Diese Studentin hat 100 Flugblätter aufgehängt, um nicht auf der Strasse zu landen
Lisa hat innerhalb weniger Stunden 100 Flugblätter aufgehängt. Damit sucht sie nach einem WG-Zimmer in ihrer Nachbarschaft. Weil wir wissen wollten, ob diese aufwändige Suchmethode erfolgreich war, trafen wir sie auf einen Kaffee.
Am 1. August taucht es zum ersten Mal auf. Es hängt an der Programmwand des Äms-Fäscht auf der Bäckeranlage, am Laternenpfahl auf dem Idaplatz und an der Wand vor dem WC im Café du Bonheur – das Flugblatt, mit dem Lisa nach einem WG-Zimmer sucht, ist plötzlich überall. Es beginnt mit den Worten: «Ich bin Lisa und wohne zurzeit noch hier, in der Nähe des Bullingerplatz. Leider löst sich meine WG kurzfristig auf Ende des Monats auf. Da mir die Gegend sehr ans Herz gewachsen ist, wäre ich froh, hier wohnen bleiben zu können». Neben dem Text ein Foto und darunter kleine Zettel mit ihrer Emailadresse zum Abreissen.
Auf 30 Mails 4 Antworten erhalten
Lisa ist 21 Jahre alt und studiert seit eineinhalb Jahren Schauspiel an der ZHdK. Ursprünglich kommt sie aus Berlin. Bis anhin wohnte sie in einer Dreier-WG an der Agnesstrasse unweit des Bullingerplatz. Weil ihr Mitbewohner und Hauptmieter ins Ausland zog, wollte sie die Hauptmieterschaft für die Wohnung übernehmen. Das hat aber leider nicht geklappt.
Innerhalb eines Monats muss deshalb ein neues Zimmer her. Auf die beste Quelle für freie Zimmer – Vitamin B – ist in diesem Sommer keinen Verlass: «Von meinen Freund*innen suchte gerade niemand Mitbewohner*innen», erklärt sie. Zwar hat sie zuerst auch online nach WG-Zimmern gesucht, aber auf 30 Mails lediglich 4 Antworten erhalten. «Ich wollte nicht untätig zu Hause herumsitzen und warten bis ein Zimmer vom Himmel fällt», sagt sie. Deshalb hat sie sich für diese analoge, uralte Suchmethode mit den Flugzetteln entschieden. «Ich hatte hier in Zürich auch schon so nach Babysitterjobs gesucht und das hat gut geklappt», sagt sie. In Berlin hat sie oft Flugzettel gesehen, mit denen jemand in seinem*ihrem Kiez nach einem Zimmer gesucht hat und weil ihr das sehr sympathisch war, hat sie diese WG-Suchmethode jetzt auch in Zürich angewendet.
So greift sie am brütend heissen ersten Tag des Augusts zu Klebeband, Schere und 80 Kopien und radelt zusammen mit ihrem Freund durch die Stadt. Vier Stunden ist sie unterwegs. Schon während der Tour ergeben sich gute Gespräche mit Passant*innen und den Besitzer*innen von Cafés und Restaurants. Die Besitzer*innen vom indischen Restaurant «Thali House» an der Langstrasse haben ihr sogar eine Zimmerbesichtigung vermittelt.
100 solche Zettel hängte Lisa in Zürich auf.
«Es hat mir Sicherheit gegeben, so intensiv zu suchen», fügt sie an. Später hat sie nochmals gezielt an Orten Zettel aufgehängt, wo junge Leute unterwegs sind oder man warten muss. So beispielsweise bei der Gelateria di Berna, in Kaffees auf der Toilette oder bei Ampeln, aber auch an Häusern, in denen sich Woko-Wohnungen befinden.
Suche mit Happyend
Auf die 100 Zettel hat sie 11 Antworten erhalten. Einige der Angebote sind zu weit weg oder zu teuer gewesen, aber drei Wohnungen kann sie dank des Zettels besichtigen. Unter den Antworten ist nur ein einziges komisches Mail: «Ein älterer Mann, der noch zu Hause bei seiner Mama wohnt, hat mir dort ein Zimmer angeboten.» Viele Leute hätten ihr auch ein Gästezimmer offeriert, einfach auch, dass sie nicht auf der Strasse landen würde. Das muss sie jetzt auch nicht.
Falls ihr einen Zettel von Lisa sieht, dürft ihr ihn abreissen. Vergangenen Sonntag nämlich hat sie die Zusage für ein WG-Zimmer knapp 500 Meter von ihrem jetzigen Daheim bekommen. Dieses hat sie zwar über ein klassisches Inserat gefunden, «aber meine künftigen Mitbewohner*innen wussten bereits, dass ich die ‹Zettel-Lisa› war».Jetzt ist sie gerade noch mitten in den Vorbereitungen für einen Flohmarkt. Anfang September zieht sie dann in die neue Wohnung ein.
Fotos: Seraina Manser
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Das mag ich an Züri am meisten:
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