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Von Adelina Gashi

Redaktorin

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15. Oktober 2019 um 13:45

Auf einen Kafi im Parteiseki - Sophie Kreutzberg (Grüne)

Die nationalen Wahlen stehen vor der Tür und Politiker*innen buhlen um die Gunst der Wählerschaft. Doch wer sind eigentlich die Personen, die hinter den Kulissen die Fäden spinnen? Wir besuchten vier Parteisekretär*innen in ihrem Büro.

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Sophie Kreutzberg ist seit einem Jahr Parteisekretärin für die Grüne der Stadt Zürich. Bild: Oliver Camenzind

«Frau Kreutzberg, sind Sie grün, oder arbeiten sie bloss für die Grünen?»

«Die Überzeugungen der Grünen decken sich tatsächlich grösstenteils mit meinen eigenen. Der Partei bin ich aber erst beigetreten, als ich die Stelle angenommen habe.»

Sophie Kreutzberg ist Parteisekretärin der Grünen der Stadt Zürich. Ich treffe sie an einem Freitagnachmittag in ihrem Partei-Büro im Zürcher Kreis 4. Sie empfängt mich mit einem strahlenden Lächeln und lotst mich in ihr Büro, vorbei an einer Tür, aus der Gepolter und Gehämmere ertönt. «Das sind die jungen Grünen. Die basteln an ihren Transpis», meint sie lachend.

«Bald stehen die Wahlen an. Seid Ihr nervös?»

«Tatsächlich sind wir alle erstaunlich entspannt. Oder zumindest wirkt es so. Als Parteisekretärin ist es für mich aber auch wichtig, dass ich die Ruhe bewahre.»

«Schweizer Politik in echt»

Kreutzberg arbeitet seit einem Jahr für die Grünen. Davor war sie bei ACAT (Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter) in Bern angestellt, einer christlichen Non-Profit-Organisation, die sich gegen die Todesstrafe und Folter einsetzt. «Ich bin nicht gläubig und auch nicht getauft oder so, aber durch mein Studium habe ich mich mit Religion befasst.»

Nach ihrem Bachelor in Politik- und Filmwissenschaften studierte Kreutzberg in einem Joint-Degree-Programm Wirtschaft, Politik und Religionen an den Universitäten Zürich, Basel und Luzern. Ihren Master schloss sie im Sommer 2015 ab. Für sie war klar, dass sie nach dem Studium in einem Bereich arbeiten wollte, hinter dem sie stehen konnte.

«Hätten Sie gedacht, dass Sie je für eine Partei arbeiten würden?»

«Hmm, ja, doch. Mein Schwerpunkt im Studium war Schweizer Politik. So kann ich nun mein Wissen, das ich mir angeeignet habe, praktisch anwenden und erlebe, wie die Schweizer Politik in echt funktioniert.»

«Trotzdem waren Sie vorher kein Parteimitglied. Warum?»

«Ich denke, ich habe mich früher mehr im Privaten politisch engagiert. Ich hatte nicht das Bedürfnis, mich einer Partei anzuschliessen. Bei den Grünen war das dann zwar keine Voraussetzung, aber ich hab’s trotzdem gemacht, weil es sich richtig anfühlte.»

Das Dafür und Dawider

In ihrer Rolle als Parteisekretärin ist Kreutzberg der Dreh- und Angelpunkt der Partei. «In meinem Job muss ich immer den Gesamtüberblick bewahren. Ich muss an alles denken, denn das macht niemand für mich.» Kreutzberg koordiniert beispielsweise die Kommunikation zwischen den Kreisparteien der Stadt Zürich. Ist Ansprechperson für den Vorstand und die Geschäftsleitung, bereitet Sitzungen vor, kümmert sich um Administrationsarbeiten und hilft bei der Organisation von Kampagnen, die sie auch begleitet. «Es ist meistens sehr abwechslungsreich und spannend, was mir gut gefällt.» Aber es gäbe auch ungeliebte Aufgaben, gibt Kreutzberg schmunzelnd zu: «Protokollschreiben. Das macht nicht besonders viel Spass.»

Als sich Sophie Kreutzberg dazu entschliesst für die Grünen zu arbeiten, sorgt das für gemischte Reaktionen. Obwohl die meisten positiv auf ihren Jobwechsel reagieren, gibt es auch die einen oder anderen, die sich einen kritischen Kommentar nicht verkneifen können: «Ich wurde gefragt, ob ich mich wirklich für solche politischen Strukturen verpflichten wolle. Aber das ist ja auch ok. Ich diskutiere gerne und schätze andere Meinungen.»

Ihre Familie findet das, was sie macht gut. «Sie hatten immer gerne mit Menschen zu tun. Das gefällt ihnen an meinem Job.» Sie sei in einem politischen Haushalt im Zürcher Kreis 7 aufgewachsen, erzählt Kreutzberg. Ihre Mutter, Schweizerin, war Gleichstellungsbeauftragte und arbeitet nun beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Ihr Vater, der in Deutschland geboren wurde, floh damals aus der DDR, war im Kultur- und Theaterbereich tätig und deshalb viel unterwegs. Als Kreutzberg noch ein Kind war, zog die junge Familie nach Zürich.

Die meisten denken, sie wissen genau, was ich für eine Einstellung habe. Da muss ich manchmal schon klarstellen, dass ich als Einzelperson noch meine eigene differenzierte Sicht habe.

Sophie Kreutzberg

Gegen die vorgefasste Meinung

Diskussionen gehören, seit Sophie Kreutzberg bei der Partei arbeitet, vermehrt zu ihrem privaten Alltag dazu. Oft hätten Leute, die sie neu kennenlernten, das Bedürfnis, über Politik zu sprechen und dabei aber eine bereits vorgefasste Meinung von ihr. Sie würde mit den Positionen der Grünen gleichgestellt werden. «Die meisten denken, sie wissen genau, was ich für eine Einstellung habe. Da muss ich manchmal schon klarstellen, dass ich als Einzelperson noch meine eigene differenzierte Sicht habe.»

Das mache ihr oft Spass, sei aber ab und an auch anstrengend. «Einmal wurde ich an einer Feier bei Freund*innen von jemandem gefragt, was denn nun der Unterschied zwischen der glp und den Grünen sei. Da dachte ich im ersten Moment schon ,ach, nein’, aber erklärt habe ich es ihm dann trotzdem.»

«Haben Sie bereits gewählt?», will ich zum Schluss von ihr wissen.

«Noch nicht, das mache ich meistens im letzten Moment.»

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