Geschäft mit Inseraten

Wohnkrise in Zürich: So schlagen Homegate, Flatfox und Co. Profit

Zahlreiche Plattformen machen Geld aus der Zürcher Wohnkrise. Dabei kassieren sie nicht nur von den Suchenden, auch das Inserieren kann teuer werden. Viele der grössten Schweizer Anbieter befinden sich dabei in der Hand der Swiss Marketplace Group.

Screenshot Wohnplattformen
Schon vor der ersten Miete können Suchende viel Geld ausgeben. Die Preise für die Online-Plattformen ziehen immer weiter an. (Bild: Screenshot)

Wer in Zürich eine Wohnung finden möchte, muss tief ins Portemonnaie greifen, und das nicht erst bei der Miete: Schon die Suche kann einem teuer zu stehen kommen. Immer mehr Plattformen bieten Abos und Premium-Versionen an. Diese sollen die Chancen steigern, eine Wohnung zu finden, doch vor allem schlagen sie Kapital aus der Wohnungsknappheit.

So kostet ein Premium-Abo bei «Erstbezug.ch» stolze 49 Franken im Monat – oder 200 Franken für ein ganzes Jahr. Dafür verspricht die Website etwa eine frühzeitige Kontaktaufnahme und «exklusiv recherchierte Inserate». Die Plattform Zueriwohnung verlangt fünf Franken pro Monat, das Flatfox-Abo «Priority» kostet 30 Franken im Monat, und «Homegate Mieter Plus+» gibt es im Dreimonatsabo für 40 Franken monatlich. Je nach Abonnement-Länge sind auf den Plattformen auch günstigere Monatspreise möglich und Flatfox, Homegate sowie ImmoScout24 bieten eine kostenlose Probewoche für Wohnungssuchende an.

Sogar für die Suche nach Genossenschaftswohnungen lässt sich Geld ausgeben: Plattformen wie «genossenschaffen.ch» und «gnossizh.ch» verlangen 5 Franken beziehungsweise 4.50 Franken im Monat und stellen dafür alle Inserate der Zürcher Genossenschaften zusammen.

Die Wohnbaugenossenschaften Zürich (WBG) schreiben dazu auf Anfrage, die allermeisten Genossenschaften würden ihre Wohnungen frei und öffentlich zugänglich ausschreiben. Ein kostenpflichtiger Service sei daher «nicht notwendig». Das grösste Problem sei jedoch das knappe Angebot: «Darum setzen wir unseren Fokus auf die Schaffung von mehr gemeinnützigen Wohnungen.»

Inserieren für 300 Franken in der Woche

Nicht nur für Suchende wird es auf dem Wohnungsmarkt schnell teuer: Auch, wer eine Liegenschaft inseriert, muss zahlen, um dem Inserat zur nötigen Sichtbarkeit zu verhelfen. Damit setzen die Plattformen auf ein ganz ähnliches Modell wie Tinder oder andere Datingapps: Wer zahlt, wird mehr gesehen. 

Auf Flatfox können Privatpersonen zu jedem Zeitpunkt zwei Inserate kostenlos veröffentlichen, jedes weitere kostet einmalig 99 Franken. Bei Immoscout24 kostet das Inserieren gemäss Website zwischen 50 und 340 Franken – in der Woche. Für die Preise, für die man heute eine Wohnung inserieren kann, konnte man vor nicht allzu langer Zeit noch eine Wohnung mieten: Im Jahr 2006 kostete eine durchschnittliche 3-Zimmer-Wohnung in der Stadt Zürich noch 1236 Franken im Monat.

Das knappe Wohnungsangebot in Zürich hat offenbar dazu geführt, dass Online-Plattformen das grosse Geld wittern. Gemäss Zahlen der Stadt stand am Stichtag im Juni 2025 nur eine von tausend Wohnungen frei. Der Druck auf die Suchenden ist enorm: Inserate sind im Schnitt nur 18 Tage online, wie Zahlen des Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft Zürich (SVIT) zeigen.

Es gibt aber noch ein weiterer Faktor, der das System befeuert. Denn Homegate, Flatfox, Immoscout24 gehören alle demselben Unternehmen: der Swiss Marketplace Group (SMG). Neben den Immobilienplattformen gehören ihr auch Ricardo, Tutti, Anibis und Autoscout24 – die Liste ist lang.

Die SMG ist im Jahr 2021 aus einer Kooperation zwischen der TX Group und Scout24 Schweiz entstanden. Während die Verlagshäuser TX Group – vormals Tamedia AG – und Ringier im Journalismus konkurrieren, spannen sie bei Verkaufsplattformen zusammen. So hält die TX Group 30,7 Prozent an dem Unternehmen, die Mobiliar Versicherung 19,3 Prozent und Ringier 19,2 Prozent. Acht Prozent liegen beim US-amerikanischen «Wachstumsinvestor» General Atlantic. Die Zeitungen von Ringier und TX Group wie etwa der Blick oder der Tages-Anzeiger berichten zwar über die Wohnkrise, doch ihre Verlage schlagen Profit daraus. 

Grösster europäische Börsengang des Jahres

Die NZZ warnte bereits Anfang 2024 vor Monopolisierungs-Tendenzen bei Online-Diensten, sprach von einem Wettbewerbsproblem und titelte: «Schröpfen die Portale ihre Kunden?» Gemäss dem Artikel wünscht sich der SMG-Chef Christoph Tonini ein Umsatzwachstum von 15 Prozent – jährlich. Um das zu erreichen, hat er die Preise auf den Plattformen weiter angezogen. 

Gemäss der Fachzeitung Finanz und Wirtschaft beträgt der Marktanteil der SMG im Immobiliengeschäft 70 bis 75 Prozent. Im Vorfeld des Börsengangs hätten die Wettbewerbskommission (Weko) und der Preisüberwacher daher Vorwürfe zu möglichen Marktmissbräuchen bei den Plattformen geprüft. Gegenüber AWP sagte der SMG-CEO Christoph Tonini damals: «Wir nehmen die Weko und den Preisüberwacher sehr ernst.»

Als das Unternehmen im September an die Börse ging, handelte es sich um den grössten europäischen Börsengang dieses Jahres. Seither ist die Aktie jedoch um mehr als ein Drittel eingebrochen. 

Börsenkurs SMG
Seit September ist die Swiss Marketplace Group an der Börse. Nach einem guten Start ist die Aktie um ein Drittel eingebrochen. (Bild: Screenshot Google)

Was für die SMG ein grosser Erfolg bedeutet, kann Wohnungssuchende in die Verzweiflung treiben. Doch nicht alle Plattformen haben der Profitmaximierung hingegeben. So etwa der tägliche Newsletter von Immomailing, für den Kund:innen einmalig 49 Franken zahlen müssen. Das Inserieren ist hier für alle kostenlos.

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Kommentare

Andreas
11. Dezember 2025 um 13:26

Es gibt schon Alternativen

Früher waren Immobilieninserate auf diesen Plattformen nicht teuer, teilweise sogar kostenlos und egal wo man inserierte, erschien es auch auf Comparis. Newhome ist eine gute Alternative zur SMG.

Sandro Bernet
25. November 2025 um 07:07

Dann machts doch gratis.

Die bieten etwas an, das etwas kostet. Wer nicht will, muss deren Produkt nicht nutzen. Und wenn es euch (Tsüri) )stört, könnt ihr eine kostenlose Wohnungs-Plattform erstellen und wie mit eurem Magazin "Tsüri" auf Spenden hoffen.