Secend: Kreislaufwirtschaft auf dem Teller

Im Fokus «Kreislaufwirtschaft» stellen wir vier Pionier:innen aus vier Branchen vor. Diesmal geht’s ums Essen: Secend rettet tonnenweise Lebensmittel, die sonst im Abfall landen würden und bringt sie zurück in den Kreislauf. Die Gründer Laurin und Angeline zeigen, wie Food Waste zum Business wird.

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Angeline Suppiger und Laurin Krausz, Gründerduo von Secend. (Bild: secend)

Secend ist ein Paradebeispiel dafür, wie Kreislaufwirtschaft im Food-Bereich wirklich funktioniert. Was als Food Truck, in dem vegane und regionale Salat Bowls verkauft wurden, begann, ist heute ein Start-up mit einer klaren Vision: Lebensmittel retten statt wegschmeissen. Laurin und Angeline bringen Produkte zurück in den Kreislauf, die wegen kleiner Mängel oder nahendem Ablaufdatum aussortiert würden – obwohl sie noch völlig geniessbar sind. Über 1’500 Tonnen haben sie so schon gerettet und beweisen damit, dass sich Food Waste nicht nur reduzieren, sondern auch in ein erfolgreiches Geschäftsmodell verwandeln lässt. Wir haben das Gründerduo Laurin und Angeline zum Gespräch getroffen.

Tsüri.ch: Wie kam es dazu, dass ihr euch mit Kreislaufwirtschaft beschäftigt?

Laurin und Angeline: Nachhaltigkeit war für uns schon immer zentral – ob bei Ernährung, Kleidung oder im Alltag. Richtig bewusst wurde es uns aber mit unserem Food Truck: Wir verkauften vegane, regionale Bowls und sahen dabei täglich, wie viel gutes Essen im Abfall landet. Diese Erfahrung hat uns die Augen geöffnet für das riesige Potenzial, Lebensmittel sinnvoll zu nutzen. Gleichzeitig fiel uns auf, wie wenig transparente Lösungen es für den Kauf von geretteten Lebensmitteln gibt. Genau da setzt Secend an: Wir wollen zeigen, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur wirtschaftlich funktioniert, sondern auch Food Waste sichtbar reduziert – und so wirklich etwas bewegt.

«Nachhaltigkeit ist unsere Motivation, Kreislaufwirtschaft unser Werkzeug»

Angeline Suppiger, Mitgründerin Secend

Was setzt ihr heute konkret um – welche Materialien, Prozesse oder Dienstleistungen sind bei euch zirkulär gedacht?

Bei Secend setzen wir Kreislaufwirtschaft auf mehreren Ebenen um: Wir retten Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, und bringen sie zurück in den Konsum. Wo immer möglich setzen wir auf recycelte- oder wiederverwendbare Verpackungen und optimieren unsere Logistik so, dass Transportwege kurz und effizient bleiben. Kreislaufwirtschaft ist für uns kein leeres Versprechen, sondern unser Geschäftsmodell.

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Ein Blick ins Lager von secend im Ecopark in Spreitenbach.

«Ohne klare Regeln und kluge Anreize aus der Politik bleibt Kreislaufwirtschaft ein Nischenmodell.»

Laurin Krausz, Mitgründer Secend

Worauf seid ihr besonders stolz auf eurem bisherigen Weg – und was hat sich dadurch in eurem Unternehmen verändert?

Wir sind stolz, seit der Gründung über 1’500 Tonnen Lebensmittel gerettet und dabei unseren Kund:innen hochwertige Produkte zu fairen Preisen angeboten zu haben. Das hat uns gezeigt: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schliessen sich nicht aus. Für uns als Unternehmerduo war das enorm motivierend. Wir haben unsere Prozesse geschärft, sind enger zusammengerückt und haben eine Unternehmenskultur aufgebaut, die Kreislaufwirtschaft wirklich lebt.

Was war besonders herausfordernd?

Die grösste Herausforderung war die Balance zwischen Logistik und Wirtschaftlichkeit. Lebensmittelrettung bedeutet, sehr flexibel auf Mengen, Lieferzeiten und Haltbarkeit reagieren zu müssen. Das war technisch und organisatorisch – eine echte Knacknuss. Als Team mussten wir lernen, Prozesse laufend neu zu denken und effizienter zusammenzuarbeiten, damit Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Wie beurteilt ihr den Stand der Kreislaufwirtschaft in der Food Branche? Wo seht ihr Fortschritte, wo hakt es noch?

In unserer Branche bewegt sich schon einiges. Food Waste ist kein Randthema mehr, viele Händler:innen und Produzent:innen erkennen, dass es Chancen gibt, Lebensmittel sinnvoll zu nutzen, statt sie einfach wegzuwerfen. Auch bei den Verpackungen sehen wir Fortschritte – nachhaltige Alternativen werden immer häufiger eingesetzt. Trotzdem: Von einer echten Kreislaufwirtschaft sind wir noch weit entfernt. Zu oft bleibt es bei kleinen Projekten oder Pilotversuchen. Unser Eindruck ist, dass es noch mehr Mut bräuchte, alte Strukturen wirklich aufzubrechen und neue Modelle konsequent umzusetzen. Da ist noch viel Spielraum nach oben.

«Vertraut euren Sinnen. Riechen, schauen, probieren – statt blind wegwerfen.»

Angeline Suppiger, Mitgründerin Secend
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(Bild: secend)

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Was müsste sich aus eurer Sicht verändern – bei Konsument:innen, in der Politik oder in der Wirtschaft – damit Kreislaufwirtschaft kein Nischenmodell bleibt?

Damit Kreislaufwirtschaft kein Nischenmodell bleibt, braucht es Veränderungen auf allen Ebenen. Konsument:innen sollten noch stärker dafür sensibilisiert werden, bewusst einzukaufen und nachhaltiger zu konsumieren. Die Politik muss klare Regeln schaffen und gleichzeitig Anreize setzen, damit Betriebe wirklich umstellen. Und in der Wirtschaft braucht es mehr Zusammenarbeit, mutige Geschäftsmodelle und clevere Logistiklösungen, die zeigen, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch funktioniert.

Wie lebt ihr Kreislaufwirtschaft privat – und hat sich durch eure Arbeit bei secend etwas daran verändert?

Kreislaufwirtschaft ist für uns nicht nur ein Konzept im Job, sondern längst Teil unseres Alltags. Wir achten privat sehr bewusst darauf, keine Lebensmittel zu verschwenden, ernähren uns vegan und verwenden viele Produkte direkt von Secend. Durch unsere Arbeit bei Secend sind wir im Alltag noch achtsamer geworden. Wir überlegen genauer, was wir wirklich brauchen, planen unsere Einkäufe besser und nutzen Resten kreativ. Zudem ist es uns wichtig, dass dieses Bewusstsein nicht bei uns aufhört, sondern auch in unserem Umfeld ankommt. Beenden wir mit etwas Handfestem: Euer persönlicher Tipp im Umgang mit Foodwaste?

Vertraut euren Sinnen. Wir riechen, schauen und probieren, bevor wir etwas wegwerfen und sind oft überrascht, wie lange viele Produkte nach Ablaufdatum noch völlig geniessbar sind. Dazu kommt Kreativität: Ein schlapp gewordener Salat oder schrumpelige Karotten landen bei uns nicht im Abfall, sondern werden zu Suppe, Pesto oder Ofengemüse. Trockenes Brot zu Croutons. Am Ende geht es um den Blickwinkel – nicht sehen, was fehlt, sondern was man noch daraus machen kann. Und darum, Chips-Packungen richtig zu falten ;)

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