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14. Mai 2019 um 12:12

Vor allem hübsch: Enrique Iglesias live im Hallenstadion

Am letzten Freitag ist Enrique Iglesias live im ausverkauften Hallenstadion aufgetreten. Tsüri.ch-Redaktor Philipp war dort – und nicht vollumfänglich begeistert. Seinem Ruf als Herzensbrecher wird Iglesias jedenfalls gerecht.

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Schon Stunden vor Konzertbeginn versammeln sich die ersten Fans vor dem Eingang des Hallenstadions. Ein süsslicher Duft von Parfum liegt in der Luft. Hie und da hört man das Klackern von High Heels. Es ist kein Geheimnis, dass die Mehrzahl der Fans von Enrique Iglesias weiblich sind. Auch in Oerlikon sind die Frauen klar in der Überzahl. Das Durchschnittsalter liegt etwa bei dreissig Jahren.

Wegen Enriques Popularität in spanischsprachigen Ländern werden alle Ansagen an diesem Abend sowohl auf Deutsch als auch auf Spanisch gemacht. Seit der Veröffentlichung seines ersten Hits «Bailamos» sind fast zwanzig Jahre vergangen – ob er die Meute heute noch gleich begeistern kann wie damals?

Sicher kein Virtuose

Die hohe Frauenquote im Publikum ist wohl teilweise auf seine kitschigen Balladen zurückzuführen. Iglesias gilt seit Dekaden als Schönling und ist weniger ein musikalischer Virtuose als ein heteronormatives Relikt der späten Neunziger. Daher sind manche Gäste bestimmt nicht nur wegen der Musik nach Oerlikon gepilgert. Auch der Autor dieses Artikels nicht.

Gegen halb zehn ist es dann endlich soweit: Das prall gefüllte Hallenstadion verdunkelt sich und Enrique präsentiert sich in engen Lederhosen auf der Bühne. Für einen Moment übertönt das Gekreische in der Halle fast die achtköpfige Band – einen Haufen abgeklärter Profis, die wohl jede Halle zum Kochen bringen könnten.

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Mit wie viel Playback unterstützt wird, ist nicht klar. Zumindest scheint es so, als ob wirklich alles live gespielt ist. Bei schwierigen Passagen erhält Iglesias – das ist hingegen glasklar – ordentlich Hilfe von seinen Backround-Sänger*innen.

Rennen, rumhopsen, posen

Gekonnt nutzt Schwerenöter Iglesias die Bühne, rennt und hopst von Seite zu Seite. Eine gute Stunde ist bereits vergangen, als er auf die dritte Bühne wechselt, die als Unplugged-Schauplatz inszeniert wird. Zusammen mit seinem Gitarrist trällert Iglesias auf der intimen Stage weitere Hits wie etwa «Taking Back My Love».

Ob seine langjährige Frau und Ex-Tennisstar Anna Kurnikowa begeistert darüber wäre, was dann passiert, ist zu bezweifeln. Bei einem Duett kommt Iglesias seiner Background-Sängerin immer näher, bis er sie in den Armen hält und eng an sich drückt. Das Ganze eskaliert zum Ende des Songs, als Iglesias die Sängerin zärtlich auf den Mund küsst. Und es sollte nicht das einzige Geknutsche der Nacht bleiben.

Zwischen Cover-Fetzen und Schmusen mit den Fans

Nach dem Kuss mit der Sängerin stimmt der Schürzenjäger «Yellow» von Coldplay an, beendet allerdings nur die erste Strophe, bevor er wieder auf die Hauptbühne wechselt. Dort bedient er sich erneut einem Cover, heizt dem Publikum kurz mit «Seven Nation Army» ein und anstelle des echten Textes singt er «Lololo». Fast wie bei einem Fussballspiel johlt das Publikum energisch mit. Das Konzert wird wieder fetziger. Doch die Zuschauer*innen reagieren an diesem Abend nur wenig auf die verschiedenen Stilrichtungen. Balladen, Reggaeton oder Rock: Während den Songs wird mehr gefilmt als getanzt, nach den Songs mehr gekreischt statt geklatscht.

Iglesias stört das überhaupt nicht. Er fordert das Publikum sogar auf, die Taschenlampen ihrer Handys zu aktivieren, wie man es früher mit den Feuerzeugen tat. Während einer weiteren Kraftpose erstrahlt deshalb das ganze Hallenstadion in grellem Handy-Licht und für einen Augenblick lang entsteht so etwas wie ein Gefühl der Gemeinschaft.

Bei der ersten Zugabe nimmt sich Enrique dann eine Zuschauerin wortwörtlich zur Brust, presst ihren Körper während dem Song «Hero» fest an seinen. Das erneute Geschmuse kulminiert wiederum mit einem Kuss auf den Mund der Zuschauerin. Würde der Don Juan doch nur so gut singen, wie er Frauen knutscht.

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Trotzdem gute Unterhaltung

Nach knapp zwei Stunden verklingt der letzte Song von Enrique Iglesias. Inzwischen hat er es geschafft, das Publikum zumindest ein bisschen zum Tanzen zu bewegen. Wenig überraschend, dass zum Schluss des Konzerts in Netzen fixierte Ballone von der Decke niederregnen.

Letztendlich hat der Womanizer auch in Zürich das getan, was er seit zwanzig Jahren am besten kann: nicht unbedingt gut gesungen, aber gut unterhalten. Zwischen Pyro-Show, Rauch- und Laser-Effekten und Sopran-Geschrei des Publikums wusste der Weltstar die Menge zu animieren. Für die Iglesias-Fans, die keine VIP-Golden-Circle-Tickets erworben haben, war das Konzert bestimmt ein Feuerwerk. Wer auf ein klangvolleres Spektakel aus war, wäre mit dem Konzert von Metallica, das zeitgleich im Letzigrund stattfand, vermutlich dennoch besser bedient gewesen.

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