Trotz Rettungsversuch: Keine Zukunft für die Yonex-Halle

7000 Personen und viele Stadtparlamentarier:innen wollen die Badmintonhalle im Kreis 5 erhalten. Doch für den Stadtrat steht weiterhin fest: Die Sportstätte muss wegen des Baus einer Velobrücke über das Gleisfeld abgerissen werden.

Die Yonex-Halle im Zürcher Kreis 5
Seit 1997 wird hier im Kreis 5 Badminton gespielt – und Bier getrunken. In der Halle befindet sich auch eine Bar. (Bild: Sophie Wagner )

Kaum eine Halle bewegt Zürich so sehr wie die Yonex-Badmintonhalle. Seit die Stadt im Sommer angekündigt hat, sie für den Bau der Franca-Magnani-Brücke abreissen zu müssen, macht sich Widerstand breit.

Allen voran in der betroffenen Community selber: Sie startete eine Petition, die 7000-mal unterschrieben und gestern der Stadträtin Simone Brander (SP) übergeben wurde. Sie fordert den Erhalt der 1997 erbauten Halle an der Geroldstrasse.

Gleiches forderten gestern auch Stefan Urech (SVP) und Deborah Wettstein (FDP) in einem Postulat. Der Stadtrat solle prüfen, inwiefern der Weiterbetrieb der Badmintonhalle am bestehenden Standort möglich ist.

«Die Halle lebt.»

Stefan Urech (SVP)

«Der Yonex-Federballhalle sollen nun die Federn gerupft werden», begann Urech sein Votum. Die Halle sei aber nicht nur sportlich, sondern auch kulturell wichtig für das Quartier. «Die Halle lebt», sagte er – mit kritischem Blick Richtung Brander.

Die Stadträtin zeigte Verständnis, verwies jedoch auf zwei zentrale Probleme: Während der vierjährigen Bauphase werde die gesamte Fläche benötigt, ein Abriss sei unvermeidbar. Danach wäre höchstens ein deutlich verkleinerter Neubau möglich, der wirtschaftlich kaum tragbar sei.

Zudem habe der Gemeinderat selbst eine breite, flache Rampe für die Brücke gefordert, die viel Platz benötige. «Wenn wir für Velofahrende und Fussgänger:innen bauen, dann so, dass es ihnen auch wirklich etwas nützt», sagte Brander.

Die Grünen stellten sich klar hinter diese Haltung. «Wir präferieren die Brücke», erklärte Markus Knauss. Sie sei für Zürich von zentraler Bedeutung, die Planung dauere ohnehin schon viel zu lange.

Die SP-Fraktion hingegen versuchte, beide Seiten zufriedenzustellen: «Wir sagen Ja zur Veloroute, aber auch Ja zum Breitensport», so Pascal Lamprecht. Zürich habe schlicht ein Platzproblem.

Deborah Wettstein (FDP) betonte, dass die vielen Unterschriften bei der Petition eindrücklich zeigten, wie stark die Yonex-Halle in der Stadt verankert sei. Das bestätigte auch Selina Frey (GLP), die selbst seit Kindheitstagen Badminton spiele, wie sie sagte. Auch in der Yonex-Halle sei sie schon oft gewesen, sie sei stets gut besucht.

«Wir sagen Ja zur Veloroute, aber auch Ja zum Breitensport.»

Pascal Lamprecht (SP)

Benedikt Gerth (Die Mitte) zeigte sich skeptisch, ob es die zusätzliche Veloverbindung über die Gleise überhaupt braucht. Michael Schmid (AL) griff den Punkt auf und schlug vor, stattdessen auf der Hardbrücke eine Autospur pro Richtung abzubauen.

Am Ende einigte sich der Rat auf eine abgeschwächte Fassung des Postulats, eingebracht von der SP-Fraktion: Die Halle soll nur erhalten bleiben, wenn «Funktionstauglichkeit und Sicherheit der Brücke» nicht beeinträchtigt werden. Andernfalls soll der Stadtrat einen Alternativstandort prüfen, idealerweise im Kreis 5.

