Kulturkampf um ein Verbot? Jetzt spricht ein Laubbläser

Die bevorstehende Abstimmung über ein Laubbläserverbot wurde zum Kulturkampf zwischen längst überfälligem Umweltschutz und linkem Verbotswahn hochstilisiert. Statt über die Betroffenen zu schreiben, spricht Tsüri.ch mit ihnen. Im ersten und vielleicht auch letzten Interview mit einem Laubbläser. Eine Glosse.

Laubbläser
Am 28. September stimmt die Stadtzürcher Stimmbevölkerung über ein Verbot von Laubbläsern ab. (Bild: Unsplash)

BRRÖÖÖÖÖ.

Sein Röhren hallt durch die Vorgärten von Altstetten.

Der Laubbläser – schwarzes Rohr, weiss-orangener Griffbereich, gesunde sieben Kilo auf der Waage – arbeitet sich zwischen Hecke, Trottoir und falsch parkierten Trottinetts durch, im Schlepptau ein Mann mit Ohrenschützern.

Rechts und links vom Laubbläserrohr fliegt Laub durch die Luft. Kleine Zweige und Äste, Zigarettenstummel – war das ein Käfer?

Tsüri.ch: Entschu-

Laubbläser: BRÖÖÖÖ

tschuld–

BRÖÖÖÖ

TSCHULDIGUNG! Herr Laubbläser, dürfen wir Ihnen ein paar Fragen stellen?

(Stille)

Wie gehen Sie damit um, dass Ihre Spezies in Zürich vielleicht bald verboten ist?

Für solche Diskussionen habe ich keine Zeit. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit – es ist Mitte September, bald beginnt die Hochsaison.

Ihr Einsatz soll stark eingeschränkt, ihre benzinbetriebenen Kollegen ganz verboten werden. Es fällt schwer zu glauben, dass diese Debatte Sie kaltlässt.

Sehen Sie: Ich verstehe einfach nicht, was das Problem ist. Ich will doch bloss blasen.

Sie wurden 1970 von der Firma ECHO erfunden, für eine effizientere Laub- und Abfallbeseitigung. Organisationen, wie der WWF und Peta bezeichnen Sie aber als eines der schädlichsten Gartengeräte.

Papperlapapp. Mittlerweile gibt es neue Generationen Laubbläser, die akkubetrieben sind. 

Die Abgasemissionen sind eine Sache. Laubbläser wie Sie zerstören die Lebensgrundlage von Insekten.

Gegenfrage: Mögen Sie es, wenn Spinnen von draussen in Ihre Wohnung kriechen?

Darum geht es nicht. Ohne Laubschicht, fehlt vielen Igeln, Insekten, Schmetterlingslarven die Nahrung und das Winterquartier.

Muss es denn gleich immer ein Verbot sein? Und überhaupt – wie kommen Sie darauf, mich mit «Herr» Laubbläser anzusprechen?

Äh ich dachte .. weil Laubbläser ein maskulines Substantiv ...

Soso.

Sehen Sie denn wenigstens ein, dass Sie wirklich sehr, sehr laut sind?

BRRÖÖÖÖÖ

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nina

Aufgewachsen am linken Zürichseeufer, Studium der Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaft an den Universitäten Freiburg (CH) und Basel. Sie machte ein Praktikum beim SRF Kassensturz und begann während dem Studium als Journalistin bei der Zürichsee-Zeitung. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin untersuchte sie Innovationen im Lokaljournalismus in einem SNF-Forschungsprojekt, wechselte dann von der Forschung in die Praxis und ist seit 2021 Mitglied der Geschäftsleitung von We.Publish. Seit 2023 schreibt Nina als Redaktorin für Tsüri.ch.

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