Kurz bevor das Essen verdirbt, landet es auf diesen Zürcher Tischen
Küchen im Koch-Areal
<br><br> <!--more--><br><br> Manchmal, wenn ich auf dem Koch-Areal bin, scheint eine der zentralen Küchen wie ein leicht verrunzeltes und ausgetrocknetes Schlaraffenland: Brote, Backwaren, Früchte, Gemüse liegen rum. In diesen Gemeinschaftsküchen in Altstetten landet vieles. Bäckereien bringen ihren Überschuss vorbei und die Küchen werden gefüllt mit unverkaufbaren Waren, die aus Supermarktabfällen oder sonst wo gesammelt und eingekauft wurden. Nur, liebe Zürcherinnen, die Besetzer im Koch-Areal sowie die Sammler von Lebensmittel aus Abfallcontainern kommen gegen den essbaren Überfluss in unserer Stadt nicht an. Besonders während den Festtagen hat sich mehr angesammelt, als gegessen werden konnte.<br><br> [caption id="attachment_862" align="alignnone" width="690"]<img class="size-full wp-image-862" src="https://tsri.ch/media/uploads/2015/01/food21.png" alt="Banana Mania eines Kühlschranks im Koch-Areal " width="690" height="518" /> Banana Mania eines Kühlschranks im Koch-Areal[/caption]<br><br> <strong>Um die nicht verkaufsgerechten Lebensmittel zu retten, gibt es in Zürich gleich mehrere Projekte:</strong> <ul> <li>Der BachserMärt beliefert das <a href="http://www.buffetdreieck.ch/index.php">Buffet Dreieck</a>, welches täglich aus den Lebensmitteln, die im Handel kein Absatz finden, Mittagessen kocht. Gründe, warum das Essen nicht verkauft werden kann, gibt es viele. Beispielsweise Transportschäden, knappes Haltbarkeitsdatum oder abnormales Aussehen (zu klein, zu gross, zu krumm). Auch verkauft der BachserMärt das Brot vom Vortag 50 Prozent billiger, oder gibt es weiter an Grosshaushaltküchen und Restaurantbetriebe. Bei den meisten anderen Supermärkten wird das Essen mit diesen Mängeln direkt weggeworfen.</li> <li>In der <a href="http://www.aess-bar.ch/">Äss-Bar</a> im Niederdorf kannst du Brot, Gebäck, Torten und Sandwiches für günstigere Preise kaufen. Die Äss-Bar sammelt von verschiedenen Bäckereien die Backwaren vom Vortag und verkauft diese zu stark vergünstigten Preisen. Dieses System kreiert eine neue Wertschöpfung (Aktives Einsetzen für Lebensmittelverluste und schonen des Portmonnaies) für Backwaren die sonst weggeworfen werden.</li> <li><a href="http://www.tischlein.ch/">Tischlein Deck Dich</a> sammelt Lebensmittel und verteilt diese weiter an ärmere Menschen.</li> <li>Bald gibt es mit <a href="https://www.facebook.com/zumgutenHeinrich?fref=photo">Zum Guten Heinrich</a> ein Take Away, welches sich diesen Kampf gegen Lebensmittelverschwendung vor nimmt.</li> <li>Eine meiner Lieblings-Stationen ist die <a href="http://biorampe.ch/">BioRampe</a> in Altstetten; ein Einkaufsmekka für Food, welches in den traditionellen Verkaufskanälen kein Absatz mehr findet. Auch hier sind die Gründe für die Produkte: Beschädigung der Verpackung oder knappes Mindesthaltbarkeitsdatum. Einkaufen in der BioRampe macht Spass, weil es immer qualitativ sehr gute Produkte im Angebot hat und ich mir keine Gedanken zu den Kosten der Produkte machen muss, weil alle sehr preiswert sind.</li> </ul> [caption id="attachment_858" align="alignnone" width="695"]<img class="size-full wp-image-858" src="https://tsri.ch/media/uploads/2015/01/food4.png" alt="Container Beute vom 28. Dezember 2014 13 Einkaufssäcke darunter Spargeln, Rindsfilet, Erdbeeren, Trüffel und Blumen" width="695" height="925" /> Container Beute vom 28. Dezember 2014 13 Einkaufssäcke darunter Spargeln, Rindsfilet, Erdbeeren, Trüffel und Blumen[/caption]<br><br> Das Retten der noch intakten, gesunden Lebensmittel von Verkaufsläden, Gastronomen und Organisationen ist jedoch nur Symptombekämpfung. Der Hauptgrund für den Food Waste liegt bei uns. Jeder von uns schmeisst durchschnittlich 300 Gramm Essen weg - täglich. Grösser als die Verschwendung im Gross- und Detailhandel ist sie bei uns Zuhause - 45 Prozent des totalen Food Wastes. Wir kaufen zu viel ein, wissen zu wenig über die ideale Lagerung der einzelnen Lebensmittel und erwarten zu jeder Tageszeit ein volles Regal im Supermarkt. Unsere Lust bestimmt, was wir essen und einkaufen wollen. Und zwar in allen Migros und Coops - das Bio Bananen Jogurt im Migros Höngg, das laktose-arme Bifidus Erdbeer Bächerli am Stadelhofen, die Zucchini im Januar im Wollishofen. Die stetige Verfügbarkeit der Produkte und unsere Schwäche für Verzicht spielen die Hauptcharaktere dieses ressourcenintensiven Theaters.