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Kultur in Zürich: Wo die Geister tanzen und die Arbeiter:innen feiern

Am letzten Abend im Oktober ziehen die Kleineren durch die Zürcher Gemeindezentren, während die Grösseren in Klubs oder der Haunted Library feiern. Doch auch abseits von Grusel und Horror läuft kulturell einiges.

Drei geisterhafte Geistergestalten im Dunkeln
Halloween hat seinen Ursprung in dem keltischen Fest Samhain. Die Menschen glaubten, dass in der Nacht zum 1. November die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten verschwimmt. (Bild: Jonny Gios)

Rote Kulturtage, diesmal ohne das Volkshaus

Vom Donnerstag, 30. Oktober, bis Sonntag, 9. November, finden in Zürich die Roten Kulturtage statt. Das «Festival der Arbeiter:innenkultur» verbindet Kunst, Kultur und Politik und bietet frei zugängliche Veranstaltungen aus Film, Theater, Musik, Literatur, Performance, Theorie und Sport.

Das Festival versteht sich als Plattform für Kunst und Kultur aus der Perspektive der arbeitenden Bevölkerung und möchte an die Tradition der Arbeiter:innenbewegung anknüpfen, Solidarität fördern und die Rolle von Kultur im gesellschaftlichen Wandel diskutieren. Organisiert wird es von jungen Menschen aus der sozialistischen Linken, die in Gewerkschaften und politischen Bewegungen aktiv sind. Finanziert wird das Festival durch Gewerkschaften, Stiftungen und Crowdfunding. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos; freiwillige Kollekten-Beiträge sind willkommen.

In diesem Jahr wird das Volkshaus Zürich nicht mehr Teil des Festivals sein. Wie aus einer Stellungnahme der Organisator:innen hervorgeht, hat die Volkshausstiftung den Roten Kulturtagen kurzfristig die Nutzung ihrer Räume entzogen. Vorausgegangen war die Forderung, zwei Veranstaltungen mit Palästina-Bezug abzusagen, da diese laut Volkshaus-Leitbild problematische Inhalte enthielten. Die Festivalleitung wies die Vorwürfe zurück, betonte den kulturellen Charakter der Anlässe und hielt am Vertrag fest. Daraufhin entzog die Stiftung den Zugang zu allen geplanten Veranstaltungen im Volkshaus. Betroffen sind elf Programmpunkte und rund 60 Beteiligte.

Bekannte Köche eröffnen das Chifa Izakaya

Nahe dem Museum für Gestaltung an der Baumgasse 10 öffnet bald ein neues Restaurant, das neugierig macht: das Chifa Izakaya. Das Essen ist ein Mix aus peruanischer, chinesischer und japanischer Küche.

Hinter dem Konzept stehen die beiden Freunde Dan Shu und Paulo Timoteo, die ihre langjährige Freundschaft nun in ein gemeinsames Projekt überführen, wie sie online schreiben. Shu ist ein bekannter Name in der Zürcher Gastroszene: Er wirkt bereits in Restaurants wie Bao Bae, Tsukasa, Old Inn und Gaijin Izakaya mit – die beiden Letzteren sind mit 14 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Timoteo wiederum ist Gründer des Puente Restaurant.

Das Chifa Izakaya eröffnet am Dienstag, 4. November, um 18 Uhr. In den ersten drei Tagen kannst du einfach vorbeigehen, Reservieren geht erst ab dem 7. November. Ab dem 11. November gibt es auch Zmittag. Folge dem Restaurant online, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Films for Future Festival

Ab Samstag, dem 1. November, lädt das Films for Future Festival in Zürich dazu ein, sich von Geschichten über Umwelt und Nachhaltigkeit inspirieren zu lassen. Einen Monat lang soll das Umweltfestival Menschen dazu bewegen, selbst aktiv zu werden.

Mehr als 50 Spiel- und Dokumentarfilme stehen auf dem Programm – darunter Werke über die Aktivistin Petra Kelly, die Forscherin Jane Goodall und der Oscar-prämierte Film No Other Land (Bester Dokumentarfilm 2025). Daneben gibt es Premieren und Gespräche mit Expert:innen. Hinter dem Festival steht der Verein Films for Future: ein Team von Filmbegeisterten und Aktivist:innen, das seit 2012 in der ganzen Schweiz Veranstaltungen zu Umwelt- und Gerechtigkeitsthemen organisiert. Denn: «Filme haben eine unglaubliche Kraft, nicht nur zu informieren, sondern auch zu berühren und zu bewegen», schreibt das Team online. «Filme geben Halt, klären auf, lassen uns mit anderen mitfühlen und begleiten uns manchmal sogar ein Leben lang.»

(Ermässigte) Tickets und Festivalpässe kannst du online oder an der Abendkasse kaufen.

Rest der Woche

  • Lesen und Hören: Die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen stellt heute Abend um 20 Uhr im Millers ihr neues Buch «Kochen nach Laune. Meine Stimmungsküche» vor. Es handelt von den Stimmungen, die einen beim Kochen begleiten, oder zum Kochen verleiten, und wie Kochen dadurch quasi zur Medizin wird. Mehr Informationen und Tickets gibt es hier.
  • Flohmi: Am Donnerstagabend, 30. Oktober, verwandelt sich das Dynamo zu einem Secondhand-Paradies für Bergsportfans. Von 18.30 bis 21 Uhr findet der Alpin-Flohmi Zürich statt, wo du gebrauchte Sportartikel kaufen kannst. Wenn du selbst Artikel verkaufen möchtest, musst du dich vorab anmelden und 15 Franken Tischmiete bezahlen.
  • Party: Vom Samstag, 1. November, bis Montag, 3. November, feiert der Kauz in Zürich seinen 12. Geburtstag. 33 Stunden 3 Tage, 2 Floors und ein langes Line-up mit DJs wie Britta Arnold (Kater, Berlin), Gina Sabatini & Mimizan (Ost:end, Leipzig), Joseph Tagliabue (Blue Sea Studio, Mailand) und ganz vielen anderen. Wer wann wo spielt, liest du hier oder hier.
  • Basteln: Du suchst ein kreatives Schlechtwetterprogramm? Dann check den Zurich Art Club an der Rautistrasse 6 aus. Dort warten Keramik-Workshops, Malkurse und Collage-Sessions auf dich. Die Teilnahme kostet je nach Kurs zwischen 49 und 175 Franken. Eine Kurs-Übersicht findest du online.
  • (Grusel-)Fest: Von Mittwoch, 29. Oktober, bis Samstag, 1. November, gibt es in verschiedenen Zürcher Gemeinschaftszentren Halloween-Aktionen für Kinder und Jugendliche. Weitere Informationen findest du auf der Programmseite der GZ.
  • (Grusel-)Film: Die Pestalozzi-Bibliothek Zürich lädt am Freitag, 31. Oktober, zur Halloween-Filmnacht ein: In der PBZ Altstadt läuft der Film 28 Days Later (2002), in der PBZ Oerlikon Gremlins (1984). Dazu gibt es ein Kostümwettbewerb, selbstverständlich Popcorn und Drinks an der Bar. Einlass ab 19 Uhr, Filmstart um 19.30 Uhr, Zutritt ist ab 18 Jahren.
  • News I: Der Verein Zentralwäscherei kann ein Jahr länger an seinem bisherigen Standort bleiben, wie die Stadt mitteilte. Der Stadtrat hat die Zwischennutzung bis Ende 2026 verlängert und dafür einen Zusatzkredit von 1,06 Millionen Franken bewilligt. Darin enthalten ist auch ein Betriebsbeitrag für den Kultur- und Gastrobetrieb des Vereins. Auf dem Areal soll später ein neuer Stadtteil mit gemeinnützigen Wohnungen, Gewerbeflächen und Grünräumen entstehen. Das Entwicklungskonzept wird bis 2027 überarbeitet, die Umsetzung verzögert sich mindestens bis 2035.
  • News II: Die Bührle-Stiftung hat ihren Stiftungszweck geändert, wie die NZZ publik machte. Der Hinweis, die Sammlung der Stadt Zürich zu erhalten, wurde gestrichen, sodass die Sammlung künftig auch anderswo gezeigt werden könnte. Offiziell betont die Stiftung, es gehe nicht um ein politisches Signal, sondern darum, die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Tsüri-Redaktor Jonas Stähelin vermutet hingegen, es könnte sich um ein Signal an die Politik handeln: «Lasst uns in Ruhe, sonst ziehen wir ab.» Der Vertrag mit dem Kunsthaus läuft noch bis 2035.
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jenny

Bachelorstudium der Psychologie an der Universität Zürich und Masterstudium in politischer Kommunikation an der Universität von Amsterdam. Einstieg in den Journalismus als Redaktionspraktikantin bei Tsüri.ch. Danach folgten Praktika bei der SRF Rundschau und dem Beobachter, anschliessend ein einjähriges Volontariat bei der Neuen Zürcher Zeitung. Nach einigen Monaten als freie Journalistin für den Beobachter und die «Zeitung» der Gessnerallee seit 2025 als Redaktorin zurück bei Tsüri.ch.

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