Friedlicher Umzug, unbewilligte Nachdemo: Das war der 1. Mai in Zürich

Am 1. Mai zogen rund 14'000 Menschen durch die Zürcher Innenstadt. Bei der unbewilligten Nachdemo kam es zu Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstrant:innen und zehn Festnahmen.

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Die Demonstrierenden hielten sich mit Kritik an Bundesbern nicht zurück.

Es waren natürlich nicht die echte Bundesrätin und der Militärchef, die auf dem Dach der Tramstation Rudolf-Brun-Brücke in Zürich Milliarden für weitere Panzer verteilten.

Als Karin Keller-Sutter und Thomas Süssli verkleidete Aktivist:innen führten während der 1.-Mai-Demonstration zum Tag der Arbeit ein Kurztheater auf, indem die Verteilung der Bundesfinanzen ironisch thematisiert wurde.

14'000 Menschen nahmen gemäss Angaben des Gewerkschaftsbunds des Kantons Zürich (GBKZ) am offiziellen Umzug in Zürich teil. «Gegen Krieg und Faschismus» und «Solidarität statt Hetze» waren die Leitsprüche. Verschiedene politische Gruppierungen aus dem links-grünen, feministischen und gewerkschaftlichen Milieu hatten im Vorfeld mobilisiert.

  • 1. Mai Zürich  Demonstration

    14'000 Menschen zogen durch die Innenstadt. (Bild: Sofie David)

  • 1. Mai Demo Zürich

    Schönes Wetter, friedliche Stimmung am Umzug am Vormittag. (Bild: Sofie David)

  • 1. Mai Demo Zürich

    «Gegen Krieg und Faschismus» und «Solidarität statt Hetze» waren die Slogans. (Bild: Sofie David)

Der Demonstrationszug verlief bei bestem Wetter entlang der bewilligten Route vom Helvetiaplatz über die Kanonengasse via Bahnhofstrasse zum Sechseläutenplatz. Parolen wie «usem Staat mach Gurkesalat» und «oisi Stadt, oisi Quartier» wurden skandiert.

Die Stadtpolizei Zürich, die mit einem Grossaufgebot vor Ort war, spricht in ihrer Medienmitteilung von einem 1. Mai - Umzug «ohne grössere Probleme». Von vermummten Personen seien mehrfach Böller und Rauchpetarden gezündet worden. Entlang der Umzugsroute kam es zu diversen Sprayereien. Ansonsten verlief die Demonstration friedlich.

1. Mai Demo Zürich
Bei der unbewilligten Nachdemo kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmer:innen und Polizei. (Bild: Nina Graf)

An der unbewilligten Nachdemo hingegen ist es zu Ausschreitungen gekommen. Gemäss Aussagen der Polizei kam es zu Angriffen auf die Ordnungskräfte, weshalb Gummischrot und Reizstoff einsetzt wurde. Die Polizei berichtet von zehn Festnahmen. Im Anschluss seien die Einsatzkräfte auch aus dem Festgelände auf dem Kasernenareal mit Steinen angegriffen worden, schreibt die Stadtpolizei. «Darauf wurden der Wasserwerfer und Reizstoff eingesetzt.»

Das 1.-Mai-Komitee kritisiert diesen Einsatz in einem Communiqué.

Es sei die Polizei gewesen, die einen Teil der Nachdemo durch einen Einkesselungsversuch auf das Festgelände getrieben habe. Das habe die Sicherheit der Besucher:innen gefährdet. «Während Kinder auf der Blasio-Hüpfburg spielen, schiesst die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas auf das Areal. Das ist nicht zu rechtfertigen», wird Laura Can, Sprecherin des 1.-Mai-Komitee, zitiert. Anmerkung: Der Artikel wurde im Nachhinein um die Information mit dem Einsatz auf dem Kasernenareal ergänzt.

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2023-05-02 Nina Graf Portrait-13

Aufgewachsen am linken Zürichseeufer, Studium der Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaft an den Universitäten Freiburg (CH) und Basel. Sie machte ein Praktikum beim SRF Kassensturz und begann während dem Studium als Journalistin bei der Zürichsee-Zeitung. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin untersuchte sie Innovationen im Lokaljournalismus in einem SNF-Forschungsprojekt, wechselte dann von der Forschung in die Praxis und ist seit 2021 Mitglied der Geschäftsleitung von We.Publish. Seit 2023 schreibt Nina als Redaktorin für Tsüri.ch.

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