Revendo: Mehr Leben für alte Geräte

Im Fokus «Kreislaufwirtschaft» stellen wir vier Pionier:innen aus vier Branchen vor. Diesmal geht’s um Elektronik: Revendo ist aus der Idee entstanden, gebrauchte Geräte unkompliziert und sicher weiterzugeben – und steht heute für eine konsequente Abkehr von der Wegwerfmentalität.

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Aurel Greiner und Laurenz Ginat, die Gründer von Revendo. (Bild: Revendo)

Smartphones landen oft nach wenigen Jahren in der Schublade, oder direkt im Abfall. Revendo zeigt, dass es auch anders geht: Seit 2013 kaufen die Gründer gebrauchte Geräte zurück, reparieren und verkaufen sie mit Garantie weiter. So verlängern sie Lebenszyklen, sparen Ressourcen und verhindern unnötigen Elektronikschrott. Aus einem praktischen Bedürfnis wurde ein Unternehmen mit mehreren Standorten, das die Wegwerfmentalität in der Tech-Branche herausfordert und Kreislaufwirtschaft alltagstauglich macht. Wie die Gründer Aurel und Laurenz diesen Weg erlebt haben und wo sie die grössten Hürden sehen, erzählen sie im Interview.

Tsüri.ch: Wie kam es dazu, dass ihr euch mit Kreislaufwirtschaft beschäftigt?

Laurenz und Aurel: Revendo war nie als «Ökoprojekt» geplant. 2013 gab es schlicht keine Möglichkeit, ein gebrauchtes iPhone oder einen Laptop mit Garantie und Rückgaberecht zu kaufen. Wer sein Gerät verkaufen wollte, musste mühsam auf Kleinanzeigen feilschen. Diese Lücke wollten wir schliessen – fair für Käufer:innen wie Verkäufer:innen. Schon während der Gründung wurde uns klar: Unser Modell verlängert Lebenszyklen, spart Ressourcen und bekämpft die Wegwerfmentalität. Wir waren Kreislaufwirtschaft, bevor der Begriff gross in Mode kam.

«Viele Geräte verstauben in Schubladen, weil Besitzer:innen ihren Wert unterschätzen»

Aurel Greiner, Mitgründer Revendo

Was setzt ihr heute konkret um – welche Materialien, Prozesse oder Dienstleistungen sind bei euch zirkulär gedacht?

Unser Kern ist einfach: Geräte zurückkaufen, prüfen, reparieren, weiterverkaufen. Mit Garantie bis zu drei Jahren. Dazu kommen Reparaturen für unsere Kund:innen, als Apple-Partner sogar mit Originalteilen. Nur Geräte, die wirklich nicht mehr zu retten sind, gehen ins Recycling. So bleibt möglichst viel Material im Umlauf, statt auf dem Elektroschrott.

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Hier wird jedes Gerät einzeln repariert, nicht im Schnellverfahren. (Bild: Revendo)

«Reparatur ist meist sinnvoller und energiesparender als Recycling – doch das wird politisch noch viel zu wenig anerkannt.»

Laurenz Ginat, Mitgründer Revendo

Worauf seid ihr besonders stolz?

Dass wir aus einer fixen Idee ein Unternehmen mit mehreren Standorten aufgebaut haben. Und dass heute immer mehr Leute bewusst zu uns kommen, weil sie Kreislaufwirtschaft unterstützen wollen. Stolz sind wir aber auch auf die schwierigen Momente: Die Auslandsexpansion war hart, wir mussten nach 1,5 Jahren die Aktien von der Migros zurückkaufen und uns neu aufstellen. Heute sind wir unabhängig, fokussiert und stärker als zuvor.

Was war besonders herausfordernd?

Vor allem der Spagat zwischen Qualität und Preis. Unsere Aufbereitung ist keine Massenabfertigung, jedes Gerät geht durch viele Hände. Das braucht Zeit und Fachwissen, während der Markt hart um Preise kämpft. Wir haben unsere Prozesse effizient gemacht, aber der Druck bleibt. Wie beurteilt ihr den Stand der Kreislaufwirtschaft in der Elektronik Branche? Wo seht ihr Fortschritte, wo hakt es noch?

Es bewegt sich etwas: Gebrauchte Geräte haben ihr Stigma verloren, immer mehr Menschen sehen Nachhaltigkeit als Kaufargument. Aber die Hürden sind gross. Hersteller blockieren Reparaturen mit restriktiven Vorgaben und fehlendem Zugang zu Teilen. Und viele Konsument:innen unterschätzen den Wert alter Geräte: sie landen in der Schublade statt im Kreislauf.

«Viele laden ihr Smartphone immer brav bis 100 Prozent und lassen es ganz leer werden – dabei ist genau das Gift für den Akku.»

Aurel Greiner, Mitgründer Revendo

Was müsste sich aus eurer Sicht verändern – bei Konsument:innen, in der Politik oder in der Wirtschaft – damit Kreislaufwirtschaft kein Nischenmodell bleibt?

Konsument:innen sollten Geräte nach Langlebigkeit und Reparierbarkeit auswählen – nicht nur nach dem neuesten Feature. Die Politik muss das Recht auf Reparatur ernsthaft durchsetzen und die Rahmenbedingungen anpassen: Reparatur ist meist sinnvoller als Recycling, das sollte sich auch in Gebühren und Förderungen spiegeln. Und in der Wirtschaft braucht es ein Umdenken: weg vom reinen Absatz, hin zu Geschäftsmodellen, die Wartung, Aufbereitung und Wiederverkauf integrieren. Wie lebt ihr Kreislaufwirtschaft privat?

Sehr bewusst. Wir achten auf Qualität und Langlebigkeit – nicht nur bei Elektronik, auch bei Möbeln oder Alltagsgegenständen. Lieber aufwerten als wegwerfen. Unsere Arbeit bei Revendo hat diesen Blick noch geschärft. Beenden wir mit etwas Handfestem: Euer persönlicher Tipp im Umgang mit Elektronik? Wie lebt sie länger?

Viele laden ihr Smartphone immer brav bis 100 Prozent und lassen es ganz leer werden – dabei ist genau das Gift für den Akku. Am längsten hält er, wenn er meistens zwischen 20 und 80 Prozent bleibt. Einfache Lösung: nicht über Nacht einstecken, sondern zwischendurch kurz laden – beim Zmorge oder im Büro.

Und noch etwas: Hitzestau killt den Akku schneller als alles andere. Also bitte nicht auf dem Balkon in die Sonne legen oder im Auto auf dem Armaturenbrett braten lassen. Schatten tut’s auch – Kühlschrank wäre theoretisch besser, aber das empfehlen wir dann doch nicht.

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Und so siehts dann im Store aus: Secondhand Elektronik (Bild: Revendo)
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