Das grösste WG-Casting der Stadt – und ich mittendrin
Am vergangenen Freitag lud Tsüri.ch gemeinsam mit Urban Equipe zum grössten WG-Casting der Stadt – mit anschliessender WG-Party. Redaktorin Florentina hat sich mit ins Getümmel des Zimmer-Basars gestürzt.
«Glitzer oder Konfetti?»
«Wandern oder Brunch?»
«Crossfit oder Videogames?»
Die bunten, zwölfseitigen Fragewürfel liegen auf dem «Matching Desk» und warten auf ihren Einsatz. «Matching» – das ist das Ziel des Abends. Für einmal handelt es sich bei den Matches aber nicht um potentielle Liebespaare, sondern um WG-Mitbewohner*innen. Am vergangenen Freitag, dem 1. März, luden Tsüri.ch und Urban Equipe im Stall 6 zum grössten WG-Casting der Stadt ein. Neun WGs und rund fünfzig Zimmersuchende hatten sich vorab angemeldet, um am WG-Gspänli-Speeddating teilzunehmen. Eine davon war ich.
It's a match!
Halb aus Neugier, halb aus ernsthaftem Interesse habe ich mich inkognito unter die Zimmersuchenden gemischt und die sich anbietenden WGs ausgekundschaftet. Ich meldete mich zuerst beim «Matching Desk», um dort meine Unterlagen abzuholen. Ich werde mit einem personalisierten Plan für den Ablauf der Castings und einem Kleber ausgestattet, der mich farblich in verschiedene Kategorien einordnet. So sind es bei mir ein pink angestrichenes Zimmer, weil 10 bis 12 m2 Fläche für mich genug sind, ein gelber Kopf, weil ich auch mehr als 5 Mitbewohner*innen cool fände und ein grüner Geldstapel, weil mein Budget bescheiden ist. Ein Blick auf die Zettel der WG-Tische genügt, um zu erkennen, ob man zumindest in Punkto Budget und Zimmergrösse zueinander passt oder nicht. Bei gelben Geldstapeln weiss ich: Da brauche ich mich gar nicht erst hinzusetzen, denn 1’500 Stutz für ein WG-Zimmer in der Europaallee liegen für mich definitiv nicht drin. Und ja, auch solche Zimmer waren im Angebot zu finden.
In neun Runden à je sieben Minuten haben wir Bewerber*innen Zeit, uns den verkuppelten WGs vorzustellen. Im eingangs erhaltenen Bündel mit dabei sind rote Herzli-Zettelchen zum Abreissen, auf denen man einander im Falle von gegenseitiger Verliebtheit die Telefonnummer hinterlassen kann. Bei mir funkt es aber kaum jemals.
Fehlt nur noch die Wohnung
Es ist ein kreatives und ausgeklügeltes System, das funktioniert, obwohl zwei WGs gar nicht erst auftauchen. Auch von meinen drei WG-Matches war eine nicht gekommen. Schade – wäre es vielleicht meine Traum-WG gewesen?
Ich bin nicht die einzige, die einige Runden Pause hat. So nutzen wir die Zeit, um uns über unsere derzeitigen Wohnsituationen, -wünsche und -träume auszutauschen. Ein günstiges Zimmer in einer charmanten Altbauwohnung im Kreis 3, 4 oder 5 und ein familiäres Zusammenleben scheint nicht nur mein Ideal zu sein. Hätten wir eine solche Wohnung zur Verfügung gehabt, wir wären wohl glatt zusammengezogen.
Die übrige Szene gleicht einem Basar. Bloss, dass statt um Zimt und Teppiche heute im Stall 6 um Balkone, ÖV-Anschlüsse und Putzpläne gefeilscht wird.
Einmal quer durch die Gesellschaft
Der bunte Mix – sowohl an teilnehmenden WGs als auch an Zimmersuchenden – überrascht mich und zeigt zugleich: Die Wohnform «WG» ist längst nicht mehr nur in studentischen Kreisen ein Thema. Neben der Stadtzürcher Jurastudentin, dem jungen Mann in Hemd und Anzug und einer pendelnden Kostümbildnerin hat der Event ausserdem Leute angesprochen, die es bei regulären WG-Castings wohl eher schwer haben. Der junge Mann im Rollstuhl oder die beiden Frauen, die auf den ersten Blick so Mitte 50 sind, halten sich eher am Rand des Geschehens auf und scheinen Mühe zu haben, sich in unser Gespräch über abzureissende JuWo-Wohnungen zu integrieren. Statt weiter verloren im offensichtlichen Abseits zu stehen, beginnt ein Mann mit dunklem Teint einfach inmitten des Gewimmels zu tanzen.
Zumindest die Feel-Good-Musik der Jungs von «Mariachi de Jesús Guatemala» ist bei der anschliessenden «WG-Party» auch für diejenigen da, die ohne neues Daheim respektive WG-Gspänli von dannen ziehen müssen. In Zürich eine WG zu finden – und dann erst noch eine, in der man sich wohlfühlt – ist verdammt schwer, egal mit welchen Ansprüchen. Zu sehen, dass man nicht alleine ist und sich mit Leidensgenoss*innen auszutauschen, tut gut – und tröstet zumindest ein bisschen darüber hinweg, dass ich heute keine neue WG gefunden habe.
Bilder: Urbanequipe / Tsüri.ch
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