Grünes Zürich: So könnte die Stadt in Zukunft aussehen
Der Verein Umverkehr setzt sich für ein grüneres Zürich ein und hat dazu zwei Initiativen eingereicht. Stadt- und Gemeinderat haben diese angepasst und Gegenvorschläge formuliert. Über diese Vorschläge wird am 22. September abgestimmt. Wie das «neue» Zürich aussehen könnte, erfährst du hier.
Am 22. September wird über acht städtische Vorlagen abgestimmt. Die ersten beiden betreffen die Gegenvorschläge zur Gute-Luft-Initiative und zur Zukunftsinitiative. Die von Umverkehr eingereichten Initiativen zielen darauf ab, die Mobilität für Fussgänger:innen und Velofahrer:innen zu verbessern sowie das Stadtklima durch mehr Grünflächen und Bäume aufzuwerten. Fachleute aus Zürich haben Illustrationen erstellt, die zeigen, wie ein grüneres Zürich im Sinne der Initiativen aussehen könnte. Diese Bilder sind zwar hypothetisch, wurden jedoch vom Fachteam Verkehrsplanung der Stadt auf ihre Umsetzbarkeit geprüft.
Um das geht es in den Gegenvorschlägen
Umverkehr reichte am 7. September 2021 die Gute-Luft-Initiative ein, die jedoch vom Stadt- und Gemeinderat abgelehnt wurde. Stattdessen legten diese einen Gegenvorschlag vor. Der verfolgt laut Stadt- und Gemeinderat ein realistischeres Ziel: Innerhalb von zehn Jahren sollen 145'000 Quadratmeter Strassenfläche in Grünflächen und Baumflächen umgewandelt werden. Nachdem Stadt- und Gemeinderat den Gegenvorschlag beschlossen hatten, zog das Initiativkomitee die ursprüngliche Gute-Luft-Initiative zurück.
Auch der Gegenvorschlag zur Zukunftsinitiative setzt laut Stadt- und Gemeinderat ein realistischeres Ziel als die ursprüngliche Initiative. Innerhalb von zehn Jahren sollen 462'000 Quadratmeter Strassenfläche in umweltfreundliche Fortbewegungsräume umgewandelt werden. Geplant sind neue Fussgänger:innenzonen, Velorouten und weitere Massnahmen zur Verkehrsberuhigung. Zudem sollen Parkplätze abgebaut und in Velostreifen umgewandelt werden. Auch diese Initiative zog das Initiativkomitee inzwischen zurück.
So wichtig ist das Stadtklima
Die Dringlichkeit von mehr Grünfläche in der Stadt liegt für Silas Hobi, Geschäftsleiter des Vereins Umverkehr, auf der Hand. «Wir wissen, dass es aufgrund des Klimawandels immer heisser wird.» Die Stadt benötige mehr Grünflächen und Bäume, um die Bevölkerung zu schützen, so Hobi. Auch seien sichere Velorouten dringend notwendig.«Vor allem braucht es ein zusammenhängendes Netz.» Zurzeit würden in Zürich zu viele Lücken bestehen, so Hobi.
Mit den Gegenvorschlägen von Stadt- und Gemeinderat zeigt sich Hobi grundsätzlich zufrieden. Wären sie nicht einverstanden gewesen, hätten sie die beiden Initiativen nicht zurückgezogen, sagt er. «Natürlich ist es schade, dass bei der Gute-Luft-Initiative die Fläche für Bäume und Grünflächen reduziert wurde.» so Hobi. Der Gegenvorschlag hat die Fläche von 46’000 auf 14’500 Quadratmeter zusätzlichen Grünraum im Jahr reduziert.
Jedoch sei der Gegenvorschlag zur Zukunftsinitiative eine Verbesserung. Er habe ihre Idee präzisiert und in einen klaren Umsetzungsplan überführt. Zudem seien die 64’000 Quadratmeter Fläche pro Jahr, die dem Fuss- und Veloverkehr zugutekommen sollen, im Gegenvorschlag unverändert geblieben, sagt Hobi.
Das ist Umverkehr
Der Verein Umverkehr hat rund 40’’000 Unterstützer:innen und setzt sich seit 1992 für eine zukunftsfähige Mobilität in der Schweiz ein. Sein Hauptanliegen sind es, den Verkehr zu vermindern, umweltfreundlicher und platzsparender zu machen. Umverkehr kritisiert das Schweizer Mobilitätsverhalten, da es Klimaerwärmung, Luftverschmutzung, Lärmbelastung und Landschaftsverlust zur Folge habe. Darum unterstützt der Verein eine Verkehrspolitik, die eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs anstrebt. Um dies zu erreichen, scheut der Verein nicht vor Strassenaktionen in der Öffentlichkeit wie die Wanderbaumparade in Zürich, die alle paar Wochen stattfindet. Am 12. September findet die nächste Parade von 17:30-18:30 Uhr statt und führt vom Hardplatz bis zur Hellmutstrasse.
Wer zehn Tage vor den Abstimmungen eine Gruppe von wandernden Bäumen beobachten kann, braucht sich also nicht zu wundern.
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