(K)eine Anleitung zum Glücklichsein
<!--more--> <p style="text-align: center;">Präsentiert von <a href="https://revendo.ch/?utm_source=tsueri.ch&utm_medium=Banner&utm_campaign=Tsueri.ch">REVENDO</a> Kauf und Verkauf von gebrauchten Apple-Geräten</p> <p style="text-align: center;"><a href="https://revendo.ch/?utm_source=tsueri.ch&utm_medium=Banner&utm_campaign=Tsueri.ch"><img class="size-medium wp-image-8374 aligncenter" src="https://tsri.ch/media/uploads/2016/07/revendo-300x113.png" alt="revendo" width="300" height="113" /></a></p><br><br> <hr /><br><br> <b>Sie lieben das High und den Rausch: Die neuen 30er überschreiten Grenzen mit Drogen und fühlen sich gut damit. Ist das normal? Es ist häufiger, als wir denken. Doch sind sie glücklich dabei?</b><br><br> <span style="font-weight: 400;">Wir sind 30 Jahre alt, oder eben jung. Da fängt es ja schon an. Darf man sich mit 30 noch als jung bezeichnen? Ab 30 kriegt man diesen unsichtbaren, dennoch spürbaren Jetzt wirds ernst!- Stempel auf die Stirn gedrückt.</span><br><br> <span style="font-weight: 400;">Das Diplom in der Tasche, aus der WG ausgezogen, die Ikea-Möbel durch echte ersetzt, die Schulden beglichen: Jetzt fängt das wahre Leben an! Nun, vielleicht doch nicht so ganz. Denn irgendwie hat sich nichts verändert. Das neue, wahre Leben riecht noch verdächtig stark nach dem alten. Zugegeben, das Gefühl ist anders. Der Druck, etwas leisten zu müssen, wird nämlich immer höher, schliesslich hatte man genug Zeit, das Leben ohne jegliche Verantwortung zu geniessen. Also heisst es ran an die Arbeit </span><span style="font-weight: 400;"></span><span style="font-weight: 400;"> offiziell 42 Stunden die Woche, inoffiziös mehr, auch wenn die Medien gerne etwas anderes behaupten. In Zürich arbeitet man viel und gern und überhaupt, sich über Arbeit zu beklagen, ist weder sexy, noch gehört es zum </span><i><span style="font-weight: 400;">«</span></i><span style="font-weight: 400;">urban lifestyle</span><i><span style="font-weight: 400;">».</span></i><br><br> <span style="font-weight: 400;">Allerdings fühlt man sich nach einer 42h(+)-Woche so ziemlich gerädert und so gar nicht sexy. Wer mag da noch wirklich gross über Politik und Wirtschaft nachdenken oder sozialisieren, wer hat da noch Lust auf Sport, geschweige denn auf Sex? Tatsache ist doch, dass jede_r noch so eifrige Büezer_in Pausen und Ventile braucht, denn der hohe Leistungsdruck zerrt mächtig an den Nerven. Klar, man kann meditieren, in die Berge fahren, oder sich endlos Woody Allen-Filme reinziehen, aber die allereinfachste und schnellste Befriedigung bleibt: Drogen. Drogen beruhigen die Nerven. Sie sind gefährlich, ja das wissen wir. Aber sie sind verdammt noch mal gute Ventile!</span><br><br> <span style="font-weight: 400;">Ausserdem haben wir heute überall Drogen. Wir beginnen den Tag mit Kaffee und beenden ihn mit einem Glas Wein. Drogen sind mittlerweile funktionale Teile unserer Gesellschaft, weil wir am Tag leistungsfähig sein müssen und uns am Abend entspannen sollten. Das heisst, ich trinke am Abend ein Glas Rotwein, damit ich entspannen kann und am nächsten Tag leistungsfähig bin. Ein, zwei Gläser Wein und die Welt fühlt sich weniger verrückt an. Daran ist nichts Verwerfliches. Während ich aber beim Alkohol bleibe, komme ich nicht umhin zu bemerken, dass Kollegen und Freunde da schon etwas experimentierfreudiger sind. Eigentlich sollte man mit 30 aus der Drogenprobier- und Experimentierphase raus sein und dennoch </span><br><br> <a href="https://www.instagram.com/p/BI8mVShgeft/?taken-by=tellerkinder69" target="_blank"><img class="alignnone size-large wp-image-8674" src="https://tsri.ch/media/uploads/2016/08/Bildschirmfoto-2016-08-17-um-20.29.43-1024x964.png" alt="Bildschirmfoto 2016-08-17 um 20.29.43" width="640" height="603" /></a> <h1>Perspektivenwechsel</h1> <span style="font-weight: 400;">Gemäss den Statistiken des <a href="http://www.suchtmonitoring.ch/de/5/2-3.html?kokain-inzidenz-einstiegsalter-in-den-gebrauch" target="_blank">Suchtmonitoring Schweiz</a></span><span style="font-weight: 400;"> liegt <a href="http://www.suchtmonitoring.ch/de/table/587.html" target="_blank">das Alter bei Beginn eines auffälligen Kokaingebrauchs</a></span><span style="font-weight: 400;"> bei 25. Während die Kiffer immer jünger werden, ist es frappierend, wie normal und regelmässig der Kokainkonsum bei über 30-Jährigen ist. Dass wir