So bewegst du dich am besten durch Zürich

Der Lockdown ist überstanden und der Alltag kommt langsam wieder ins rollen. Auf dem Weg zurück in die Mobilität stellt sich die Frage: Wie bewegen wir uns eigentlich am besten durch die Stadt? Ein Erfahrungsbericht.

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Als mich das künstliche Vogelgezwitscher meines Telefons aus dem Schlaf reisst, ist es Donnerstagmorgen, 7:30 Uhr. Der Weckruf ist für mich nicht nur der Start in einen neuen Tag, sondern der erste Schritt zurück in die Mobilität. Denn heute habe ich das erste Mal seit dem Lockdown ein Meeting. Von Angesicht zu Angesicht. Heisst: Ich muss wieder mobil werden und mir überlegen, wie ich von meinem Zuhause zum Central komme. Da mir Bewegung sehr wichtig ist, entscheide ich mich für eine Mischung aus Gehen und Velofahren.

Es ist ein prächtiger Tag. Die Sonne scheint und der Himmel ist klar. Eigentlich könnte ich mich also aufs Unterwegssein freuen. Doch ich verlasse mein Zuhause, das sich im oberen Viertel des Zürich-Bergs befindet, angespannt: Der Gedanke des pulsierenden Stadtverkehrs strengt mich überraschend fest an. Nun gut, sage ich mir, ich kann mich nicht für immer in meinem eigenen Büro verschanzen. Das macht auf Dauer komisch. Ganz bestimmt.

Fünfzehn Minuten nachdem ich losgelaufen bin, erreiche ich mit Kopfhörern in den Ohren und dem «Echo der Zeit»-Podcast lauschend den Römerhof. Dort wartet mein Fahrrad öfters auf mich, da die Dolderbahn nach einem langen Tag eine bequeme Alternative zu 100 steilen Höhenmetern darstellt. Ich schwinge mich also aufs Fahrrad und wechsle den Modus schweren Herzens von «verträumter Wanderlin» auf «aufmerksame Verkehrsteilnehmerin».

An der Kreuzung beim Kunsthaus fällt mir auf, dass die übliche Autoschlange von 20 Metern, gespickt mit Fahrradfahrenden, die gehetzt versuchen, sich nach vorne zu drängeln, nicht vorhanden ist. Komisch, an was das liegen könnte? Vielleicht daran, dass es bereits 9 Uhr ist und alle im Büro sind – oder im Home Office?

Als ich mein Ziel, das Central erreiche, muss ich nicht lange nach einem Abstellplatz für mein Fahrrad suchen. So weit, so gut. Ich fühle mich jetzt entspannter und spüre langsam aber sicher wieder meine Liebe zu Zürich. Wie gut das tut, mal wieder ein richtiges Meeting in der Stadt zu haben.

Geschlagene drei Stunden später, um 12:30 Uhr ist mein Meeting fertig, mein Kopf voll und mein Magen leer. Die Vorstellung, in diesem Zustand mit dem Fahrrad zurück an den Römerhof zu fahren, wo ich mich zum Mittagessen verabredet habe, scheint mir unmöglich. Zu gross ist mein Hunger. Da es leider auf Knopfdruck noch kein Essen vom Himmel regnet, bleibt mir nichts anderes übrig, als zum Römerhof zu strampeln. Kurz vor meinem Ziel schlägt ein Gedankenblitz durch meinen Kopf: Mein Ladekabel! Es liegt immer noch unter dem Pult im Büro im Niederdorf. Mist, Mist, Mist. Was mache ich jetzt? Direkt zurück ins Büro? Oder zuerst essen? Essen. Definitiv. Das Ladekabel kann warten.

Während des Mittagessens – was eigentlich sehr schön sein könnte, da ich meine Begleitung sowie das Essen sehr mag – bemerke ich, dass ich nicht entspannt bin. Immer wieder überlege ich mir, wie ich, ohne mich gross zu bewegen, an ein Ladekabel kommen könnte. Ja, ich wäre sogar dazu bereit, sofort eines für 100 Franken zu kaufen, nur um mich weniger bewegen zu müssen. Aber es gibt kein Ladekabel um die Ecke und ich muss wohl oder übel noch einmal in die Stadt zurück. Nur dieses mal zu Fuss und mit dem Tram, da mein Fahrrad am Römerhof steht und ich mittlerweile am Kreuzplatz bin.

Und obwohl meine Situation alles andere als schlimm ist, bin ich genervt, da die nächste Tram erst in 14 Minuten fährt (Corona-Fahrplan!). Also spaziere ich zum Central. Und das macht mich noch «hässiger». Aber warum nur? Klar, es ist blöd, dass ich das Ladekabel vergessen habe. Aber warum strengt mich diese Situation so an? Bin ich es mir nicht mehr gewohnt, unterwegs zu sein? Sind nach der Isolation meine Sinne empfindlicher? Oder fehlt mir einfach nur mein Fahrrad, denn mit diesem wäre ich jetzt definitiv besser unterwegs. Ich weiss es nicht. Nur eines dämmert mir gegen das Ende dieser Odyssee:

Es gibt kein «so ist man am besten in der Stadt unterwegs». Zumindest nicht, wenn man es auf ein Verkehrsmittel bezieht. Denn der Verkehr ist abhängig von so vielen Umständen wie dem Wetter, der eigenen Fitness, der Strecke, die man vor sich hat, der Lust und der Laune. Doch es gibt etwas, das dich mit jedem Verkehrsmittel sicher und zufrieden von A nach B bringt: Entspanntheit. In diesem Sinne: Slow down, take it easy.

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