So sieht das Internet aus: Unterwegs im Untergrund der Stadt Zürich
Unter den Strassen Zürichs verbirgt sich ein ganzes Labyrinth an Kanälen und Gängen mit Rohren, Leitungen und Kabeln, durch die die ganze Stadt mit dem Glasfasernetz erschlossen ist. Normalerweise ist der Zugang streng verboten! ewz hat aber an einer Führung die Tore geöffnet.
Mittwochabend. Es ist kühl und nass. Doch dies stört die Gruppe, die aus rund 20 Personen besteht, nicht. Sie begibt sich in den Untergrund, erkundet das Leitungssystem unter der Löwenstrasse und besucht einen Serverraum hinter einer der prächtigsten und grössten Türen der Stadt Zürich. Dahinter versteckt sich die Technologie, die dafür verwendet wird, dass das Internet bei dir zu Hause funktioniert. Das Internet ist ein globaler Zusammenschluss vieler verschiedener Netzwerke, die unter anderem durch Glasfaserkabel verbunden sind.
Die schier unendliche Leistung von Glasfasern
Bevor wir uns auf den Weg machen, erklärt Alex Gretener, Leiter Passive Network Operation & Project, im Kundenzentrum von ewz, welche Einzelteile es braucht, damit das Internet funktioniert. Denn die meisten von uns kennen wohl nur die OTO-Dose ("Optical Telecommunications Outlet") mit den vier Anschlüssen in der eigenen Wohnung. Von der OTO-Dose aus nehmen die Daten nämlich einen langen Weg auf sich.
Und diesen langen Weg legen sie rasend schnell zurück. In der Glasfaser bewegen sich die Lichtimpulse mit ca. 200'000 Kilometer pro Sekunde fort. Damit könnten sie in einer Sekunde die Welt sieben Mal umrunden. Eine einzige Faser könnte das Signal für 10 Millionen Haushalte senden. Damit sind diese aber noch lange nicht am Anschlag ihrer Leistung. Die Begrenzung liegt vielmehr bei den Endgeräten, welche eine derartige Leistung noch nicht erbringen können.
Die verborgene Welt unter Zürich
Damit all dies funktioniert, braucht es eine enorme Infrastruktur, welche sich unter der Stadt befindet und gut versteckt ist. Durch eine unauffällige Türe im Shopville unterhalb des Hauptbahnhofes begibt sich die Gruppe unter die Löwenstrasse. Darüber hört man die Trams rattern. Hier, in diesem langen unterirdischen Gang, verlaufen die die Strom-, Gas-, Abwasser- und Telekommunikationsleitungen. Und alle paar Meter nehmen sie eine Abzweigung zum jeweiligen Gebäude an der Strasse.
Der Gang wird konstant überwacht. So geht die Lüftung automatisch an, sobald er betreten und das Licht eingeschaltet wird. Und falls irgendwo Gas austreten würde, gäbe es einen Alarm. Alex Gretener erklärt, dass ein solcher begehbarer Gang eine «Luxuslösung» sei. Viel öfters ist es gar nicht so einfach, an die Leitungen zu kommen, da sie sich unter unter dem Boden in einbetonierten Rohrblöcken befinden.
Will man sie erreichen, kann man nicht einfach in einen beleuchteten und belüfteten Tunnel steigen, sondern es bedeutet Tiefbauarbeiten: Strasse aufreissen, graben, bohren und am Ende alles wieder flicken. Dabei sollen aber die Behinderungen so klein wie möglich gehalten werden. So ist es ab November in der Innenstadt zum Beispiel nicht mehr möglich, Arbeiten am Netz auszuführen, ausser wenn eine Störung vorliegt. Grund: Man möchte nicht, dass dadurch der Verkehr und somit auch das Weihnachtsgeschäft beeinträchtigt wird.
Ein gefragtes Handwerk
Die Stadt Zürich wurde zwischen 2012 und 2019 vollständig ans Glasfasernetz angebunden. Der Markt boomte, denn alle wollten so bald wie möglich mit der neuen Infrastruktur ausgestattet sein. In den letzten Jahren haben diesbezüglich vor allem die Städte vorwärts gemacht. Nun folgen kleinere Gemeinden, die ebenfalls mit dem Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur nachziehen möchten. Darum sind die Handwerker:innen, die diese Infrastruktur bauen können, momentan besonders gefragt.
Einer davon ist Adnan Morinaj, Fachexperte Passive Network Operation. Er bereitet die Ausbau-Projekte vor und legt auch selber Hand an. Heute hat er ein sogenanntes Spleissgerät dabei, so gross wie zwei Schuhschachteln. Damit demonstriert Adnan das Spleissen – also das dauerhafte Verbinden zweier Glasfasern, um die Leitung zu verlängern. Eine geübte Hand braucht dafür nur rund eine Minute. Ohne Übung dauert es deutlich länger, wie einige der Spaziergangs-Teilnehmenden selber ausprobieren durften.
Raum unter Alarm
Neben den vielen Glasfasern, die unter der Stadt verlegt sind, braucht es aber auch Serverräume. Ein solcher verbirgt sich hinter einer riesigen Holztüre an der Uraniastrasse. Dies ist der zweite Halt auf der Tour. Auch hier darf ein kurzer Blick hinter die Kulissen geworfen werden. Der Serverraum ist an spezielle Anforderungen gebunden, da heutzutage fast nichts mehr ohne Internet funktioniert und daher gut gesichert werden muss. So wird zum Beispiel automatisch ein Alarm ausgelöst, wenn die Türe zum Raum zu lange offen ist oder ein Feuer ausbricht. In diesem Fall wird ein spezielles Gas im Raum verteilt, das die Feuerentwicklung unterbindet. In einem Serverraum ein Feuer mit Wasser oder Schaum löschen zu müssen, wäre eher suboptimal.
Gegen 21 Uhr steht die Gruppe wieder draussen auf dem Trottoir neben dem Werdmühleplatz. Damit wir tagtäglich im Internet surfen können, brauchen wir diese ganze Infrastruktur, die sich unter der Erde und hinter verschlossenen Türen dieser Stadt versteckt. Und diese gibt es unter anderem auch dank ewz, die all die Technik instand hält, optimiert und weiter ausbaut.
Wir sind gespannt, was die Zukunft sonst noch alles bringen wird.
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