in Zürich auf Kokain stehen, ist ja nun wirklich nichts Neues. Anscheinend werden <a href="http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Schweizer-konsumieren-taeglich-ueber-22-Kilo-Kokain-29680548" target="_blank">täglich 1.7 Kilo Koks</a></span><span style="font-weight: 400;"><a href="http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Schweizer-konsumieren-taeglich-ueber-22-Kilo-Kokain-29680548" target="_blank"> durch Zürcher Nasen gezogen</a>. Ganz normal. Irgendwie dachte ich aber immer, dass je nach Szene, in der man sich bewegt, verschiedene Drogen konsumiert werden. Kokain war für die Goldküsten-Kiddies, Pillen eher für hippe Ravers. Anders ausgedrückt, dass sich Leute mit Amphetamine an einer Reggae-Party abschiessen, passte für mich nicht wirklich zusammen. Doch wie es heute scheint, bestimmt nicht die Szene die Droge, sondern die Droge die Szene.</span> <h1>«Bien-être», eine Frage der Generation</h1> <span style="font-weight: 400;">Während die jungen 20er, oder die Generation Z, um etwas innovativer zu klingen</span><span style="font-weight: 400;">, <a href="http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/leben/leben/smartphone-statt-drogen-darum-stehen-junge-nicht-mehr-auf-bier-und-zigis-128967306" target="_blank">sich von Drogen abwenden</a>, dem Gesundheitshype verfallen und lieber Startups gründen, sind wir, die Generation X und Y eher etwas lebensmüde. So scheint es.</span><br><br> <span style="font-weight: 400;">«Am liebsten mag ich Ritalin», </span><span style="font-weight: 400;">verrät mir ein Freund, während wir am Freitagabend zu einem Glas Wein diskutieren. </span><span style="font-weight: 400;">«Es hält mich wach und man bleibt bei sich. Von MDMA verlier ich total den Boden unter den Füssen. Ausserdem ertrage ich nicht mehr wirklich viel Alkohol.» </span><span style="font-weight: 400;">Tja, das kommt wohl mit dem Alter. Später erzählt mir eine Kollegin genau das Gegenteil. MD sei das Einzige, das sie wirklich entspanne. Heute vermischt sich alles. Alles geht, man kriegt alles, überhaupt kein Problem. Selbst die einstige Junkie-Droge Heroin ist wieder salonfähig. Um seinen Rausch zu stillen, muss man sich nicht mal als Suchti outen, es gibt genügend Profi- und semi-professionelle Dealer, gleich hier, gleich um die Ecke. Man muss sie nur kennen. Eine kurze Whatsapp-Nachricht mit einer Nummer reicht: 25 steht für LSD, 10 für Kokain, Amor für Ecstasy. Formelle Drogensprache. Wer regelmässig konsumiert, lernt sie schnell.</span><br><br> <span style="font-weight: 400;">Die meisten der Konsumenten sind total unauffällig. Sie sind durchschnittlich zwischen 28 und 35 Jahre, keine Randständige oder heruntergekommene Abhängige, man sieht es ihnen nicht an, wie es manche so schön ausdrücken. Wer Drogen nimmt, liegt nicht schon in der Gosse. Nicht hier, nicht in Zürich. Die meisten führen ihr ganz normales Leben, verdienen gut und kommen gut mit den wöchentlichen oder monatlichen Drogeneskapaden klar. Sie wollen lediglich aus dem Alltag ausbrechen, erotisiert werden, sich berauschen, Orgien feiern. Wie gesagt, alles ganz normale Sachen. Natürlich gibt es unter ihnen auch solche, die nicht glücklich sind, die weniger Drogen nehmen wollen, auch Hilfe suchen, ihren Konsum nicht mehr kontrollieren können. Aber von denen spricht man kaum.</span> <h1>Abgekartete Nihilisten</h1> <span style="font-weight: 400;">Warum sind Drogen gerade für über 30-Jährige so durchaus attraktiv? Zum einen, weil wir ihm Rauschzustand dem Glück scheinbar näher sind. Zum anderen, weil wir es uns einfach leisten können. Nicht etwa, weil wir reich und schön sind, sondern weil wir in einer Gesellschaft leben, in der wir meistens die Wahl haben zu tun oder zu lassen was wir wollen. Obwohl wir ständig unter Leistungsdruck stehen, können wir es uns auch leisten, mal nicht nachdenken zu müssen. Nietzsche hat uns bereits darauf aufmerksam gemacht, dass der Mensch ein sinnliches und triebhaftes Wesen ist, dass seine Triebe und Leidenschaft ausleben soll, ohne Behinderung durch Moral und Ethik. Für den Philosophen ist es tatsächlich so, dass Menschen sein können, ohne an etwas zu glauben. Er ist auch überzeugt davon, dass es nicht nötig ist, überhaupt etwas zu haben, an das man glauben könnte. Das heisst, keine Unterscheidungskriterien für Gut und Böse, keine Moral, kein Ziel. Einfach nichts. Somit residieren wir also als