«Wir wollen die Diversität der Stadt Zürich aufzeigen!»
Sie macht die unterschiedlichsten Sachen im Leben und wechselt am liebsten alle sieben Jahre Projekte und Wohnorte. Warum sie derzeit in Zürich aktiv ist und was uns im September erwartet, erklärt Tsüri-Chopf Gunda Zeeb im Interview.
Wer bist du und was hat dich zu dir gemacht?
Ich bin Viele: Ich bin eine freundliche Zugezogene aus dem «grossen» Kanton, ich bin studierte Kulturmanagerin, ich bin selbst gemachte Dozentin, ich bin verhinderte Klimaaktivistin, ich bin immer wieder Deutschmoderatorin, ich bin theoretische Extremsportlerin, ich bin alkoholtrinkende Gesundheitsfetischistin, ich bin tatsächliche Vegetarierin, ich bin späte Mutter, noch spätere Pflegemutter und glückliche Freundin eines waschechten Zürchers ...
Zu mir gemacht haben mich gute norddeutsche Gene, meine Neugierde auf die Welt und mein ganz persönlicher Konjunkturzyklus: alle sieben Jahre muss ich etwas Anderes machen – und das am besten auch an einem neuen Ort.
Du bist in unterschiedlichsten Projekten engagiert, kannst du uns deine zwei momentan wichtigsten kurz vorstellen?
Mein absolutes Herzensprojekt ist gerade About Us! Zürich Interkulturell. Das sind die ersten interkulturellen Programmwochen in Zürich, die in knapp vier Wochen mit einem grossen öffentlichen Auftakt für alle auf dem Helvetiaplatz starten. Bei About Us! geht es darum, die Diversität der Stadt Zürich aufzuzeigen: mit Kultur, mit Begegnungen, mit partizipativen Aktionen. Wir wollen mit unserem zweiwöchigen Programm vor allem zeigen, was es alles schon unglaublich Spannendes aus den verschiedensten Kulturen und Communities gibt in dieser Stadt. Neues muss man dem kaum hinzufügen, sondern viel eher eine Sichtbarkeit und Öffentlichkeit schaffen, da viele dieser tollen Aktivitäten oft in Nischen stattfinden und nur dem direkten Umfeld bekannt sind.
Und das zweite?
Mein anderes schon länger reifendes Grossprojekt ist das Wildwuchs Festival. Ich traue es mich kaum an dieser Stelle zu sagen, aber Wildwuchs findet alle zwei Jahre nun ja in – Basel – statt. Bei diesem Kulturfestival stehen Theater, Tanz und Kunst mit Menschen mit einer Beeinträchtigung im Zentrum. Neben internationalen Gastspielen aus der ganzen Welt entwickeln wir immer auch Projekte mit lokalen Kunstschaffenden. In diesem Jahr haben sich z.B. fünf lokale Künstler*innengruppen mit dem schwierigen Stand der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention in der Schweiz auseinandergesetzt. Dazu gab es jede Menge Gesprächsformate, in denen konkrete Forderungen an Politik und Verwaltung formuliert wurden.
Leider sind Versuche, dieses Festival auch nach Zürich zu holen, bisher nicht auf fruchtbaren, soll heissen finanziell fördernden, Boden gefallen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Im September findest About Us zum ersten Mal statt. Was bedeutet «Interkultur» und warum ist das interessant?
Interkultur bedeutet, dass mindestens zwei unterschiedlichen Kulturen aufeinandertreffen, miteinander gleichberechtigt im Austausch stehen und etwas neues Drittes aus ihrem Austausch entsteht. Drei Dinge sind daran vor allem interessant: Keine Kultur dominiert die andere, es ergibt sich etwas Neues und der Begriff ist bisher nur positiv besetzt.
Massgeblich geprägt hat den Begriff der Interkultur übrigens der deutsche Soziologe Mark Terkessidis, der auch im Rahmen von About Us! zu einem Vortrag nach Zürich kommt. Interkultur beschreibt nach ihm jene Politik, die kulturelle Barrieren für die Individuen einer vielfältigen Gesellschaft abbaut und institutionelle Diskriminierung verhindert.
Für About Us! haben wir gezielt Projekte gesucht, die zwei oder mehr Communities – wobei eine Community sich über Herkunft, Interessen, Sport u.v.m. definieren kann – in Kontakt miteinander bringen und daraus etwas spannendes Neues entwickeln.
Was treibt dich an, dich in dieser Art gesellschaftlich zu engagieren?
Mir geht es sehr gut, ich kann alles haben und tun, was ich möchte. Aber das gilt für extrem viele Menschen auf dieser Welt und auch in Zürich leider nicht. Daher versuche ich durch gesellschaftliches Engagement zumindest dazu beizutragen, dass sich dieses Missverhältnis ändert, sich die Lebensumstände für alle Menschen bessern. Vor allem in einer Stadt wie Zürich kann und darf es nicht sein, dass immer noch viele Menschen in der einen oder anderen Form gesellschaftlich benachteiligt werden.
Kunst und Kultur sehe ich in diesem Zusammenhang als ein wichtiges Medium, um gesellschaftliche Fragestellungen und Probleme sichtbar zu machen und zur Diskussion zu stellen. Auch erlaubt die Kunst die Provokation – ein nicht zu unterschätzendes Mittel um Aufmerksamkeit für eine Sache zu erregen.
Und zum Schluss noch der Klassiker: Wenn du einen Tag lang Königin von Zürich wärst, was würdest du als Erstes tun?
Ich würde als allererstes das Grundeinkommen für alle einführen. Dann hätte ich ja immer noch 23 Stunden Zeit und würde Einwegplastik besteuern, Eltern-Jokertage einführen, Velopflicht in der Innenstadt verordnen, kollektiven Wohnungswechsel alle drei Monate empfehlen, Einbürgerungen für alle ermöglichen ... und kurz vor Mitternacht noch eine Nilpferdzucht im Zürisee gründen.
Dieser Artikel wurde automatisch in das neue CMS von Tsri.ch migriert. Wenn du Fehler bemerkst, darfst du diese sehr gerne unserem Computerflüsterer melden.