Brasilien: Verwandlung des Pantanal in Hackfleisch

Das brasilianische Feuchtgebiet wird zunehmend für die intensive Landwirtschaft genutzt. Auch Schweizer Unternehmen und Banken verdienen damit Geld. Es ist Zeit, dass damit Schluss ist.

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© Leandro Cagiano / Greenpeace

Kolumne von Mathias Schlegel, Sprecher von Greenpeace Schweiz

Das Pantanal, das grösste Feuchtgebiet der Erde, erstreckt sich zwischen Brasilien und Bolivien. Wikipedia beschreibt die Region als «eine riesige Ebene mit einer geschätzten Fläche zwischen 140.000 km2 und 195.000 km2, in der sich die Flüsse während der Regenzeit sanft schlängeln und mehr als 80 % des Gebiets überfluten, das vier Monate im Jahr unter Wasser steht. Das Pantanal beherbergt die reichste Sammlung von Wasserpflanzen der Welt. Hier gibt es auch die grösste Konzentration von Wildtieren in Südamerika und über 665 Vogelarten.» Es ist ein wahres Paradies für die Artenvielfalt. Im Jahr 2020 gingen 30 Prozent des brasilianischen Pantanals bei grossen Vegetationsbränden in Rauch auf.

Die Wald- und Vegetationsbrände in Brasilien werden von Jahr zu Jahr verheerender. Die Situation wird so ernst, dass sie 2019 international Besorgnis erregt. Im Amazonasgebiet wird 2020 ein höllisches Jahr mit mehr als 100’000 Bränden gewesen sein. Ein Anstieg von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2021 wird die Situation wahrscheinlich noch schlechter sein. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels wissen wir bereits, dass der Juni der Monat mit der größten Brandkatastrophe seit fast 15 Jahren war. Das Schlimmste an der Sache ist, dass diese Brände meist von Menschen verursacht werden.

Fleisch, Asche und Gewinn

Brasilianische Landwirt:innen brennen die Vegetation ab, um Platz für die Weidehaltung von Tieren und die intensive Futtermittelproduktion (meist GVO-Soja) zu schaffen. Das Problem ist, dass es Absatzmärkte für diese ungeheuerlichen Produktionslinien gibt, die für eine der schlimmsten Zerstörungen der Artenvielfalt auf menschlicher Ebene verantwortlich sind.

Im März 2021 veröffentlichte Greenpeace einen Bericht, der die Verwicklung des Lebensmittelriesen JBS (nach Nestlé das zweitgrößte Lebensmittel Unternehmen der Welt) und zweier seiner Konkurrenten (Minerva und Marfrig) in diese Brände aufzeigt. Mindestens 15 der Grossbauern in der Pantanal-Region sind direkte Lieferanten dieser Unternehmen. Zusammen haben diese Viehzüchter:innen eine Vegetationsfläche von der Grösse Singapurs im Jahr 2020 vernichtet.

JBS, Minerva und Marfrig beliefern einige der weltgrößten Lebensmittelunternehmen wie McDonald's, Burger King, Nestlé, Carrefour, Casino oder Walmart, um nur einige zu nennen. Die kritischen Schweizer Konsument:innen können sich aber zu Recht fragen, was das mit ihm zu tun hat. Immerhin importiert die Schweiz nur sehr wenig Fleisch aus Brasilien. Tatsache ist, dass die Schweiz für die Produktion von Schweizer Fleisch auf brasilianische Sojaimporte angewiesen ist. Mehr als 70 Prozent des Eiweisses, das an Nutztiere verfüttert wird, wird importiert. Der größte Teil davon ist Soja aus Brasilien.

<div style="background-color:#3dafe8;color:white;font-weight:bold;padding:10px"> Kolumne von Greenpeace</div> <div style="font-size:18px;padding:10px;background-color:#dddddd"> Während des Landwirtschaftsfokus publiziert unser Hauptsponsor Greenpeace ab Mitte August immer am Montag eine Kolumne. Dabei werden Themen wie das Landwirtschaftssystem, die Massentierhaltung, genveränderte Kühe und viele weitere diskutiert. <br/>

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Auch die Schweiz ist über ihre Banken in diesen Skandal verwickelt. UBS und Credit Suisse unterhalten Geschäftsbeziehungen zu JBS, obwohl sie ständig behaupten, sich für das Klima und die Umwelt zu engagieren. Die Credit Suisse ist sogar einer der vier wichtigsten Finanziers von JBS und Minerva. Um der Blindheit und Doppelzüngigkeit dieser Banken ein Ende zu setzen, ist es zwingend notwendig, dem Finanzsektor strenge Standards in Bezug auf Klimaschutz und Biodiversität aufzuerlegen. Greenpeace und viele andere zivilgesellschaftliche Organisationen fordern, dass der Bundesrat und das Parlament in dieser Angelegenheit endlich ihre volle Verantwortung wahrnimmt.

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