Igelbestand in der Stadt Zürich hat sich stabilisiert
Innerhalb von 20 Jahren ist die Igelpopulation in Zürich um 40 Prozent zurückgegangen. Nun gibt es positive Nachrichten: Laut einer neuen Studie hat sich der Bestand etwas stabilisiert – in einigen Gebieten ist er sogar leicht angestiegen.
Im Herbst raschelt es wieder im Unterholz. Igel sind unterwegs, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten. Ihre Zukunft ist in unseren Breitengraden jedoch unsicher. Seit 2024 steht der Westeuropäische Igel auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN). Schätzungen zufolge ist seine Population in den letzten zehn Jahren je nach Land um 16 bis 33 Prozent zurückgegangen.
Auch in Zürich war der Rückgang spürbar, doch nun scheint sich die Situation gebessert zu haben. Eine neue Studie vom Projekt Stadtwildtiere, über die zuerst das SRF Regionaljournal berichtet hat, zeigt: Der Igelbestand in Zürich hat seit 2017 nicht weiter abgenommen.
«Wir haben 1996, 2017 und nun 2024 Daten zur Igelpopulation in Zürich erhoben und nun Überraschendes festgestellt», sagt Katja Rauchenstein, Wildtierbiologin und Leiterin der Studie. Zwischen 1996 und 2017 sei die Population um rund 40 Prozent zurückgegangen. «Seither scheint sie sich jedoch zumindest in gewissen Gebieten zu stabilisieren.»
Bis zu 2000 Igel in der Stadt
In einzelnen Stadtgebieten habe der Bestand sogar leicht zugenommen, erklärt Rauchenstein. Besonders auffällig sei der Kreis 5. Bei der Stadionbrache und rund um den Hauptbahnhof wurden erstmals Igel gesichtet. Dennoch gibt es weiterhin Lücken in der Verbreitung. Warum sich die Population so entwickelt, wird derzeit genauer untersucht.
Erste Hinweise deuten jedoch auf bekannte Ursachen: Bautätigkeit und Versiegelung von Flächen. Rauchenstein erklärt: «Wenn Grünräume, Hecken oder Laub- und Asthaufen fehlen, leidet nicht nur der Rückzugsraum der Igel, sondern auch die Insektenpopulation – und die Igel sind auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen.»
Die Forschenden schätzen, dass aktuell zwischen 1040 und 2070 Igel in Zürich leben. Grundsätzlich gehe man von etwa 33 Tieren pro Quadratkilometer aus.
Ein positiver Effekt könnte künftig das Laubbläserverbot haben, das die Zürcher Stimmbevölkerung Ende September angenommen hat. Benzinbetriebene Geräte werden vollständig verboten, elektrische dürfen nur noch im Herbst eingesetzt werden. «Das ist eine gute Nachricht für die Igel», sagt Rauchenstein. Jeder liegengelassene Laub- oder Asthaufen sei ein Gewinn für die Natur im Siedlungsraum.
Wer den Igeln helfen möchte, kann auch im eigenen Garten einiges bewirken: Laub liegen lassen, auf heimische Pflanzen setzen und kleine Durchgänge unter Zäunen schaffen.
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Studium der Politikwissenschaft und Philosophie. Erste journalistische Erfahrungen beim Branchenportal Klein Report und der Zürcher Studierendenzeitung (ZS), zuletzt als Co-Redaktionsleiter. Seit 2023 medienpolitisch engagiert im Verband Medien mit Zukunft. 2024 Einstieg bei Tsüri.ch als Autor des Züri Briefings und Berichterstatter zur Lokalpolitik, ab Juni 2025 Redaktor in Vollzeit. Im Frühjahr 2025 Praktikum im Inlandsressort der tageszeitung taz in Berlin.