Nihilisten in einer Gesellschaft, in der uns alle Möglichkeiten offen stehen eine freie, äusserst komplexe und letztlich in sich stimmige Welt zu entwerfen. </span><br><br> <span style="font-weight: 400;">Das ist auf die Dauer ziemlich ermüdend. Aber wir haben die Wahl: Wir können es uns leisten, nichts zu machen und dabei nichts zu fühlen. Das ohne schlechtes Gewissen, weil die meisten unserer Taten letzten Endes keinerlei bis wenig Konsequenzen haben. Dabei bleiben wir im Bewusstsein unserer Auswechselbarkeit, sowie unserer Normalität. Oder dann schöpfen wir unsere Selbstbestimmung voll aus, orientieren uns stetig neu, suchen nach dem Sinn des Lebens und wissen oft nicht, was wir mit so viel vermeintlicher Freiheit anfangen sollen. Klingt kompliziert, ist es auch. Denn im Grunde, wollen und brauchen wir diese Wahl gar nicht. Also stehen wir irgendwie immer irgendwo dazwischen. Drogen machen dieses ganze Dilemma für manche aber aushaltbarer und verschaffen für eine kurze Weile süsse Erlösung aus dieser gesellschaftlichen Zwickmühle.</span><br><br> <span style="font-weight: 400;">Als konsequente Nihilisten müssten wir uns eigentlich auf kommende Utopien und zukünftige Formen von Gesellschaft (die wir nicht wirklich steuern können) vorbereiten, da der Horizont des Nihilismus zu einer Pluralisierung des Möglichen führt. Doch wir stehen vor dem Abgrund der Kontingenz und wissen nicht genau, worauf wir uns einlassen.</span><br><br> <a href="https://www.instagram.com/p/BJAREndgfew/?taken-by=tellerkinder69"><img class="alignnone size-large wp-image-8676" src="https://tsri.ch/media/uploads/2016/08/Bildschirmfoto-2016-08-17-um-20.42.23-1024x1024.png" alt="Bildschirmfoto 2016-08-17 um 20.42.23" width="640" height="640" /></a><br><br> <span style="font-weight: 400;">Bevor wir also alles riskieren und womöglich falsche Entscheidungen treffen (wenn es auch so gesehen überhaupt keine falsche Entscheidungen geben kann), wollen wir uns einfach nur treiben lassen, alles loslassen und einfach nur sein. Egal wie. Und genau deshalb schlucken, schnupfen und trinken wir, was es braucht um zu fühlen, dass wir sind.</span> <h1>Glücklichsein</h1> <span style="font-weight: 400;">Ist nun mal sauschwer. Selbstbestimmung, Freiheit, Glück und Zufriedenheit, das alles gleichzeitig unter einen Hut zu bringen, ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. </span><span style="font-weight: 400;">Denn frei im Kantschen Sinne ist man oft auf Kosten anderer, was letztendlich wiederum nicht wirklich glücklich machen kann.</span> <span style="font-weight: 400;">Andere Kulturen lösen das to be or not to be - Dilemma einfacher: Frühe Heirat und Familie, früh viel Verantwortung, wenig Zeit zur Selbstfindung, wenig Zeit für Selbstzweifel. Und wir, wir verschieben die Verantwortung und verschleiern alles unter einem Because-Im-happy- Dauerzustand. Wir setzen uns unter Druck, gehen an unsere Grenzen, und verschieben sie immer wieder, nur um unsere kleinen Glücksmomente zu finden. Es ist nun mal so: Menschen lieben den Rausch. Denn er macht glücklich und unabhängig. Er beflügelt und inspiriert. Aber wenn er zum einzigen Ventil wird, um aus dem Alltag auszubrechen, verliert er im Grunde doch schon seinen Reiz. Weil man dabei sich und den Bezug zur Realität verliert. </span><br><br> <span style="font-weight: 400;">Wer verloren ist, hat wenig Chancen auf Glück. Aber vielleicht haben wir mit oder ohne Drogeneskapaden alle gleich wenig Chancen auf Glück. Wer weiss das schon? Bevor wir also Menschen verurteilen, die Drogen nehmen, müssen wir uns eingestehen, dass Drogen zu unserer Gesellschaft dazugehören. Wie schon der Soziologie-Professor Sandro Cattacin richtig erkennt hat, gehören Drogen nicht in die Abhängigkeits- und Verbotsdebatte, sondern in die wirtschaftliche und politische Debatte. Es braucht einen Diskurs, der Drogen nicht einfach als «schlecht» und «gefährlich» verkennt, sondern Drogen als Hilfsmittel, als Freude, als Freizeit und als Herausforderung anerkennt. Der Diskurs der Gefahr überschattet jedoch diese Form des Benennens und Anerkennens gerade auch der sozio-ökonomischen Probleme. Letztlich sind Drogen ein Spiegel unserer Gesellschaft. Das waren sie schon immer.</span><br><br> <hr /><br><br> Titelbild: <a href="https://www.instagram.com/psychedelic_island/" target="_blank">Screenshot Instagramm</a>
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