietpreisvorschlag abgeben, ohne die tatsächlichen Mietpreise zu kennen. Dieses Vorgehen erinnert an das sogenannte «Blind Bidding». 

Rechtsanwalt Peter Nideröst kritisierte das Vorgehen: «Eine solche Versteigerung von Mietwohnungen pervertiert den ohnehin schon aus dem Ruder geratenen Wohnungsmarkt in Zürich.» Die Praxis erinnere ihn an Jean Zieglers geprägten Begriffs des Casino-Kapitalismus.

Philippe Rohr wies die Vorwürfe sowohl damals als auch heute zurück: «Wir vergeben die Wohnungen nicht an den Meistbietenden», sagte er. Die angefragten Mietzinse dienten ausschliesslich dazu, Vorstellungen der Interessent:innen über den Mietzins an dieser Lage zu erhalten.

Auf Anfrage schreibt Rohr: «Die endgültigen Mietpreise basierten auf fundierten wirtschaftlichen Berechnungen und aktuellen Marktdaten.» Ob dieses Verfahren bei künftigen Vermietungen angewendet wird, entscheide Ledermann Immobilien projektbezogen.

jenny

Bachelorstudium der Psychologie an der Universität Zürich und Masterstudium in politischer Kommunikation an der Universität von Amsterdam. Einstieg in den Journalismus als Redaktionspraktikantin bei Tsüri.ch. Danach folgten Praktika bei der SRF Rundschau und dem Beobachter, anschliessend ein einjähriges Volontariat bei der Neuen Zürcher Zeitung. Nach einigen Monaten als freie Journalistin für den Beobachter und die «Zeitung» der Gessnerallee seit 2025 als Redaktorin zurück bei Tsüri.ch.

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