Neue Zahlen der Stadt

Über 5300 Business-Apartments: Zürich wird zum Hotspot für kurzfristiges Wohnen

Die Anzahl Zweitwohnungen und Business-Apartments in der Stadt Zürich ist weiter angestiegen. Insbesondere in der Innenstadt wimmelt es nur so von kurzfristig vermieteten Wohnungen, wie neue Zahlen der Stadt zeigen.

Business Apartments im Kreis 4
Innerhalb von fünf Jahren sind in der Stadt 1850 Apartments hinzugekommen. (Bild: Isabel Brun)

Mittlerweile gibt es in der Stadt Zürich tausende Business-Apartments und Zweitwohnungen, welche unter anderem temporär vermietet werden können. 

Eine neue Auswertung der Stadt zeigt nun, dass von den gezählten 238’200 Wohnungen, 7620 Zweitwohnungen und 5320 Apartments sind. Das entspricht 3,2 Prozent beziehungsweise 2,2 Prozent des gesamten Wohnungsbedarfs innerhalb der Stadt. In den letzten fünf Jahren hat ihre Anzahl kontinuierlich zugenommen.

Als Zweitwohnung gilt eine Wohnung, wenn die Eigentümer:innen sie als solche gemeldet haben, oder seit mehr als zwei Jahren niemand in der Einheit gemeldet ist. 

Unter Apartments hingegen versteht man möblierte und professionell bewirtschaftete Wohnungen, die oft für eine kurze Zeit vermietet werden – egal ob zurzeit bewohnt oder leerstehend. Es gibt aber auch eine Überschneidung der Definitionen, denn ein unbelegtes Apartment wird von der Stadt zusätzlich auch als Zweitwohnung erfasst.

Überdurchschnittliche Werte im Kreis 4

Auffällig ist, dass sich die Zweitwohnungen vor allem in der Innenstadt konzentrieren. Mit einem Anteil von 13,8 Prozent ist der Kreis 1 klar Spitzenreiter, gefolgt von den Kreisen 8 und 4. 

Auch die Apartments prägen besonders das Stadtbild des Kreis 1. Darüber hinaus verzeichnen jedoch auch andere Stadtgebiete einen Zuwachs. So sind seit 2020 rund 1850 neue Apartments in der Stadt entstanden – etwa ein Fünftel von ihnen befinden sich im Kreis 4. In dessen Quartieren Hard, Werd und Langstrasse liegt der Anteil an Apartments heute deutlich über dem städtischen Durchschnitt.

Gemäss der Statistik ist die Anzahl aber besonders im Langstrassenquartier gestiegen. Rund 8,4 Prozent der Wohnungen werden dort als Apartments kategorisiert. Der Wandel des Quartiers ist bereits seit einigen Jahren zu beobachten, indem zunehmend Detailhändler:innen zuziehen und langjährige Lokale ihre Türen schliessen müssen. 

Doch auch nahe der Stadtgrenze entstehen vermehrt Zweitwohnungen und Apartments: Ein besonders hohes Wachstum in den letzten fünf Jahren gibt es etwa in Oerlikon.  Zurzeit gibt es dort 390 Zweitwohnungen. Die Anzahl der Apartments hat sich zugleich von 100 auf 370 Einheiten fast vervierfacht.

Volksinitiative gegen kommerzielle Nutzung

In einer Medienmitteilung kritisiert die Stadtzürcher SP die neuen Erkenntnisse. Die unaufhaltsame Zunahme von Business-Apartments sei besorgniserregend. «Immer mehr Mehrfamilienhäuser in der Stadt Zürich werden von Immobilienfirmen übernommen», schreibt Oliver Heimgartner, Präsident der SP Stadt Zürich. 

Das Thema Apartments und Zweitwohnungen innerhalb der Stadt beschäftigt die Politik schon seit mehreren Jahren. Bereits 2009 reichte der damalige Gemeinderat Niklaus Scherr (AL) eine Motion ein, in der gefordert wurde, dass Business-Apartments nur noch in ausgewiesenen Gewerbezonen erlaubt sein sollten.

15 Jahre später beschloss der Gemeinderat eine entsprechende Anpassung der Bau- und Zonenordnung (BZO). Mehrere Apartment-Firmen legten jedoch Beschwerden ein, woraufhin das Anliegen vor dem Bundesgericht landete und seither blockiert ist.

Mitte März dieses Jahres lancierte die SP gemeinsam mit AL und den Grünen die Volksinitiative «Wohnraum schützen – Airbnb und Business-Apartments regulieren», um die kommerzielle Nutzung von Wohnungen in der Stadt Zürich einzuschränken. Konkret fordert die Initiative eine Begrenzung der Kurzzeitvermietung von Wohnungen auf maximal 90 Tage pro Jahr zu begrenzen. Ende Oktober hatten die Parteien die dafür erforderliche Anzahl Unterschriften erreicht.

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Minea Pejakovic

Nach der Ausbildung zur Kauffrau EFZ beim Sozialdepartement der Stadt Zürich folgte die Berufsmaturität an der KV Zürich mit Schwerpunkt Wirtschaft. Anschliessend Bachelorabschluss in Kommunikation und Medien mit Vertiefung Journalismus an der ZHAW. Erste journalistische Erfahrungen als Praktikantin in der Redaktion von Tsüri.

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