6 Gründe, den Silvester abzuschaffen

Silvester steht vor der Tür. Das freut nicht alle gleichermassen. Unsere Redaktorin Isabel Brun kann dem vermeintlich wichtigsten Fest des Jahres nichts abgewinnen – und hat dafür auch gute Gründe.

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Bild: Rade Martinovic via Unsplash

In wenigen Tagen ist es wieder soweit: Korken werden geknallt, Partyhüte aufgesetzt und dem neuen Jahr wird besoffen entgegen gefeiert. Diese Szenerie hört sich im ersten Moment eigentlich ganz gut an, denn, versteht mich nicht falsch: Ich mag es, zu feiern, mir einen Rausch anzutrinken und zu (guter) Musik zu tanzen. Was ich nicht mag, ist, wenn ich von der Gesellschaft dazu gezwungen werde – denn die Jahre des FOMOs sind bei mir definitiv vorbei.

Menschen, denen es ähnlich geht, widme ich diesen Artikel. Es folgen 6 Gründe, weshalb es durchaus Sinn macht, die Silvesternacht zu boykottieren.

1. Die Auswahl des Freundeskreises

Früher war alles besser, stimmt nicht ganz. Aber bezogen auf die Auswahl der Freundeskreise, in welchen Silvester gefeiert werden könnte, war es früher bestimmt um einiges einfacher: Deine Schulfreund*innen waren automatisch auch die Menschen, mit welchen du die Nacht zum Jahreswechsel verbracht hast.

Mittlerweile hat sich das geändert. Spätestens wenn du in einer anderen Stadt studierst oder arbeitest, baust du dir ein neues Netz an Bekannten auf. Du lernst viele neue Leute kennen, deine besten Buddies tragen andere Namen und auf einmal gibt es auch noch ein*e Partner*in, der*die noch einen weiteren Freundeskreis mitbringt. Und das, was früher so logisch war, wird zur letzten Herausforderung im noch andauernden Jahr: Mit wem feiere ich Silvester?

Wenn du dich entscheiden sollst:

2. Die Auswahl der Aktivität

Zugegeben, Punkt 1 spielt in Punkt 2 natürlich mit rein. Doch egal, ob Freundeskreis 1 einen Nachtspaziergang organisiert, Freundeskreis 2 mit Fondue und Wein lockt oder dich Freundeskreis 3 mit dem*der «geilsten DJ der Nacht» zur ultimativen Party überreden will, du musst dich entscheiden. Wie bei Punkt 1 gilt auch hier: Wähle weise.

Willst du dir lieber im Wald den Arsch abfrieren, dir eine Käseüberdosis geben oder dich in einen vollgestopften Club stürzen? Letzteres verdient aufgrund seiner schwerwiegenden Nachteile einen eigenen Punkt auf der Liste.

Wenn es beim Käsefondue nur ein Caquelon hat:

3. Die Clubhölle

Die Nacht zum 1. Januar ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um einen Club zu besuchen. Wer dies nicht bestätigen kann, verkehrte während den vergangenen Jahren wohl in den falschen Lokalitäten. Die guten Clubs werden an Silvester nämlich zur Hölle auf Erden.

Dabei beginnt der Spiessrutenlauf schon bevor das Höllentor passiert wurde; in der Schlange davor. Und wenn du jetzt denkst: «Ja weisch, ich nimme denk no es Wegbier mit», nein, eines wird garantiert nicht reichen. Und wenn ihr euch noch vor Null-Uhr ins «Partyvergnügen» stürzt, nehmt besser gleich den Prosecco mit auf den Weg, damit ihr in der Schlange auch zum Jahreswechsel anstossen könnt.

Wenn du nach gefühlt drei Stunden vor dem Club endlich den Eintritt geschafft hast, wartet bereits eine nette Dame (oder einen netten Herrn) an der Kasse, die dir einen astronomischen Betrag abzwackt. An einem normalen Abend würdest du in diesem Moment auf dem Absatz kehrt machen, da du aber bereits total blau bist und auch schon eine kleine Odysse hinter dir hast, ist dir das egal. Freudig steigst du die Treppen in die Party-Katakomben hinab. Nur, um eine Tür weiter an die nächste Menschenschlange zu stossen. Du überlegst dir, ob du deinen Wintermantel, den du von deiner geliebten Oma geerbt hast, in eine verdreckte Ecke schmeissen oder ihn doch lieber an der Garderobe abgeben willst. Und so stehst du schon wieder in einer Schlange.

