Neue Umfrage der Stadt

Wohnen erstmals grösste Sorge der Zürcher Stadtbevölkerung

Zum ersten Mal in der Geschichte der städtischen Bevölkerungsbefragung wird das Wohnen als Problem Nummer eins genannt. Das sind sechs spannende Erkenntnisse aus der aktuellen Umfrage.

Luftbild Zürich Stadt Hardbrücke
Viele Jahre lang führte der Verkehr den Stadtzürcher Sorgenbarometer an, nun hat ihn das Wohnen abgelöst. (Bild: Unsplash/Claudio Schwarz)

Alle zwei Jahre befragt die Stadt die Bevölkerung zum Leben in Zürich. Wie sicher fühlen sich die Menschen? Welche Probleme beschäftigen sie? Was müsste die Regierung anders machen? Hier kommen sechs Erkenntnisse aus der aktuellen Umfrage, an der insgesamt 5163 Personen teilgenommen haben.

1. Das Wohnen wird zur grössten Sorge der Zürcher:innen

Wohnen wird erstmals in der Geschichte der Bevölkerungsbefragung als Problem Nummer eins genannt – nachdem viele Jahre lang Verkehrsanliegen das Sorgenbarometer anführte. Knapp 56 Prozent der Befragten sind heute unzufrieden mit dem Wohnungsangebot in der Stadt.

Bei der letzten Auswertung 2023 lagen die Themen Verkehr und Wohnen mit je 50 Prozent noch gleichauf. Spannend: Bei der ersten Befragung 1999 gaben noch über 70 Prozent an, mit dem Wohnungsangebot zufrieden zu sein; der Anteil nahm vor allem in den letzten zehn Jahren markant ab.

Entsprechend wünschen sich viele mehr Engagement von der Stadt, um den Bau preisgünstiger Wohnungen zu fördern: 83 Prozent der Zürcher:innen finden, die Stadt unternehme diesbezüglich «viel zu wenig» oder «zu wenig».

Grafik Stadt Zürich Bevölkerungsbefragung 2025
Nach den Themen Wohnen und Verkehr empfindet die Stadtbevölkerung die Lebenserhaltungskosten sowie die Bevölkerungsdichte als Problem. (Bild: Screenshot Stadt Zürich)

2. Mehrheit der Stadtbevölkerung schätzt die Lebensqualität

Obwohl sich viele Menschen um ihre Wohnsituation sorgen, fühlt sich der Grossteil der Bevölkerung wohl in Zürich: 84 Prozent der Befragten geben der Limmatstadt eine gute bis sehr gute Note. Das mag ein gutes Ergebnis sein, die Zufriedenheit war aber schon höher: 2019 bewerteten knapp 90 Prozent der Bevölkerung die Lebensqualität in Zürich mit der Schulnote 5 oder 6.

Besonders glücklich sind Menschen, die aus dem Ausland zugezogen sind. Jede zweite Person bezeichnet das Leben in Zürich als «sehr gut», bei Einheimischen ist es nur jede dritte. Auch in Bezug auf das Alter gibt es Unterschiede: 30- bis 49-Jährige vergeben öfter die Bestnote als über 70-Jährige oder unter 30-Jährige.

3. Parkplatzangebot beschäftigt die Menschen schon lange

Dass das Thema Verkehr bei der aktuellen Befragung noch immer mit Abstand auf dem zweiten Platz des Sorgenbarometers liegt, hat mit der Parkplatzsituation, dem öffentlichen Verkehr und der Einführung von Tempo-30-Zonen zu tun. 47 Prozent beklagen die Verkehrssituation in der Stadt Zürich.

Zwar schätzen die meisten das ÖV-Angebot – 96 Prozent vergeben Schulnoten zwischen 4 und 6 –, viele bewerten den Parkplatzabbau jedoch als negativ: Ein Viertel der Zürcher:innen sind mit dem Angebot in der Innenstadt «gar nicht zufrieden». Wobei bei der Bevölkerungsbefragung von 1999 dasselbe Resultat zustande kam. Damals vergaben 27 Prozent die Note 1.

