Intellektuelles Masturbieren mit Woody Allen

<!--more--><br><br> <em>Ein Uniprofessor findet neuen Lebenssinn, als er beschliesst jemanden zu töten. Woody Allen ist zurück!</em><br><br> Ein kleines, prall rundes Bäuchlein schiebt Joaquin Phoenix den Film über vor sich her (immer wieder schön ins Bild gerückt von Darius Khondjis Kamera). Ganz so, als wäre er schwanger. Und das ist er irgendwie auch.<br><br> Der Philosophieprofessor Abe Lucas (Phoenix) ist ernüchtert von der eigenen Unfähigkeit, etwas in der Welt zu bewirken. Aus dieser Apathie kann ihn weder der Alkohol, noch seine naiv flirtende Studentin (grossartig Emma Stone), und auch nicht ein Spiel russisches Roulette reissen. Also trichtert er seinen Studenten gleich zu Beginn des Semesters ein, dass philosophieren nichts mit der Realität zu tun hat. «Es ist blosses intellektuelles Masturbieren», sagt er. Recht hat der Mann.<br><br> Doch der Zufall meint es gut mit ihm. Während er wieder einmal über die Sinnlosigkeit des Lebens schwadroniert, belauscht er ungewollt eine Mutter, die das Sorgerecht für ihre Kinder wegen eines befangenen Richters verlieren könnte. Um der Frau zu helfen, beschliesst Luca den gestrengen Herrn um die Ecke zu bringen und geht mit dem perfekten Mordplan schwanger.<br><br> Durch die Erkenntnis, endlich etwas ausrichten zu können, aus seiner Benommenheit gerissen, hüpft er fortan so jugendlich übermütig über das Unigelände, dass sich ihm die Frauen nur so an den Hals schmeissen. Man merke, Frauen mögen tatkräftige Männer.<br><br> Es ist ein typischer Woody-Allen-Film im Stile von «Whatever Works» und «Matchpoint». Seine Figuren geben sich einmal mehr dem internen Monolog hin, der so geschliffen klingt, als stamme er aus einem Roman, dessen Autor dreissig Semester Philosophie studiert, es dann aber doch nie zum Abschluss gebracht hat. Dabei entpuppen sich die Protagonisten als egozentrische, selbstsüchtige Egomanen, die philosophische Diskussionen lediglich als Legitimation zur Durchsetzung ihres alles zerfressenden Willens missbrauchen.<br><br> Beschwichtigt wird man ob so viel Egoismus durch die amüsant ironische Darstellung der Schauspieler, wobei hier besonders Frau Stone hervorzuheben ist. Von satten Farben triefende Bilder und ein lüpfiger Jazzsoundtrack tragen dann noch das Ihre zur Einlullung der Zuschauer bei.<br><br> Ab 12.11. im Kino.<br><br> &nbsp;<br><br> <em><a href="https://kulturmutant.wordpress.com/2015/11/12/intellektuelles-masturbieren/" target="_blank">Dieser Artikel ist zuerst auf Kulturmutant.com erschienen und wurde von Muriele Weber verfasst.</a></em><br><br> <em>Titelbild: Frenetic Films</em> <h1 class="entry-title"></h1>

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