Was der See mit der Innentemperatur des Fraumünsters zu tun hat
Der Zürichsee ist auch eine Heizung – ewz nutzt das Seewasser, um damit Gebäude wie das Fraumünster zu heizen. So funktioniert diese nachhaltige Energieproduktion mit unserer gemeinsamen Energiequelle, dem See.
Eigentlich warten wir doch schon Jahre sehnlichst darauf, dass der Zürichsee endlich wieder einmal ganz zugefroren ist. Das letzte Mal war dies 1963 der Fall. Seit diesem Winter, als die Menschen mit Schlittschuhen über das Seebecken geschossen sind, hat sich Zürich in vielen Punkten verändert. Auch in Bezug auf den See. Was es schon länger gab, waren Menschen, die Spaziergänge entlang des Zürichseeufers genossen oder einen «Köpfler» ins kühle Nass machten. Und auch im täglichen Leben war und ist er bei vielen Menschen präsent. Denn gut 40 Prozent des Trinkwassers für den Kanton Zürich kommt aus dem See, der vor unserer Haustüre liegt.
Die Technik, um aus dem Seewasser Energie zu gewinnen, existierte ebenfalls schon länger. Sie wurde einfach noch nicht eingesetzt. Erst wegen der Ressourcenknappheit von Kohle während dem Krieg oder häufigen Überschwemmungen, begann man, Lösungen zu suchen. Aus dieser Not heraus bauten die Städte zum Beispiel Kraftwerke und Wehranlagen. So wird heute ein Teil des Wassers aus dem Zürichsee durch einen Kanal zum Kraftwerk Letten geführt, wo ewz Strom produziert. Doch nicht nur da wird mit Wasser Energie gewonnen.
Der Zürichsee ist auch eine Heizung
In Zürich werden nun seit knapp 20 Jahren verschiedenste Liegenschaften rund um das Seebecken mit Zürcher Seewasser gekühlt oder geheizt. Dazu zählen auch Gebäude wie das Kongresshaus oder das Fraumünster. Hier wird das Wasser als Energiequelle benutzt. Damit dies gut funktioniert, sind verschiedene Stadtgebiete am See zu sogenannten Seewasserverbunde zusammengeschlossen worden. Diese wird ewz in Zukunft noch ausbauen.
Neben dieser klimafreundlichen Art, Energie zu gewinnen, haben die Seewasserverbünde auch einen weiteren Vorteil: Die angeschlossenen Gebäude am Energieverbund sind so angelegt, dass damit auch weitere Gebiete erschlossen werden können. «Trotzdem ist es nicht das Ziel von ewz, die ganze Stadt mit der Energie aus dem See zu versorgen», erklärt Rainer Schellenberg, der bei ewz Fachexperte für Seewasserverbünde ist. Wirtschaftlich würde dies nicht funktionieren und sowieso gäbe es in der Stadt Zürich noch viele weitere Energiequellen, die noch besser zu den lokalen Gegebenheiten passen. Bei den Gebieten um den See mache es aber Sinn, die Energie aus dem Wasser zu gewinnen. Damit halte man sich nämlich auch an die umwelt- und energiepolitischen Ziele der Stadt Zürich und des Bundes und trage zum Wandel einer umweltschonenden Energiebereitstellung bei. Doch wie funktioniert das nun genau?
Vom See über die Energiezentrale zu dir
Ein Seewasserverbund funktioniert kurz und knapp so: Als erstes braucht es Seewasserleitungen, die dem See das Wasser entnehmen. Die Leitungen stechen dafür in einer Entfernung von 50 bis mehreren hundert Metern vom Ufer und einer Tiefe von bis zu 20 Meter in den See. «Die Uferzone ist der schwierigste Bereich beim Verlegen solcher Leitungen», erklärt Schellenberg. Der Grund sei hier die sensible Flora und Fauna. Durch diese Leitungen wird das Seewasser über eine ufernahe Pumpstation befördert. Dem Wasser wird mithilfe einer Wärmepumpe Energie entzogen, die anschliessend für die Produktion von Wärme oder Kälte benötigt wird.
Mit Wärmepumpen kann das Wasser aus dem Zürichsee in den ewz-Energiezentralen locker auf 40 bis zu 70 Grad erwärmt werden und die Liegenschaften, die dem Seewasserverbund angeschlossen sind, damit geheizt oder gekühlt werden. Danach wird das Wasser chemisch unverändert wieder in den See gelassen. Und alles wieder von vorne. Das ganze Jahr durch. Dies funktioniert allerdings nur, weil das Wasser im Winter viel wärmer und im Sommer viel kühler als die Aussenluft ist.
760 Meter unter der Quaibrücke durch
Wenn du dich nun fragst, wieso du noch nie eine Seewasserleitung gesehen hast, gibt es eine einfache Antwort darauf. Wenn die Leitung mal ausgelegt ist, schwimmt sie zuerst zwar auf der Seeoberfläche. Danach wird sie aber auf den Seegrund gelegt. Da diese mit Wasser gefüllt ist und es im Zürichsee keine Gezeiten gibt, bewegt sie sich nirgends hin. Unter der Quaibrücke führt zum Beispiel eine 760 Meter lange Seewasserleitung hindurch, die unter anderem dazu dient, das Frauenmünster während Kirchenfeiern mit Warmwasserradiatoren zu heizen. Vor dessen Sanierung verbrauchten die Radiatoren hinter den Sitzbänken viel mehr Strom.
Rainer Schneeberg sagte zum Schluss des Gesprächs, dass es enorm wichtig sei, nicht immer die einfachere Lösung in Betracht zu ziehen, sondern die nachhaltigere. Und dafür brauchte es zuerst einmal die Infrastruktur, die laufend ausgebaut wird. Und genau auf diese lokalen Ressourcen setzt ewz. Auf die Ressourcen vor unserer Haustüre. Der See als unsere gemeinsame Energiequelle. Energie aus Züri und für Züri.
Falls du wissen möchtest, was in deiner Liegenschaft in den nächsten Jahren geplant ist, lohnt es sich einen Blick auf die Energieplankarte der Stadt Zürich. Adresse eingeben und nachsehen, ob an deinem Standort schon Verbunde mit erneuerbaren Energien bestehen oder geplant sind.
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