«Vorne Business, hinten Party» – der Vokuhila ist die beste Frisur aller Zeiten

Nachdem uns Covid einige Monate unseres Lebens geraubt hatte, konnte das Jahr 2022 so einige Trends aus dem Hut zaubern. Der Vokuhila erlebt gerade ein Revival. Communityverantwortliche Seraina Manser würde zwar nie selber einen Voku tragen, aber findet die Frisur super.

Szeni-Starterpack 2022
Damit warst du im Jahr 2022 cool. (Bild: Collage Tsüri.ch)

Im Januar sitze ich mit ein paar Freund:innen in der Zentralwäscherei. Eine Gruppe Anfangzwanziger:innen betritt den Raum. Der Style der Cliquenmitglieder ist identisch: Dad Sneakers, Manchesterhosen oder Baggy Jeans, Wollpullis in den Farben braun, grau oder schwarz, manche mit Karo-, andere mit Zopfmuster. Auf der Nase sitzt eine silbrige Drahtbrille. Es sieht aus, als ob sie den Kleiderschrank ihrer Grosseltern geplündert oder im Heilsarmee-Brocki zugeschlagen haben. Das Outfit wird abgerundet mit einem Vokuhila. Die Haare tragen sie also vorne kurz und hinten lang. 

Bei der heutigen Variante des «Vokus» sind die Haare oberhalb der Ohren meist noch kurz rasiert und ab und zu wird er mit Mèches aufgelockert. Kommt zum Voku noch ein Oberlippenbart dazu, kannst du diese Kombination «Vokuhila-Oliba» nennen. In der Zentralwäscherei sehe ich an diesem Abend alle möglichen Variationen – getragen von Frauen oder Männern. Dazu bammelt nicht selten ein Blitz aus farbigem Plexiglas am Ohr. 

«Die Haare sehen fettig aus? Kein Problem für den Voku.»

Seraina Manser

Vom Outfit kann man halten, was man will, aber ich finde: Der Vokuhila ist die beste Frisur aller Zeiten. Zwar nicht für mich, aber für alle, die sich trauen und gerne experimentieren. Der Vokuhila verkörpert zwei Welten: «Vorne Business, hinten Party». Auf den ersten Blick und von vorne wirkt die Frise seriös. Doch auf den zweiten Blick und von der Seite offenbart sie ihr wahres Gesicht. Die Haare fallen lässig über die Schultern oder schauen frech hinter den Ohren hervor. Mir gefällt das Wilde, Unperfekte. Dieser Haarschnitt muss nicht alle zwei Wochen nachgeschnitten werden. Die Haare sehen fettig aus oder wurden schon lange nicht mehr gekämmt? Kein Problem für den Voku.

Richtig gross war Voku in den 70ern und 80ern. Seine berühmtesten Träger waren David Bowie und Paul McCartney. In den 80er-Jahren dann schmückte er das Haupt von David Hasselhoff oder Tennisspieler Andre Agassi. Dann wurde es ruhig um ihn, bis er jetzt von den Millennials und der Generation Z getragen wird. Im Tsüri-Team herrscht der Tenor vor, dass die Frise von den Berner:innen nach Zürich getragen wurde: «Die hend scho wildi Frisure dete». Stichfeste Beweise für die Verbreitung des «Vokus» von West-Ost konnten bis zu Redaktionsschluss nicht gefunden werden. Doch zwei Artefakte aus der Popkultur zeigen, dass der «Vöku» in Bern schon lange ein Ding ist. Die Memepage des Berners «chnoeitoeif_im_schissdraeck» spielt zum Beispiel in diesem Meme auf den Reithalle-Vokuhila-Style an.

Und der Berner Jule X rappt im Song «CC»: «I der Haar isch keh Gel, mi Vöku isch gschnitte, jaa mi Vöku isch schnäu». Damit ist auch schon alles gesagt. Auf dass der schnelle «Vöku» auch im 2023 noch getragen wird.

Das Szeni-Starterpack 2022

Trends kommen und gehen. So kamen auch im Jahr 2022 so einige modische und gesellschaftliche Neuheiten dazu, andere wurden wiederbelebt. In unserem Rückblick schauen wir auf ein Jahr voller fetzigen Frisuren, lässigen Tretern und neuen Hobbys zurück, die unsere Freund:innen in den letzten 12 Monaten bewegt haben. Zusammen kam ein Starterpack, mit dem du in Zürich alles warst, aber bestimmt nicht auffällig.


1. «Vorne Business, hinten Party» – der Vokuhila ist die beste Frisur aller Zeiten


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