Die SVP stimmte dem Kompromiss «zähneknirschend» zu, wie Urech sagte, nicht ohne «eine Zerrung im Arm». Nur Teile der Grünen lehnten ab, sodass der Vorstoss schliesslich an den Stadtrat überwiesen wurde.

Weitere Themen aus dem Rat

Gemeinderat verurteilt Angriff auf SVP-Stand: Nach der Verwüstung des SVP-Zelts an der Schwamendinger Chilbi vergangenes Wochenende haben mehrere Fraktionen eine gemeinsame Erklärung abgegeben. SP, GLP, Mitte/EVP und FDP nannten den Vorfall «einen alarmierenden Tiefpunkt in einer Reihe ähnlicher Attacken der letzten Monate». Positiv werteten sie die parteiübergreifende Hilfe beim Wiederaufbau des Standes. Auch Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) verurteilte die Tat im Namen des Stadtpräsidiums. Gewalt gegen politische Gegner:innen sei inakzeptabel, die politische Auseinandersetzung müsse mit Respekt, Toleranz und Anstand geführt werden.

Rüge für Samuel Balsiger (SVP): Ratspräsident Christian Huser (FDP) erinnerte daran, dass Balsiger in der letzten Ratssitzung einen schwerwiegenden Vorwurf gegen einen Ratsmitarbeiter erhoben hatte: Die Anträge der SVP würden absichtlich verändert, um die Partei blosszustellen. Die Geschäftsleitung befasste sich damit und kam zum Schluss, dass der Vorwurf völlig haltlos sei. «Wir dürfen hier im Ratssaal um Mehrheiten ringen», so Huser, «doch bei Vorwürfen sollte man seine Wortwahl sehr genau wählen.»

Weiterhin Unterstützung für soziale Vereine: Das Stadtparlament hat am Mittwoch erneut Gelder für Organisationen gesprochen, die zum sozialen Netz der Stadt beitragen. Die Stiftung «Pro Offene Türen der Schweiz» erhält für ihr Angebot namens Selbsthilfe Zürich von 2026 bis 2029 einen wiederkehrenden Beitrag von jährlich 400'000 Franken. Der Verein Kafi Klick, der Armutsbetroffenen den Zugang zum Internet ermöglicht, wird im gleichen Zeitraum mit 160'000 Franken unterstützt.

Zusätzlich will die AL dem Kafi Klick einen Ausbau ermöglichen. Der Verein stosse derzeit an seine Kapazitätsgrenzen, die bestehenden Räumlichkeiten an der Gutstrasse 162 liessen keinen Ausbau zu. Der Stadtrat solle deshalb prüfen, ob eine weitere geeignete städtische Liegenschaft zur Verfügung steht. Das entsprechende Postulat wurde mit Unterstützung von Grünen und SP überwiesen.

Schulhaus Münchhalde soll umgebaut werden: Die Schulanlage im Seefeld ist in die Jahre gekommen und braucht eine Sanierung. Der Sporthallenbereich soll umgebaut, das Dachgeschoss ausgebaut und die Hohlräume unter der Halle genutzt werden. Auch die Räume für den Tagesschulbetrieb sollen verbessert und an heutige Standards angepasst werden. Für die Projektplanung hat der Gemeinderat gestern ein Budget von über zwei Millionen Franken bewilligt. Zusätzlich soll der Stadtrat prüfen, ob eine Produktionsküche eingebaut werden kann. «Vor Ort gekochtes Essen schmeckt allen besser», stellte Balz Bürgisser (Grüne) fest.

Amstad folgt auf Diggelmann: Nach über elf Jahren im Zürcher Gemeinderat tritt SP-Politiker Simon Diggelmann (Wahlkreis 4+5) per 3. Oktober 2025 zurück. Weil alle Ersatzkandidat:innen auf der SP-Liste verzichteten, musste die Partei eine neue Person nominieren. Sie schlug Micha Amstad vor, der das Mandat annahm und bis zu den Wahlen im März 2026 im Rat Einsitz nimmt.

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