Erstwähler Yves: «Die Geschichte zeigt, dass wenige Stimmen den Unterschied machen können»
Yves Henz (18) darf im Februar in Zürich das erste Mal wählen. Er liest, was ihm in die Finger kommt. Egal ob Tageszeitungen, die Republik oder Architekturmagazine.
Yves Henz lebt noch bei seinen Eltern im Kreis 6. Er ist selber politisch aktiv, geht an Demos und ist im Vorstand der Jungen Grünen Kanton Zürich. «Ich bin schon lange politisch interessiert beziehungsweise von der Politik schockiert», schreibt er. Darum kandidiert er selber für die Gemeinderatswahlen im Februar. Acht Fragen an Erstwähler Yves.
Hast du dich bisher über die Politik in Zürich informiert?
Ja.
Wo und wie hast du dich darüber informiert?
Ich lese alles, was mir in die Finger kommt. Die grossen Tageszeitungen, die Republik und auch ganz wichtig finde ich die Architekturmagazine Hochparterre und das Werk.
Hast du vor im Februar wählen zu gehen und weisst du schon, wen du wählen wirst?
Ich werde die Grünen wählen, da wir bis 2030 klimaneutral sein müssen und die Grünen die einzige grosse Partei ist, welche sich meiner Meinung nach für dieses Ziel in der Stadt Zürich einsetzt. Weiter möchte ich, dass Zürich eine soziale, solidarische und lebenswerte Stadt wird. Dominik Waser überzeugt mich am meisten, da er meiner Meinung nach am ehesten die nötigen Veränderungen anstossen wird, welche wir für eine klimaneutrale, glücklichere und lebenswertere Zukunft brauchen.
Was bedeutet es für dich im nächsten Februar das erste Mal wählen zu dürfen?
Wählen ist ein Grundprivileg in einer – leider unvollständigen – Demokratie wie der Schweiz. Wenn es nach mir ginge, sollte das Wählen allen hier lebenden Menschen gewährt werden. Dies auch darum, weil das Wählen eine Errungenschaft ist, für welche über Jahrhunderte gekämpft wurde. Dieses Privileg sollte unbedingt verteidigt und wahrgenommen werden. Nicht zu wählen, wenn man den überhaupt dazu berechtigt ist, heisst in Kauf zu nehmen, dass rechtspopulistische bis rechtsextreme Parteien gewinnen und dann die Macht missbrauchen. Wenn man als junger Menschen nicht wählt, bedeutet dies, dass man den älteren Menschen die Macht über die Gestaltung der Zukunft überreicht.
In Zürich geht nur etwa jede vierte Person zwischen 18 und 29 Jahren an die Urne. Wieso denkst du, dass nicht mehr Menschen in deinem Alter an die Urne gehen?
Das hat meiner Meinung nach damit zu tun, dass viele junge Menschen frustriert und desillusioniert sind. Wir Jungen verlieren beinahe jede Abstimmung und zweifeln dementsprechend an der Bedeutung unserer persönlichen Stimme. Man beginnt ja auch kein Spiel im Wissen, es zu verlieren. Und genau in dieser Situation befinden sich junge Menschen vor Abstimmungen. Weiter liegt es sicherlich daran, dass junge Menschen weniger Zugang zu Journalismus haben, da dieser häufig zahlungspflichtig ist und sie sich diesen nicht leisten können.
Hast du das Gefühl, dass deine Stimme etwas bewirken kann?
Das ist der Krux der Demokratie. Eine Stimme hat zwar fast keinen Einfluss und doch werden Entscheidungen über Abstimmungen und Wahlen gefällt. Die Geschichte zeigt aber auch, dass wenige Stimmen den Unterschied machen können. So wurden die amerikanischen Präsidentschaftswahlen im Jahre 2000 zwischen George W. Bush und Al Gore schlusssendlich wegen ein paar wenigen Stimmen entschieden. Die Welt wäre eine andere, hätten damals 269 Menschen anders gestimmt. Die Welt wäre besser.
Ein Boykott von Wahlen und Abstimmungen wäre ein Geschenk an die politischen Gegner:innen. Deshalb appelliere ich an alle die wählen und abstimmen dürfen: «Seid Zukunftswähler:innen, wählt für eine lebenswerte Zukunft.»
Kannst du alle Zürcher Stadträte aufzählen?
Ja.
Falls du entscheiden könntest, was würdest du in der nächsten Legislaturperiode unbedingt anpacken? Was sind für dich die drei dinglichsten Probleme, die in der Stadt Zürich gelöst werden müssen?
Erstens Netto-Null bis 2030. Anders gesagt: Die Klimakrise,
Zweitens soll es bezahlbaren Wohnraum für alle geben und mit Wohnen kein Profit gemacht werden. Wohnen als Grundrecht soll dadurch gesichert werden.
Und drittens wünsche ich mir eine lebenswerte und gesunde Stadt. Dies bedeutet für mich weniger Verschmutzung durch Autos, mehr Platz für Erholung, Spiel, Sport, klimafreundliche Mobilität und Urban Gardening. Ich wünsche mir aber auch eine möglichst weitgehende soziale Sicherheit und damit verbunden Freiheit von Abstiegs- und Verdrängungsängsten.
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