Von Google bis OpenAI: Zürich zieht die Tech-Giganten an
Immer mehr internationale Technologieunternehmen eröffnen KI-Standorte in Zürich. Neben Google und IBM forschen heute auch Meta, OpenAI und Microsoft am Zürichsee. Ein Überblick über die hiesige KI-Landschaft.
Google ist seit über 20 Jahren in Zürich. Aus wenigen Angestellten wurden inzwischen rund 5000, der Standort gilt als grösster Entwicklungs-Hub ausserhalb der USA. Doch Google ist längst nicht mehr allein: Auch IBM betreibt hier ein grosses Forschungslabor, dazu kamen in den letzten Jahren immer mehr Techfirmen mit Fokus auf künstliche Intelligenz. Zürich wird regelmässig als idealer Standort genannt – nicht zuletzt wegen der Nähe zu ETH und EPFL, die kontinuierlich neue Fachkräfte hervorbringen.
Die ETH hat verschiedene Kollaborationen mit Google. Auf Anfrage erklärt die ETH: «Unsere Schwerpunkte liegen im Wissensaustausch, in der Vermittlung von Industriekontakten an junge Talente sowie im Ausloten von Möglichkeiten für eine vertiefte Zusammenarbeit.»
Alle setzen auf künstliche Intelligenz
Google hat den Weg geebnet, um Zürich als Techstandort zu etablieren. Googler:innen aus 85 Nationen arbeiten hier an Diensten wie Search, YouTube oder Gemini – dem eigenen KI-Assistenten.
Auch Disney ist seit 2008 mit einem Team präsent, das gemeinsam mit der ETH Technologien der künstlichen Intelligenz erforscht.
Apple unterhält seit fast zehn Jahren das sogenannte «Vision Lab» in Zürich. Über die Arbeit dringt kaum etwas nach aussen. Wo sich die Büros befinden, ist offiziell nicht bekannt. Laut «Financial Times» wissen teilweise nicht einmal die Nachbar:innen von den Aktivitäten.
Seit Ende 2024 verstärkt sich der Trend: Immer mehr Unternehmen arbeiten in Zürich an KI-Tools. Meta – der Mutterkonzern hinter Facebook – bezieht zusätzliche Büroflächen am Seeufer, in denen mutmasslich KI-Produkte entwickelt werden. Die KI-Unternehmen OpenAI (ChatGPT) und Anthropic (Claude) eröffneten neue Standorte, und auch Microsoft baute ein Forschungslabor auf, das KI-Anwendungen wie Copilot vorantreibt. Alle drei warben führende KI-Spezialist:innen direkt von Google ab.
In der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres kündigte auch Pinterest die Eröffnung eines KI-Entwicklungszentrums in Zürich an.
Balz Hösly, Präsident des Verwaltungsrates der Greater Zurich Area, sieht darin einen Beleg für die langfristige Strategie. Zürich sei kein Zufallsprodukt, sondern das Resultat von exzellenten Arbeitsbedingungen, herausragenden Hochschulen und über zwei Jahrzehnten Standortentwicklung mit dem Ziel, sich als führender Technologie-Standort in Europa zu positionieren. «Diese Strategie zahlt sich jetzt aus – gerade im Bereich KI und zunehmend auch beim Thema Nachhaltigkeit», so Hösly.
Parallel dazu baute die ETH Zürich gemeinsam mit der EPFL den Supercomputer «Alps». Ziel ist es, die Schweiz als führenden Standort für die Entwicklung von KI-Lösungen zu etablieren. Mit «Alps» entstand unter anderem Apertus, das erste umfangreiche, offene und mehrsprachige Sprachmodell aus der Schweiz.
Ausgestattet mit 10’000 Nvidia-Superchips gehört «Alps» zu den schnellsten Rechnern weltweit. Die Halbleiter von Nvidia bilden die Grundlage für die enorme Rechenleistung, die moderne KI-Anwendungen erfordern. Das US-Unternehmen betreibt an der Europaallee, gleich neben Google, ein Entwicklungszentrum mit mehr als 200 Forschenden. Getrieben vom KI-Boom stieg Nvidia 2024 und 2025 zeitweise zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf.
Das Zurich AI Festival kommende Woche ist Ausdruck dafür, dass sich Zürich in rasendem Tempo zu einem internationalen KI-Zentrum entwickelt. Vom 29. September bis zum 3. Oktober soll das Festival die bislang grösste Plattform für das Thema Künstliche Intelligenz in der Region werden.
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Yann hat an der Universität Zürich einen Master in Germanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie abgeschlossen. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er bei 20Minuten, Tsüri.ch und der SRF Rundschau. Beim Think & Do Tank Dezentrum war Yann als wissenschaftlicher Mitarbeiter und in der Kommunikationsleitung tätig. Seit 2025 ist er Teil der Tsüri-Redaktion. Nebenher ist er als Freelancer im Dynamo Zürich und bei Dachsbau Sounds unterwegs.