4. Frauen fühlen sich nachts weniger sicher als Männer

Ebenfalls einige schlechte Noten kassiert die Stadt bei der Frage nach dem nächtlichen Sicherheitsgefühl im eigenen Quartier. Obwohl sich 85 Prozent der Bevölkerung in ihrer Wohnumgebung mehrheitlich sicher fühlen, gibt es Gruppen, die dies weniger positiv bewerten: So fühlen sich weiblich gelesene Personen und Senior:innen weniger sicher als männliche gelesene Personen oder jüngere Menschen.

14 Prozent der Frauen bezeichneten ihr Gefühl, nachts alleine zu Fuss im Quartier unterwegs zu sein, als «eher unsicher» oder sogar «sehr unsicher». Die Zahl hat sich seit 2019 um 2 Prozentpunkte leicht erhöht.

5. Ausländer:innen fühlen sich schlecht repräsentiert

Die Befragung der Stadt soll auch Erkenntnisse darüber liefern, wie gut sich die Bevölkerung durch die Behörden repräsentiert fühlt. Dabei zeigt sich: Jene Stadtzürcher:innen, die einen Schweizer Pass haben, fühlen sich besser vertreten, als jene ohne Pass.

15 Prozent der Ausländer:innen geben an, «überhaupt nicht gut» durch die Behörden vertreten zu werden. 11 Prozent wiederum fühlen sich «sehr gut» vertreten. Bei Schweizer:innen sind diese Anteile mit 10, respektive 5 Prozent deutlich geringer.

6. Der Hälfte hat «Zürich früher besser gefallen»

Der Fokus der diesjährigen Bevölkerungsbefragung lag unter anderem auf der Stadtentwicklung: Das Raumplanungsgesetz sieht eine Verdichtung und höhere Bautätigkeit vor, was auch zu Zielkonflikten führen kann. Anhand der Befragung wollte die Stadt herausfinden, wie die Bevölkerung diesen Wandel wahrnimmt.

46 Prozent der Stadtbevölkerung trauert der Vergangenheit nach und findet: «Zürich hat mir früher besser gefallen.» 2015, als diese Frage zum ersten Mal gestellt wurde, lag diese Zahl noch bei 35 Prozent. Dabei sind es vor allem ältere Menschen, die diese Aussage befürworten. 71 Prozent der Befragten finden, die Stadt entwickle sich in «eine gute Richtung», 67 Prozent der Befragten wünschen sich ein «dynamischeres Zürich».

Drei Viertel der Bevölkerung beurteilen ihre Wohngegend bezüglich Dichte als «gerade richtig», 17 Prozent bewerten die Bebauung in ihrem Umfeld als eher zu dicht, 7 Prozent als eher zu locker. Dabei zeigt sich, dass die Quartiere Hirzenbach, Altstetten und Albisrieden am häufigsten als «eher zu dicht bebaut» wahrgenommen werden – ganz im Gegenteil zu Hirslanden, Hottingen, Fluntern und Oberstrass.

Grafik Stadt Zürich Bevölkerungsbefragung
Ein Drittel der Bevölkerung ist mit Luxusbauten in der Nachbarschaft «nicht» oder «überhaupt nicht» einverstanden. (Bild: Screenshot Stadt Zürich)
Ohne deine Unterstützung geht es nicht

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Medien. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein.

Was uns noch unterscheidet: unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Mittlerweile sind 2800 Menschen dabei und ermöglichen damit den Tsüri-Blick aufs Geschehen in unserer Stadt. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 3000 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für Tsüri.ch und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 8 Franken bist du dabei!

isabel

Ausbildung zur tiermedizinischen Praxisassistentin bei der Tierklinik Obergrund Luzern. Danach zweiter Bildungsweg via Kommunikationsstudium an der ZHAW. Praktikum bei Tsüri.ch 2019, dabei das Herz an den Lokaljournalismus verloren und in Zürich geblieben. Seit Anfang 2025 in der Rolle als Redaktionsleiterin. Zudem Teilzeit im Sozialmarketing bei Interprise angestellt.  

tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare