Flurin Capaul: «Für mich war immer selbstverständlich, dass man sich engagiert» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Gemeinderat der Woche: Flurin Capaul (FDP)

Flurin Capaul war in ganz jungen Jahren bei der SP, ist heute jedoch überzeugter Liberaler. Er schätzt das urbane und kulinarische Angebot bei ihm im Kreis 3 und hat gleich noch ein paar Restaurant-Tipps parat.

Flurin Capaul, FDP

«Für mich war immer selbstverständlich, dass man sich engagiert», sagt Gemeinderat Flurin Capaul. (Foto: Steffen Kolberg)

«Für einen Ordnungspolitiker war das schon ein Spagat», lacht Flurin Capaul, angesprochen auf den von ihm und seinem Fraktionskollegen Roger Suter eingereichten Vorstoss, der einen neuen Tukan für die Stadtgärtnerei forderte. Schliesslich ist es die FDP, die in Verwaltung und Politikbetrieb immer wieder Effizienz und Sparsamkeit anmahnt, die beiden Gemeinderäte aber in diesem Fall gewähren liess. Man diskutiere respektvoll in der Fraktion, betont Capaul in diesem Zusammenhang: «Wir haben einen sehr erwachsenen Umgang miteinander.»

Der 45-Jährige identifiziert sich stark mit seiner Partei, die «das Land erfunden» habe: «Ich habe die Grundüberzeugung, dass unser System das beste der Welt ist. Es basiert darauf, dass man sich seinen Wohlstand erarbeitet, Verantwortung übernimmt und sich für andere einsetzt», erklärt er, und fügt hinzu: «Ausserdem ist blau eine schöne Farbe.»

Capaul ist Informatik-Ingenieur und war lange in der Startup-Szene der Stadt unterwegs: Nach über zehn Jahren bei der Credit Suisse gründete er 2015 mit Boonea ein Unternehmen, das Geschäftsbeziehungen mithilfe künstlicher Intelligenz optimieren soll. Bis heute ist er im Vorstand des Impact Hub Zürich. «Ich beschäftige mich damit, Business-Herausforderungen mit Technologie zu lösen», sagt er.

Im Gemeinderat ist er Teil der Sachkommission Hochbaudepartement. Die behandle ein sehr komplexes, aber dennoch handfestes Themengebiet, erläutert er. Als Liberaler habe er hier in einigen Punkten eine andere Sichtweise auf die Entwicklung der Stadt als die linksgrüne Mehrheit: «Beim Schulhaus Letzi beispielsweise leuchtet mir nicht ein, warum man unbedingt Wohnraum zerstören muss, um ein paar Schulgebäude zu erstellen. Und genauso denke ich, dass man bei der Stadtgärtnerei gut ein paar Gebäude aus dem Inventar der Denkmalpflege entlassen könnte, um Wohnungen zu ermöglichen», sagt er: «Wohnen und Tomatensetzlingsmarkt, das ist zusammen möglich.»

Aufgewachsen ist Capaul in Meilen, zwei Jahre verbrachte er als Kind in Kanada und den USA. Nicht ohne Stolz erzählt er, dass er in den Vereinigten Staaten als Englisch-Zweitsprachler zum Klassensprecher gewählt wurde. Heute ist er im Kreis 3 zuhause, den er sehr schätzt: «Um den Idaplatz herum ist es durchaus berlinerisch, aber es funktioniert besser, ist sauberer und gastronomisch interessanter als Berlin.» Das urbane und kulinarische Angebot mit Cafés, Bars und drei Metzgereien in der Nähe ist für ihn «the best of all worlds».

Als Kulinarik-Fan hat Capaul auch noch Restaurant-Empfehlungen für jeden Geldbeutel parat: Für die schmalste Variante biete das India Street Food an der Langstrasse ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Im mittleren Bereich empfiehlt er das Parea an der Zentralstrasse, das eine grosse Varietät an griechisch-mediterranen Speisen anbiete. Im dicksten Geldbeutel-Bereich sei der Lindenhofkeller im Kreis 1 besonders empfehlenswert. «Das exklusivste», so der Gemeinderat schliesslich mit einem Schmunzeln, «ist es, zu mir nachhause zum 6-Gang-Menü eingeladen zu werden».

Warum sind Sie Gemeinderat geworden?

Es war für mich immer selbstverständlich, dass man sich engagiert. Ich war unter anderem Pfadi-Leiter, Fussballclub-Präsident oder Kassier des Quartiervereins Wiedikon. Nach einer sehr kurzen Zeit in ganz jungen Jahren bei der SP, war ich lange nicht sehr aktiv. Als ich dann meine erste eigene Firma gründete, überzeugte mich das Unternehmerische der FDP. Zu meiner grossen Freude wurde ich für die Gemeinderatsliste angefragt und durfte dann im Sommer 2021 für Raphaël Tschanz nachrücken. Nun bin ich seit zwei Jahren dabei und bereue keine Sekunde davon. Ob grundlegende Anliegen oder Quartierthemen, die mich per E-Mail erreichen, ich kümmere mich gerne um ein breites lokalpolitisches Spektrum. Auch wenn man einiges an Arbeit reinstecken muss. Das erwarte ich von jedem Milizpolitiker.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?

Wädi Angst würde ich zum Znacht einladen (ich bin ja gemäss einem Gault-Millau-Journalist der verfressenste Lokalpolitiker der Schweiz). Von ihm würde ich gerne bei einem guten Glas Rotwein lernen, wie man als Kleinstpartei die viel grösseren linken Parteien so gut im Griff hat. 

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?

Das Parmesan-Verbot im städtischen Altersheim: Dass die SVP mit der SP, den Grünen und der ach-so-liberalen GLP das durchsetzte, ist schlicht irr und schädlich. Wer geht noch in ein städtisches Altersheim, wenn einem die Politik vorschreibt was es zu Essen gibt? Mit welchem Recht verbietet man dem italienischen Saisonnier den Parmigiano Reggiano zu seinen Spaghetti Napoli? Das ist und bleibt ein Mahnmal für Politik in der Stadt Zürich: vernünftige, pragmatische Argumente werden leider allzuoft ignoriert.

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