Schwi, Schwa, Schwämme: Das Tsüri-Team im Kreis 12
Schwamendingen ist im Umbruch. Ein guter Grund, dem Kreis hinter dem Milchbuck einen Besuch abzustatten. Eine Woche lang arbeitete das Tsüri-Team von Schwamendingen aus. Dabei wurde oft schon der Weg dahin zum Abenteuer. Ein Rückblick.
Die Anreise über den Hügel
Die Tsüri-Mitarbeitenden sind, was ihren Arbeitsweg anbelangt, ein verwöhntes Volk. Das Gros muss keine Höhenmeter überwinden, um sein Büro an der Glasmalergasse zu erreichen, und der Weg dauert für die meisten weniger als 15-Velominuten. Es war deshalb eine grosse Umstellung, dass wir für die Fahrt vom trauten Heim ins Büro mindestens eine halbe Stunde inklusive Bergetappe zum Bucheggplatz-Pass einplanen mussten. Für Redaktor Steffen Kolberg dauerte die «Reise» mit dem Bus sogar eine ganze Stunde. Inklusive dreimal umsteigen!
Abgesehen von einem klassischen Velo-Küsst-Tramschiene-Unfall, der glücklicherweise glimpflich ausging, und einer Billettkontrolle in Wipkingen, konnte das Team den Weg aber ohne grössere Hindernisse überwinden. Nach dieser Woche schätzen wir das Privileg des kurzen Arbeitsweges wohl wieder um so mehr.
Schwäms, Schwäme, Schwami?
War die Anreise geschafft, tauchte bereits ein neues Problem auf: Wie nennt man den Kreis 12 in den Strassen dieser Stadt überhaupt? In der Tsüri-Redaktion kursieren Wortschöpfungen wie Schwäme, Schwamhattan, Schwami. Diese kamen einem Tsüri-Leser seltsam vor. Er tat, was man in einer solchen Situation eben tut: Die Twitter-Bubble um Hilfe bitten.
Ein anderer Twitter-User bringt Klarheit: «Wir haben früher Schwäme oder auch Schwäms gesagt. Hab ich aber seit Jahrzehnten nicht mehr gehört.» Mit Schwäme oder Schwäms ist es wie mit dem Hüfthosen-Trend, irgendwann ist alles wieder in. Ob es einem nun gefällt oder nicht, da müssen wir jetzt durch.
Das temporäre Büro
In dieser Woche wollten wir uns nicht nur inhaltlich auf den Kreis 12 konzentrieren, sondern wirklich auch vor Ort arbeiten. Ein passendes Büro zu finden, war herausfordernder als gedacht. Der Quartiertreff Hüttenkopf verfügt über kein W-Lan und im GZ Hirzenbach hätten wir im Keller unterkommen müssen. Auch einen Co-Working Space suchten wir in Schwamendingen vergebens. Schliesslich hat uns der Jugendtreff der OJA Gastrecht gegeben und am Mittwochnachmittag, als die Teenies den Treff bevölkerten, konnten wir in das Haus von Tsüri-Member Adamo im Saatlen Quartier fliehen.
Zum Zmittag neben der Grossbaustelle
Läuft man in Schwamendingen von A nach B, ist sowohl die Autobahn als auch die Baustelle im Rahmen der Einhausung nicht zu übersehen. Die einzige Unterführung, die Schwamendingen Mitte mit dem Quartier Saatlen verbindet, ist erst seit Ende 2022 wieder geöffnet und führt direkt an einen Tisch im Restaurant Dreispitz. Im Lokal mit Blick auf die Betonlandschaft servierte man uns am Montagmittag Pinsa auf dem Holzbrett und Wasser in Weingläsern. Auch die Polizei war vor Ort – zum Erschrecken einiger Tsüri-Mitarbeitenden. Doch statt Gummischrot gab es Geschnetzeltes und auch sonst war alles so, wie wir es uns von einem Restaurant am Stadtrand wünschen. Unsere Communityverantwortliche Seraina Manser beschreibt den Dreispitz folgendermassen: «Es ist der Primespot für passionierte Baustellenbeobachter:innen und Pinsa-Liebhaber:innen.»
Die Berichterstattung über Schwamendingen
«In Schwamendingen passiert nichts», diese Aussage eines jeden Lochergut-Hipsters – ich zähle das Tsüri-Team selbst dazu – haben wir während unserer Schwamendingen-Woche mit folgenden Artikel dementiert:
- Schwamendingen und die Angst vor den steigenden Mieten
- Fotostrecke: Wie sich Schwamendingen verändert hat
- 12 Kreise, 12 Beizen: Pinsa neben der Baustelle
- Aufwachsen in Schwamendingen: «Jugendliche brauchen konfliktfähige Räume»
- Raoul Meier: «Schwamendingen ist nicht so geschniegelt wie der Rest von Zürich»
Viele tolle Bilder im Wes Anderson-Look hat uns Fotograf Yves De Prà geliefert, unter anderem diese Perle:
Ein Paar Wienerli im Saatlen-Pub?
Für das Feierabendbier suchten für einmal keine In-Beiz im Kreis 4 auf, sondern statteten dem Saatlen-Pub einen Besuch ab. Die Google-Bewertungen – «Kurz parkiert, schon kam der Chef und reklamierte, also für mich keinen Besuch wert» und «Cooler Staff, dubiose Gäste» – versprachen einen aufregenden Abend. Aber siehe da: Im Pub ging es gesitteter zu und her als erwartet beziehungsweise erhofft. Ein Mann spielte Dart mit sich selbst, die Billardtische waren leer, eine Gruppe Männer sass an der Bar und klammerte sich an ihren Stangen fest, unsere bestellten Pommes rochen nach altem Öl und die Preise waren erwartungsgemäss tief. Alles unaufgeregt!
Die illegale Mülldeponie
«Schwamendinge Messerklinge?» – der Kreis 12 hatte lange einen schlechten Ruf. Dass es hier aber nicht gefährlicher und dreckiger ist als sonst wo, haben wir schnell gemerkt. In der Vorstellung unseres Bürokollegen gibt es in Schwamendingen überdurchschnittlich viele illegale Mülldeponien. Es musste jedoch Freitag werden, bis wir eine solche Deponie beziehungsweise einfach einen Abfallhaufen antrafen. Diese illegale «Mülldeponie» befindet sich im Quartier Hirzenbach unweit des Balkan Büros, wo wir übrigens einen hervorragenden Burek verspeisten.
Danke für das Gastrecht, liebes OJA und lieber Adamo! Es war schön in Schwäms!
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