<br><br> Und Brot? Schmeisst du Brot weg? Kaum einer denkt an den Herstellungsaufwand des Brotes, bis es in der Küche austrocknet. Die Transportwege des billigen Getreides aus Kanada, die Industriebäckerei, in der Mitarbeiter Knöpfe an Maschinen bedienen, die Migrosverkäuferin mit ihrem Bruttolohn von 4000 Franken pro Monat. Und wir haben dann keine <em>Lust</em> das Brot zu essen, und kochen lieber einen Teller Pasta zum Znacht. Das alte Brot landet im Abfall, weil der finanzielle Wert nicht hoch ist und jederzeit ein neues gekauft werden kann. Fotzelschnitte, Paniermehl und besonders Torta di Pane (Rezept unten) sind einfache, schnelle Favoriten zur Verkleinerung der 45 Prozent vom Food Waste Zuhause.<br><br> [caption id="attachment_855" align="alignnone" width="700"]<img class="size-full wp-image-855" src="https://tsri.ch/media/uploads/2015/01/food1.png" alt="Ausgetrocknets, ungegessenes Brot nach Weihnachten auf dem Koch-Areal" width="700" height="933" /> Ausgetrocknets, ungegessenes Brot nach Weihnachten auf dem Koch-Areal[/caption]<br><br> Wir Konsumenten haben stets die Macht. Unsere Kaufmacht lässt die Regale täglich füllen. Und mit unserer Kaufwahl und unserem Konsumverhalten bestimmen wir, wie viel verschwendet wird. Die Verantwortung liegt bei uns, nicht nur bei Coop oder Migros. Einige Ansätze sind zum Beispiel: <ul> <li>Weniger einkaufen: Sehr oft kann aus Resten, angefangenen Packungen noch eine weitere Mahlzeit gekocht werden</li> <li>Versuche dir zu merken, was du noch im Kühlschrank hast. <a href="https://www.youtube.com/watch?x-yt-cl=84503534&list=PLqxQf-Pc-B-e2Xrf-Dow_x31oUWwvibLx&x-yt-ts=1421914688&v=mG9xYVyAnuc" target="_blank">Eine schöne Lösung dafür hat die Künsterin Jihyun Ryou kreiert</a></li> <li>Scheue nicht, Abgelaufenes zu essen. Ausschlaggebend sind Geruch, Geschmack und Aussehen</li> <li>Auch wenn ein Produkt billig ist, Respekt dem Produkt gegenüber und den Personen dahinter hilft, etwas sparsamer zu sein</li> <li>Richtige Aufbewahrungsmethoden von Lebensmitteln verlängert die Haltbarkeit. Zum Beispiel: Ein Apfel im Brotkasten hält das Brot länger frisch. Oder: Gurken, Kürbis, Zucchetti bleiben am besten bei Raumtemperatur, der Kühlschrank ist zu kalt</li> <li>Benutze sauberes Besteck beim Schöpfen von Eingemachtem wie Gurken, Konfi oder Pestos. So wird Schimmel verhindert</li> <li>Im Kühlschrank ist es trocken. Um Austrockung von Käse, Trockenfleisch, angeschnittenes Gemüse zu verhindern, die Produkte in verschliessbaren Containern aufbewahren (Konfigläser, Tupperware etc.)</li> <li>Kräuter, Salat mit angefeuchtetem Küchentuch, Serviette und Küchenpapier umwickeln und luftdicht im Kühlschrank aufbewahren</li> <li>Welken Salat oder älteres Gemüse, für eine Stunde in Wasser einlegen dadurch werden sie wiederbelebt</li> <li>Der Tiefkühler ist ein guter Ort, um Lebensmittel zu lagern. Auch dort verliert das Essen an Feuchtigkeit, daher sollte das Produkt luftdicht verpackt werden</li> </ul> Gedankenanstösse und Ideen bietet die Organisation und Online Plattform <a href="http://foodwaste.ch/">foodwaste.ch</a> sowie Aktionen von Bio für Jede und <a href="https://www.facebook.com/slowfoodyouthch">Slow Food Youth</a>. Auf dem Koch-Areal werden die gesammelten Lebensmittel in der Volxküche (oder Vokü genannt) verwendet. Am Vokü wird Essen angeboten und jedee bezahlt dafür wie viel sie will oder kann. Bilder wie oben von ungegessenem, ausgetrocknetem Brot sind selten zu sehen, nur war die Ansammlung während den Festtagen auch dort etwas üppig.<br><br> <strong><em>Torta di Pane </em></strong><strong><em>(Rezept von Monika Zadra) </em></strong><em>550 Gramm trockenes Brot </em><em>1 Liter Milch </em><em>1 Ei </em><em>1 Zitrone (Saft und Zeste) </em><em>200 Gramm Zucker </em><em>20 Gramm Kacao Pulver </em><em>5 cl Grappa </em><em>200 Gramm Rosinen </em><em>50 Gramm Zucker (optional) </em><em>50 Gramm Pinienkerne </em><em>20 Gramm Butter</em><br><br> <em>Die Rosinen im Grappa in einer Schüssel einweichen. Das Brot in Scheiben schneiden und in der erwärmten Milch ein bis zwei Stunden ziehen lassen. Ei, Zitronensaft und -Zeste, Zucker, Kakao Pulver und Rosinen zum Brot hinzufügen. Eine Springform (24-26cm Durchmesser) mit Butter bestreichen und mit der Brotmasse füllen. Mit Pinien und Butterflocken decken und für 1 - 1 ½ Stunden bei 180°C backen. </em><br><br> [caption id="attachment_859" align="alignnone" width="699"]<img class="size-full wp-image-859" src="https://tsri.ch/media/uploads/2015/01/food5.png" alt="Torta die Pane die feinste Aufwertung von altem Brot" width="699" height="523" /> Torta die Pane die feinste Aufwertung von altem Brot[/caption]
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