Zuki-Gründer im Interview

«Das Roland ist als Kulturort wertvoller, als ein neuer Coop»

Eigentlich sollte aus dem ehemaligen Sexkino Roland an der Langstrasse das neueste Zürcher Nachtlokal werden. Stattdessen findet dort bereits zum vierten Mal ein Pop-up-Club statt – organisiert vom ehemaligen Zukunft-Mitgründer Alex Dallas. Was er vorhat, erzählt er im Interview.

Pop-Up-Club im Roland
Schon bald können Clubgänger:innen im Roland wieder bis in die Morgenstunden tanzen. (Bild: Minea Pejakovic)

Sie sind Pächter des ehemaligen Kino Roland. Vor zwei Jahren hiess es, sie wollen hier einen dauerhaften Club eröffnen, stattdessen kommt der vierte Pop-up-Club. Nach dem Ende des Club Zukunft hatten einige auf ein «Zuki 2.0» gehofft. Passiert das noch?

Vorerst nicht. Wir kämpfen mit sehr umfangreichen Auflagen, die das geplante Budget deutlich übersteigen. Deshalb setzen wir das Projekt eines festen Clubs vorerst aus und betreiben stattdessen nochmals ein Pop-up.

Wo hapert es?

Die grösste Herausforderung sind derzeit die Lärmschutzauflagen, die wir momentan aufgrund des Alters des Gebäudes nicht erfüllen können. Zudem gibt es im Haus auch Wohnungen und die Stadt besteht auf deren Erhalt. 

Ziel ist es aber, dass längerfristig ein Club im Roland entsteht?

Ja, das war in den letzten drei Jahren das Ziel – ein Club oder eine Bar. Genaues kann ich im Moment nicht sagen. Wer meine bisherigen Projekte und Arbeiten kennt, weiss aber, dass der Fokus weiterhin auf der Musik liegen wird und eine neue Plattform für die lokale Szene geschaffen wird.

Wie unterscheidet sich der Betrieb eines Pop-ups von einem dauerhaften Club?

Bei einem Pop-up hat man eine kürzere Laufzeit, aber ähnlich hohe Investitionskosten, was schnell zur Herausforderung werden kann. Man muss schauen, dass man mit den zwölf Partynächten alle Ausgaben decken kann. Bei einem normalen Club hat man dafür ein ganzes Jahr Zeit. Gerade bei einem kleinen Pop-up wie dem im Roland ist es deshalb entscheidend, dass jede einzelne Veranstaltung ein Erfolg wird.

Bei den letzten drei Pop-ups im Roland elektronische Musik im Vordergrund. Was ist denn das Konzept des neuen Pop-ups im November? 

Es wird wieder elektronische und genreübergreifende Dance-Music sein. Wir haben einige fantastische Acts gewinnen können, wie beispielsweise Seth Troxler, Jimi Jules oder auch Optimo, um hier nur einige zu nennen. Das Programm trägt natürlich auch meine Handschrift, welche durchaus auch eine Weiterführung meiner Arbeit für den Club Zukunft darstellt.

«Wenn zu hohe Auflagen alles ersticken, nimmt man der Stadt letztlich Kultur und Kreativität.»

Alex Dallas, Pächter des Kino Roland

Als Mitinhaber und Gründer des ehemaligen Clubs Zukunft haben Sie langjährige Erfahrungen mit dem Standort Langstrasse. Was macht die Langstrasse für Sie aus?

Ich finde nach wie vor, dass die Langstrasse das grossstädtischste Quartier Zürichs ist. Sie bietet ideale Voraussetzungen dafür, dass Kultur stattfinden kann. In stark gentrifizierten Stadtteilen wird Kultur oft als störend empfunden – hier sind die Menschen toleranter, weil es bunt, punky und natürlich auch etwas verruchter ist, als der Rest der Stadt. Auch die Stadt will, dass es hier ein lebendiges Nachtleben geben soll. Dafür gab es vor Jahren auch die Initiative Langstrasse Plus der Stadt.

Doch die Langstrasse ist im Wandel. Die Zuki ist weg, die Piranha-Bar auch und die Schickeria hat jüngst ihre Schliessung angekündigt. 

Die Tendenz geht leider aber dahin, dass sich Detailhändler:innen oder Franchise-Unternehmen die Innenstädte sichern. Das kennt man aus anderen Metropolen, wo im Zentrum nur noch globale Ketten präsent sind. Diese Orte haben keine Ausstrahlung mehr – alles wirkt steril, das Stadtbild ist tot.

Wie wollen Sie dieser Entwicklung mit Ihrem Pop-up entgegenwirken?

Unser Projekt ist eine Möglichkeit, an der Langstrasse Räume zu besetzen. Das Kino Roland ist als Kulturort wertvoller, als wenn nochmal ein McDonalds oder ein Coop einzieht. 

Wir wollen damit auch die Behörden davon überzeugen, dass es solche Orte braucht. Einige städtische Ämter sehen das bereits ein. Die Stadtentwicklung etwa findet ebenfalls, dass das Kino Roland dauerhaft für die Öffentlichkeit und für kulturelle Zwecke genutzt werden sollte. Der Knackpunkt liegt eher in den Auflagen, die über die Jahre verschärft wurden und es heute kleineren Playern fast verunmöglichen, etwas auf die Beine zu stellen.

Dass Lärmschutz und andere Auflagen eingehalten werden, ist nachvollziehbar und wichtig. Doch wenn zu hohe Auflagen alles ersticken, nimmt man der Stadt letztlich Kultur und Kreativität.

Ohne Deine Unterstützung geht es nicht.

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Medien. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Mittlerweile sind 2600 Menschen dabei und ermöglichen damit den Tsüri-Blick aufs Geschehen in unserer Stadt. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 3000 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für Tsüri.ch und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 8 Franken bist du dabei!

Jetzt unterstützen!
Minea Pejakovic

Nach der Ausbildung zur Kauffrau EFZ beim Sozialdepartement der Stadt Zürich folgte die Berufsmaturität an der KV Zürich mit Schwerpunkt Wirtschaft. Anschliessend Bachelorabschluss in Kommunikation und Medien mit Vertiefung Journalismus an der ZHAW. Erste journalistische Erfahrungen als Praktikantin in der Redaktion von Tsüri.

tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare