Gspänli für Andreas Hauri: GLP will zweiten Sitz im Stadtrat
Bei den Stadtratswahlen in anderthalb Jahren will die GLP eine zweite Person ins Rennen schicken. Profil: Jung, erfahren, Geschlecht – egal.
Die GLP macht Ernst: Sie fordert einen zweiten Sitz im Stadtrat. Zudem wird Andreas Hauri, derzeitiger Vertreter der Partei im Stadtrat, 2026 für eine dritte Amtszeit kandidieren. Dies verkünden die Grünliberalen Stadt Zürich in einem Schreiben von Sonntag, das Tsüri.ch vorliegt.
Am Telefon doppelt das Co-Präsidium nach. Das Durchschnittsalter im Stadtrat sei «fortgeschritten» und viele Amtsinhaber:innen schon lange dabei, bemängelt Co-Präsident Nicolas Cavalli. «Mit einem zweiten GLP-Sitz im Stadtrat bieten wir der Bevölkerung die Möglichkeit, einen Wandel in unsere Regierung zu wählen», sagt er.
Diesen Anspruch auf einen zweiten Stadtratssitz will die Partei auch mit Zahlen belegen können. In den vergangenen drei Wahlen hat die GLP stets zugelegt – bei den letzten Wahlen lediglich einen Sitz weniger erzielt als die Grünen, die zu zweit im Stadtrat vertreten sind. Deshalb sei es an der Zeit, «die Verantwortung wahrzunehmen, welche die Stadtzürcher:innen uns anvertrauen» und einen zweiten Sitz anzustreben, heisst es in der Mitteilung.
GLP will Sitz im Zentrum
Soll man diese Nachricht demnach als Angriff auf den Sitz der Grünen verstehen?
Nein, heisst es von Seiten Parteileitung. «Das ist kein Angriff auf eine spezifische Person oder Partei. Wir stellen einfach fest, dass die Linke im Stadtrat bereits sehr stark vertreten ist und wir als GLP bezogen auf die Wähler:innenstimmen nahezu gleichauf sind mit den Grünen», sagt Co-Präsidentin Selina Frey. Angesichts der aktuellen Herausforderungen der Stadt, insbesondere in den Bereichen Mobilität, Wohnen und Innovationsförderung, sei eine Stärkung des politischen Zentrums notwendig. «Die GLP kann in der Exekutive als Brückenbauerin diese zentrale Position noch stärker einnehmen», sagt Frey.
Offene Ausschreibung für interessierte Kandidat:innen
Einzelne Namen, die für den zweiten Sitz infrage kommen, nennt die Partei noch nicht. «Dieser Aufruf ist eine offene Ausschreibung. Damit laden wir unsere Parteimitglieder dazu ein, sich zu überlegen, ob eine Kandidatur für sie infrage kommt», sagt Cavalli. Bis Ende Jahr können sich interessierte Kandidat:innen melden und ab dem neuen Jahr laufe dann das reguläre Verfahren für die Nominierung.
«Schlussendlich soll das Gesamtpaket überzeugen und der Faktor Geschlecht kein Showstopper für männliche Interessenten sein.»
Selina Frey
Bezüglich des Profils hat sich die Parteileitung bereits Gedanken gemacht: Die Person soll politische sowie auch privatwirtschaftliche Erfahrung mitbringen. Führungserfahrung sei ebenfalls von Vorteil. In der Mitteilung weist die Partei auch explizit darauf hin, dass sie in den letzten Jahren genügend «junge, dynamische und motivierte Parteimitglieder aufgebaut» hätten.
Selina Frey spricht noch ein anderes Thema an: die Geschlechterthematik. «Das ist natürlich ein Faktor, da Frauen in Exekutivämtern unterrepräsentiert sind. Persönlich finde ich das einen wichtigen Faktor. Aber wir haben uns ganz bewusst dazu entschlossen, offen auszuschreiben. Schlussendlich soll das Gesamtpaket überzeugen und der Faktor Geschlecht nicht direkt vorneweg ein Showstopper für männliche Interessenten sein.»
Leuteneggers Sitz als Chance
Schaut man sich die Partei an, kommen einem ein paar Namen in den Sinn: Beispielsweise Corina Gredig, die derzeit für die GLP im Nationalrat sitzt und zuvor im Zürcher Gemeinderat aktiv war, sowie Nathalie Aeschbacher, die sich im Kantonsrat stark engagiert. Jüngere Stimmen, die im Stadtparlament auffallen, sind etwa Carla Reinhard, Sven Sobernheim oder auch Serap Kahriman. Letztere hat bereits 2022 für den Stadtrat kandidiert und 23'000 Stimmen geholt – knapp doppelt so viele wären für den Einzug nötig gewesen.
Die Chancen, dass 2026 neben Hauri eine weitere Person der GLP in den Stadtrat gewählt wird, stehen nicht schlecht. Fraglich bleibt jedoch, welchen Sitz die Partei anvisieren wird. Bei der Wahl 2022 erhielten die beiden FDP-Politiker Michael Baumer und Filippo Leutenegger die wenigsten Stimmen im Stadtrat. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Leutenegger nicht erneut antreten wird.
Für die GLP könnte sich hier eine Gelegenheit bieten. Sie wird sich jedoch – neben der FDP – auch gegen die AL behaupten müssen, die möglicherweise ebenfalls einen Sitz anstreben wird. Bei den letzten Wahlen verpasste Walter Angst (AL) nur äusserst knapp den Einzug in den Stadtrat.