Während der Arbeitslosigkeit Kultur erschaffen
Im Kulturmarkt in Wiedikon beim Zwinglihaus setzten arbeitslose Kulturschaffende kreative Projekte um. So entsteht ein vielseitiges Angebot für die Stadt. Und die Stellensuchenden finden neue Motivation.
«Wir sind ein Veranstaltungshaus mit eigenem Restaurant. Das ganze betreiben wir mit Erwerbslosen aus verschiedenen Branchen», erklärt der Geschäftsleiter des Kulturmarkts, Dieter Sinniger. Der aufgestellte Mann führt mich durch das denkmalgeschützte Gebäude und erzählt, was in all den verschiedenen Räumen des Kulturmarkts vor sich geht.
Fähigkeiten stärken
Insgesamt kann der Kulturmarkt 40 Stellensuchende als temporäre Mitarbeiter*innen integrieren. «Für maximal sechs Monate arbeiten die Stellensuchenden hier auf ihrem Beruf», sagt Sinniger. Parallel dazu werden sie persönlich gecoacht und ganz spezifisch beim Bewerben unterstützt. Ziel ist es, möglichst schnell den Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.
Kompetenzzentrum für Kulturwirtschaft
Oft seien Stellen im Kulturbereich nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern gingen unter der Hand weg. Als Arbeitssuchende müsse man sich selbst in einem kreativen Licht präsentieren und ein professionelle Selbstvermarktung betreiben, beschreibt Sinniger die Herausforderung für die Stellensuchenden.
Im Gebäude gibt es diverse Schulungsräume - von Tonstudio über Proberaum bis hin zu IT-Klassenzimmer. In letzteren lernen Künslter*innen, sich kreativ zu vermarkten.
«Der Kulturmarkt ist das Kompetenzzentrum der Deutschschweiz und kennt die wichtigsten Kanäle». So drehe der Kulturmarkt beispielsweise Demo-DVDs mit Schauspieler*innen für ihre Bewerbungen. Oder die Coaches verhelfen den Arbeitssuchenden ein zweites Standbein aufzubauen. «Bei einem Musiker bietet sich etwa eine Lehrtätigkeit an», führt Sinniger ein Beispiel auf.
Vielseitiges für Gäste
Angefangen hat alles vor 20 Jahren, als die Gründer des Kulturmarkts Theaterprojekte mit Arbeitslosen realisierten. Schon bald kamen andere Bereiche der Kulturwirtschaft dazu. So kommen heute Stellensuchende aus verschiedenen Sparten wie Musik, Tanz und Theater sowie Veranstaltungstechnik zusammen. Mit der Zeit seien die Bereiche Marketing, IT und Gastronomie auf natürliche Art mitgewachsen. «Das Restaurant, welches jeden Tag ein anderes Mittagsmenu anbietet, war ursprünglich ein interner Mittagstisch», so Sinniger. Und als das Angebot an Theater und Konzerten stieg, brauchte man ein Marketing, eine Grafikabteilung und eine funktionierende IT-Struktur.
Das Restaurant bietet täglich ein vegetarisches Menü und eines mit Fleisch
Natürlich sei es aufgrund des ständigen personellen Wechsels eine grosse Herausforderung, Kontinuität ins Veranstaltungsprogramm und ins Team zu bringen. Auch sei der Output nicht mit einem herkömmlichen Kulturbetrieb zu vergleichen. Logischerweise habe der erste Arbeitsmarkt absolute Priorität. «Ich freue mich immer, wenn jemand schon nach zwei Wochen eine Stelle findet, auch wenn das heisst, dass diese Person uns wieder verlässt», so Sinniger.
Dennoch gelang es dem Kulturmarkt im letzten Jahr seinem Kulturangebot ein Profil zu geben. «Gesellschaftlich relevante Themen stehen im Zentrum unserer Aufführungen”, so Sinniger. «Unsere Bühne und unsere Übungsräume wollen wir Formationen und Gruppierungen zur Verfügung stellen, die sonst keine Plattform haben – seien das Profis oder von Amateuren unter Leitung von Profis», beschreibt Sinniger das Angebot.
Der Kulturmarkt stellt seine Räumlichkeiten für ausswertige Theatergruppen zur Verfügung: Hier eine Performance vom Schalk Theater.
Morgen gibt’s ein Podiumsgespräch zu Regenbogenfamilien. Am Freitag bietet das Restaurant einen kulinarischen Ausflug in die Nordwestschweiz. Der nächste grosse Event steht mit dem Sommerfest 05:28 am 17.Juni vor der Tür. Dieses fängt mit «Meditation in Motion» bei Sonnenaufgang um 5 Uhr 28 an.
Dieter Sinniger, Geschäftsleiter Kulturmarkt: «Wir wollen Stellensuchende nicht einfach beschäftigen, sondern wir wollen sie weiter bringen.»
Titelbild: ZVG/ Catalina Gutiérrez
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