30 Minuten später hast du deinen Mantel gegen einen nummerierten Zettel eingetauscht, den du im Verlauf der Nacht verlieren wirst. Danach kämpfst du dich durch die Menschenmenge auf die Tanzfläche, wo du endlich wieder mit deiner Gang vereint bist. Die Freude ist aber nur von kurzer Dauer. Erstens: du hast kein Getränk, zweitens: du musst auf die Toilette und drittens: es herrscht akuter Platzmangel. Es kommt zum Moment der Erkenntnis, dass du den nächsten Silvesterabend nicht in einem Club feiern willst.

Der Clubbesuch in der Vorstellung:

Der Clubbesuch in der Realität:

4. Feuerwerk

Nicht erst zu Zeiten der Klimakrise wohl eine der unnötigsten Erfindungen der Menschheit. Es gibt keinen Grund dafür, eine Rakete in den Himmel abzufeuern und diese dort explodieren zu lassen. Keinen. (Und hört auf, euren Kindern Böller zu kaufen!)

(Völlig verdient.)

5. SMS/Whatsapp-Wünsche

Meine Eltern nehmen es mit Neujahrswünschen noch immer sehr genau. Um Mitternacht schicken sie mir eine Whatsapp-Nachricht mit den Worten «Guten Rutsch» und einer Reihe von Emojis, von denen ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es sie gibt.

Natürlich wünschen sie sich dasselbe auch von ihrer Tochter zurück. Nur blöd, dass diese gerade betrunken versucht, den Korken des Proseccos möglichst weit knallen zu lassen. Und auf das Handy schaut sie in den nächsten Stunden höchstens, um ihrem Gspusi zu schreiben, während die Nachrichten von Eltern, Omas und Onkeln erfolgreich ignoriert werden.

Dabei ist es ja nicht einmal so, dass ich ihnen nicht auch «einen guten Rutsch und ein schönes Neues» wünschen würde. Es erscheint mir nur unnötig, die ersten Minuten im neuen Jahr mit dem Eintippen von ausgelutschten Neujahrswünschen zu verbringen. Sorry Mama.

Am nächsten Tag beim Gspusi dann so:

6. Neujahrsvorsätze

2020 steht vor der Tür. Vielen macht das Angst – zurecht, denn die Welt ist im Eimer. Dabei war doch erst noch 2017 und die Klimakrise begrenzte sich noch auf die Meldungen über das Schmelzen am Polarkreis. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Angst vor der Zukunft oder der magischen Zahl der doppelten 20 liegt, aber selten habe ich so viele Menschen sagen hören, dass sie im kommenden Jahr «alles besser» machen wollen. Rauchstopp, Flugstopp, Konsumstopp. Das ist ja schön und gut, doch wieso muss dafür bis zum Jahreswechsel gewartet werden? Als würde die Zahl 2020 automatisch eine Veränderung herbeiführen.

Dabei ist die Idee von einem Jahreswechsel zur Nacht vom 31. Dezember lediglich eine weitere Erfindung des Menschen. Ende des 15. Jahrhunderts legte nämlich der Papst Innozenz XII. den 1. Januar als den offiziellen ersten Tag im neuen Jahr fest. Es hätte also genau so gut der 1. Juli werden können – was in vielen Belangen das angenehmere Silvester gewesen wäre. Zumindest in unseren Breitengraden.

Öppe so:

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2024-02-27 Isabel Brun Redaktorin Tsüri

Ausbildung zur tiermedizinischen Praxisassistentin bei der Tierklinik Obergrund Luzern. Danach zweiter Bildungsweg via Kommunikationsstudium an der ZHAW. Praktikum bei Tsüri.ch 2019, dabei das Herz an den Lokaljournalismus verloren und in Zürich geblieben. Seit Anfang 2025 in der Rolle als Redaktionsleiterin. Zudem Teilzeit im Sozialmarketing bei Interprise angestellt.  

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